Gemüse und Obst selbst anbauen
Obst und Gemüse selbst anbauen kann jeder. Dazu brauchen Sie nicht unbedingt einen Traktor oder einen Garten. Oft reicht schon das Fensterbrett oder ein Balkon. Dinge, die Sie gerne essen, selbst anzubauen, ist nachhaltig und gesund. Die Freude über die eigene Ernte gibt es gratis dazu!
Wenn Sie Obst und Gemüse selbst anbauen können, wissen Sie genau, was Sie ernten: leckere Vitamine ohne Pflanzenschutzmittel. Außerdem ernten Sie direkt dort, wo Sie die Lebensmittel brauchen: bei Ihnen zuhause. Damit sparen Sie gleich noch Verpackungsmüll, CO2 für den Transport und ernten saisonal. Damit vermeiden Sie also nochmal CO2, weil kein Gewächshaus beheizt und weder Flugzeug noch Schiff betankt werden müssen, um Ihnen im Winter Erdbeeren auf den Tisch zu bringen.
Indem Sie Ihr eigenes Gemüse und Obst anbauen, sorgen Sie also nicht nur für die Umwelt, sondern tun auch ganz konkret etwas für Ihre Gesundheit und Ihren Körper. Frisch aus dem eigenen Garten hat man es selbst in der Hand, sich gesund und nachhaltig zu versorgen. Der Aspekt, dass man sich dadurch auch für die Gesellschaft und das Klima engagiert, entsteht sozusagen "nebenbei".
Gartenarbeit ist auch deshalb auf dem Vormarsch, weil es eine tolle Möglichkeit ist, einfach mal den Stress zu vergessen. Sich nach einem anstrengenden Tag bei der Gartenarbeit ganz auf den Moment zu fokussieren, und nur an aussäen, ernten oder Unkraut zupfen zu denken, bringt Entspannung und erdet. Schon 20 Minuten Arbeit im Garten wirken wie eine kleine Auszeit. Die Konzentration erhöht sich und die Stresshormone werden abgebaut. Und das funktioniert auch mit einem Balkon oder dem Kräutergarten auf dem Fensterbrett.
Drei Möglichkeiten Obst und Gemüse selbst anzubauen:
- Jungpflanzen kaufen
- Samen kaufen
- Gemüse wieder austreiben lassen
Je nachdem für welche Variante Sie sich entscheiden, gilt es ein paar grundsätzliche Dinge zu beachten. Aber es ist nicht kompliziert.
Jungpflanzen auf Pflanzenbörsen kaufen
Wenn Sie Ihren eigenen Anbau aus Jungpflanzen starten möchten, halten Sie Ausschau nach Pflanzenbörsen. Viele Kleingärtner säen Anfang des Jahres mehr aus, als sie später als Jungpflanzen aussetzen können. Auch der Austausch mit anderen Hobbygärtnern ist eine gute Idee, da gibt es den einen oder anderen Rat gratis dazu. Vor allem für Einsteiger kann das sehr nützlich sein. Wochenmärkte, Gärtnereien und Baumärkte verkaufen ebenfalls Jungpflanzen. Diese haben aber oft einen langen Weg hinter sich und einen ganz schön großen CO2-Fußabdruck.
Auch Flohmärkte sind eine gute Möglichkeit, um an regionale Jungpflanzen zu kommen. Insbesondere dann, wenn es schon zu spät im Jahr ist, um manche Pflanzen (z.B. Tomaten) auszusäen, Sie diese aber trotzdem auf dem Balkon anpflanzen möchten.
Nicht jeder Samen für den Anbau bringt gute Ergebnisse
Bei Samen müssen Sie wissen, dass Sie nur teilweise die Samen aus dem Obst und Gemüse , was Sie gerade für Ihr Essen schnippeln, verwenden können. Bei manchen Gemüsesorten, zum Beispiel Gurken, Zucchini oder Kürbis sind giftige Bitterstoffe eigentlich herausgezüchtet, können aber spontan wieder gebildet werden, wenn Sie aus Ihrem Salatgemüse eigene Pflanzen ziehen.
Auch müssen Sie damit rechnen, dass das Gemüse, das Sie aus solchen Samen ziehen, nicht unbedingt so aussieht wie das Gemüse, aus dem Sie die Samen gewonnen haben. Das liegt dann daran, dass es nicht "samenfest" ist. "Samenfest" bedeutet, dass Form, Farbe und Geschmack identisch sind mit dem Gemüse oder Obst, aus dem die Samen entnommen wurden.
Wenn Sie vorher wissen möchten, was aus den Samen wächst, sollten Sie samenfestes Saatgut kaufen. Lassen Sie sich gerne überraschen und nehmen auch mal einen Misserfolg bei der Ernte in Kauf, dann können Sie auch die Samen aussäen, die nach der Ernte und dem anschließenden Gemüseputzen ansonsten in den Biomüll wandern würden.
Gemüse neu austreiben lassen
Ganz einfach ist es mit Gemüse, das ganz von selbst wieder neu austreibt. Das funktioniert zwar nicht mit allen Sorten, aber es gibt Gemüse, da klappt es ganz einfach: Porree oder Gemüsezwiebeln zum Beispiel. Schneiden Sie zum Essen nur den oberen Teil ab, sodass etwa zwei Zentimeter oberhalb des kleinen Wurzelballens übrigbleiben. Säubern Sie den Wurzelballen gründlich unter fließend Wasser und stellen ihn dann in eine flache Schale mit immer frischem Wasser. Das machen Sie so lange, bis neue Wurzeln sprießen. Dann können Sie auspflanzen! Auch mit Stangensellerie funktioniert das so.
Auch treibende Kartoffeln, Ingwer, Zwiebeln oder Knoblauch müssen nicht zwingend in die Biotonne wandern, sondern können zu neuer Ernte führen! Allerdings sind viele Gemüsesorten aus dem Supermarkt keimhemmend behandelt, da wird es tendenziell schwierig. Bei Gemüse aus kontrolliert biologischem Anbau hingegen sollte es gut klappen. Es enthält keine solchen Chemikalien und kann als Basis für den eigenen Anbau wunderbar genutzt werden. Hier erfahren Sie mehr über Regrowing .
Pflanzgefäße für den eigenen Anbau
Als Pflanzgefäß können Sie fast alles benutzen. Um Gemüse und Obst anzubauen, müssen Sie nicht extra Blumenkübel kaufen. Ein alter Waschbottich, ein aussortierter Putzeimer, alte Kochtöpfe, Baukübel oder Plastikschüsseln tun es auch.
Zur Anzucht aus den Samen brauchen Sie ebenfalls keine teuren und umweltschädlichen Torfquelltöpfchen. Nehmen Sie einfach einen Eierkarton aus Pappe, füllen Sie Mulden mit Erde und drücken Sie die Samen in die Erde hinein. Auch Joghurtbecher, Quarkschälchen, halbierte Plastikflaschen oder aus Zeitungspapier selbst gerollte Töpfe erfüllen diesen Zweck ganz wunderbar.
Wichtig ist, die Erde vor Staunässe zu schützen. Dazu geben Sie erst eine Schicht groben Kies auf den Boden des Gefäßes Ihrer Wahl. Anschließend schütten Sie eine Schicht feineren Kies darüber (dazu eignet sich zum Beispiel Aquariumkies) und füllen mit Erde auf. Falls Sie noch alte Grillkohle vom letzten Sommer übrig haben, können Sie diese unter den groben Kies mischen. Damit beugen Sie der Entstehung von Fäulnis und Schimmel vor.
Die Erde muss keine teure Blumenerde sein. Normale Erde, vermischt mit etwas Sand und Kompostresten funktioniert ebenfalls wunderbar. Achten Sie bei der normalen Erde darauf, dass es keine Erde ist, in der Nadelbäume wachsen, denn diese ist zu sauer für den Obst- und Gemüseanbau.
Gemüsesorten für den Anbau auf der Fensterbank
Auf der Fensterbank gedeihen Radieschen das ganze Jahr über sehr gut (in länglichen Blumenkästen in Reihe säen). Aus den Wurzelballen in einzelne Gefäße gesetzter Stangensellerie, Lauch oder Frühlingszwiebeln, Ingwer und auch aus Stecklingen gezogene Kräuter, wie zum Beispiel Rosmarin wachsen so ganz leicht.
Obst und Gemüse auf dem Balkon anbauen
Um auf dem Balkon Obst und Gemüse selbst anbauen zu können, muss man einige Dinge beachten. Aussaat, Auspflanzen und Ernte sind von den Jahreszeiten abhängig. Mitte oder Ende Mai ist man mit vielen Obst- und Gemüsesorten etwas zu spät dran, aber mit Jungpflanzen können Sie noch dieses Jahr ernten.
Für diese Jungpflanzen ist es Ende Mai noch nicht zu spät:
- Kohl
- Salat
- Kohlrabi
- Blaubeeren (größere Stauden in Kübel, sie sind mehrjährig)
- Physalis ("Andenbeere")
Für die Anzucht in größeren Pflanzgefäßen eignen sich:
- Zucchini (pro Pflanze 1qm)
- Gurke (mit Rankhilfe)
- Kürbis (wuchert aus dem Kübel heraus)
- Tomaten (mit Rankhilfe)
- Melone (rankt über den Balkon)
Das können Sie Ende Mai noch in Blumenkästen oder kleineren Töpfen aussäen:
- Salat (funktioniert im Kasten)
- Karotten (tiefe Gefäße nutzen)
- Radieschen (super abwechselnd mit Karottensamen)
- Erbsen (mit Rankhilfe)
Vielleicht erleben Sie im ersten "Gartenjahr" ein paar Misserfolge, dafür klappt es im zweiten Jahr umso besser. Auch weil Sie im ersten Jahr das Gefühl dafür bekommen, wie viel Platz welches Gemüse braucht und welche Standorte, Pflanzgefäße und Erden besonders gut geeignet sind.
Ganzjähriger Kartoffelanbau im Wohnzimmer
Keimende Kartoffeln fallen immer mal an und sind auch ohne Balkon oder Garten sehr einfach zu züchten. Haben die Kartoffeln angefangen auszutreiben, legen Sie sie auf die Fensterbank, so lange bis die kräftigen Triebe etwa 2cm lang sind.
Bereiten Sie einen Eimer wie beschrieben mit Kies, Kohle, Erde, Sand und Co. vor (flache Gefäße sind bei Kartoffeln ungeeignet) und setzen Sie die ausgetriebenen Kartoffeln so auf die Erde, dass die Keime nach oben ragen. Nicht zu viele Kartoffeln pro Eimer, ein 10l Putzeimer ist ideal für drei Kartoffeln in gleichmäßigem Abstand.
Füllen Sie dann 10-15 cm Erde auf, sodass die Kartoffeln bedeckt sind. Gießen Sie dann gut an und stellen Sie den Eimer an eine warme, sehr helle Stelle im Wohnzimmer. Vielleicht vor die Balkontür, denn Licht ist wichtig. Achten Sie darauf, dass sich keine Staunässe bildet und die Erde nicht völlig austrocknet. Sie können gelegentlich mit Resten aus der Kaffeekanne düngen.
Sobald sich Blätter an der Erdoberfläche zeigen, beginnt das "Anhäufeln". Dazu füllt man immer etwas Erde um die Pflanze, sodass nur die Blätter herausschauen. Die Kartoffeln sind etwa zwei bis drei Wochen nach dem Abwelken der Blätter erntereif.
Das kann zwei bis drei Monate dauern. Weil im Wohnzimmer immer gleiche Temperaturen herrschen, können Sie das ganze Jahr über Kartoffeln anbauen. Ab jetzt wandern keine getriebenen Kartoffeln mehr in den Müll!
Und alle, die weder einen Balkon noch ein wirklich sonniges Fleckchen im Wohnzimmer ihr Eigen nennen, können auch Champignons selbst anbauen. Das funktioniert sogar im dunklen Keller oder im Hausflur.
Wenn die Erntekörbe voll mit reifem Gemüse sind, gilt es die gewonnenen Lebensmittel zu köstlichen Gerichten zu verarbeiten. Wer hier noch etwas Inspiration benötigt, dem könnte der TK-Coach der Techniker weiterhelfen: abgestimmt auf Ihre individuellen Bedürfnisse verrät dieser, worauf es bei einer gesunden Ernährung ankommt und begleitet Sie mit einem täglichen Rezeptplan durch den Alltag.