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Antigen

Als Antigene werden Stoffe bezeichnet, die vom Körper als fremd erkannt werden und zu einer Reaktion des Immunsystems führen. Dazu zählen bestimmte Strukturen - meist Proteine, die sich auf der Oberfläche von Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten befinden. Beim Kontakt mit körperfremden Antigenen erzeugt das Immunsystem spezielle Antikörper, um die Erreger abzuwehren und unschädlich zu machen. Da Antigene auch im Blut zirkulieren, können sie durch spezielle Labortests nachgewiesen werden. Bei vielen Infektionen kann ein solcher Antigentest die Diagnose einer bestimmten Krankheit sichern. 

Antikörper

Antikörper sind spezielle Eiweißmoleküle in Y-Form, die im Blutkreislauf sowie in den Lymphbahnen zirkulieren. Sie sind zentraler Bestandteil des Immunsystems. Ihre Aufgabe besteht darin, alle Arten von Krankheitserregern wie Bakterien oder Viren und andere Fremdstoffe im Körper zu bekämpfen. Produziert werden sie in der Regel im Zuge einer sogenannten Immunantwort. Das heißt: Gelangt ein Antigen in den Körper, setzt das Immunsystem die Produktion des passenden Antikörpers in Gang. Dieser heftet sich daraufhin an den Krankheitserreger, markiert ihn und macht ihn z. B. für Fresszellen sichtbar. In manchen Fällen reicht allein die Bindung aus: Das Antigen kann nicht mehr in die Zelle eindringen und wird auf diese Weise neutralisiert.

Auffrischungsimpfung

Liegt eine Impfung schon länger zurück, muss die Immunisierung möglicherweise aufgefrischt werden. Eine Auffrischungsimpfung aktiviert das Immunsystem erneut und führt zur Bildung weiterer Antikörper sowie Gedächtniszellen. In der Regel reicht dafür ein Bruchteil der Impfstoffmenge aus, die für die Erstimpfung verwendet wurde. Wie lange ein Impfschutz besteht, ist von Impfung zu Impfung und auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, Impfungen mit Totimpfstoffen alle zehn Jahre aufzufrischen. Bei Lebendimpfstoffen ist das Intervall meistens größer. Am besten fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin um Rat und führen einen lückenlosen Impfausweis. In diesem wird unter anderem vermerkt, wann Sie welche Impfung zuletzt erhalten haben. Im Zusammenhang mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 wurden Auffrischungsimpfungen auch "Booster-Impfungen" genannt.

Gedächtniszellen

Gedächtniszellen sind Bestandteile des immunologischen körperlichen Gedächtnisses. Nach jeder durchgemachten Infektion entstehen spezifische Gedächtniszellen. Diese sind sehr langlebig und speichern wie eine Datenbank Informationen über den bereits abgewehrten Erreger. Tritt ein bereits bekannter Erreger im Körper auf, leiten sie sofort eine passende Immunantwort ein. Die Erreger können somit schneller und effektiver eliminiert werden. Das immunologische Gedächtnis gehört zu den beeindruckendsten Eigenschaften unseres Immunsystems.

Diese Eigenschaft macht sich auch das Impfprinzip zunutze. Die Impfung fördert die Bildung solcher Zellen und ermöglicht so einen langanhaltenden und wirksamen Schutz. Durch diesen Vorsprung erfolgt die Produktion des passenden Antikörpers viel schneller als bei einem Erstkontakt ohne Impfung. 

Herdenimmunität

Von Herdenimmunität sprechen Fachleute, wenn ein großer Teil der Bevölkerung immun gegen einen bestimmten Krankheitserreger ist. Dieser Zustand kann entweder durch eine Impfung oder eine früher durchgestandene Infektion erreicht werden. Das bedeutet: Je mehr Menschen sich für eine Impfung entscheiden, desto schwerer kann sich ein Erreger ausbreiten. Somit schützen Geimpfte nicht nur sich selbst, sondern automatisch auch diejenigen, die sich aus bestimmten Gründen nicht impfen lassen können oder wollen. 

Die Herdenimmunität wird auch davon beeinflusst, wie ansteckend der betreffende Krankheitserreger ist. Je ansteckender er ist, desto höher muss der Anteil immunisierter Menschen in der Gemeinschaft sein, damit eine Herdenimmunität erreicht werden kann. 

Impfempfehlungen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) spricht für Deutschland Empfehlungen aus, die als medizinischer Standard für die Impfung von Säuglingen, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gelten. Dabei empfiehlt das unabhängige Gremium aus Expertinnen und Experten, welche Impfungen in welchem Lebensalter sinnvoll sind, um sich vor gefährlichen Infektionen zu schützen.

Auf Basis neuer und evidenzbasierter Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung aktualisiert die STIKO diese in regelmäßigen Abständen. Die aktuellen Informationen finden Sie auch auf den Seiten des Robert Koch-Instituts (RKI).

Medizinische Hintergründe

Was bewirkt eine Impfung im Körper? Und was sollte man dabei beachten? Ein ausführliches Themenspezial gibt Auskunft .

Immunantwort

Sobald Krankheitserreger in den Körper eindringen, reagiert das Immunsystem. Bei dieser sogenannten unspezifischen Immunantwort startet eine komplexe Abwehrkaskade: Fress- und Killerzellen des Immunsystems greifen die fremden Strukturen an und zerstören sie. Anschließend beginnt die spezifische Immunreaktion: Fresszellen präsentieren den B-Zellen spezifische Teile des zerlegten Erregers, die sogenannten Antigene. Die B-Zellen scannen den Aufbau der Antigene und produzieren daraufhin Antikörper, die wie beim Schlüssel-Schloss-Prinzip genau zum Antigen passen. Die Antikörper heften sich an die Antigene und machen sie dadurch unschädlich. Zudem werden auch sogenannte Gedächtniszellen gebildet, die die Information des Antigens langfristig speichern.

Impfreaktion

Bei Impfreaktionen handelt es sich im Allgemeinen um harmlose und schnell vorübergehende Beschwerden. Sie können sich beispielsweise in Form von Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit und Unwohlsein äußern. Zu den üblichen und natürlichen Reaktionen gehört außerdem, dass die Einstichstelle anschwellen und sich röten kann. All diese eher leichten Beschwerden sind in der Regel nicht weiter behandlungsbedürftig. Sie sind vielmehr eine kurzzeitige Reaktion des Organismus und zeigen, dass sich das Immunsystem mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Das ist wichtig, damit der Körper eine passende Immunantwort gegen das Virus entwickeln kann. Das Fehlen dieser Symptome bedeutet im Umkehrschluss jedoch nicht, dass die Impfung nicht gewirkt hat.

Killerzellen

Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) sind ein wichtiger Teil des Immunsystems und damit unentbehrliche Verteidiger des Körpers im Kampf gegen virusinfizierte Zellen und Tumorzellen. Treffen sie auf eine kranke Zelle, docken sie an diese an und töten sie ab. Hierfür brechen sie deren Zellwand auf und schleusen bestimmte Enzyme hinein, die schließlich den Zelluntergang herbeiführen. Ein weiterer Mechanismus, mit dem eine Killerzelle ihre Widersacher eliminieren kann, ist der sogenannte Todeskuss: In diesem Fall dockt die NK-Zelle von außen an den Todesrezeptor der entarteten Zelle an und aktiviert bei dieser einen Mechanismus der Selbstzerstörung.

Lebendimpfstoffe

Bei einer Impfung mit Lebendimpfstoffen werden dem Körper vermehrungsfähige (daher lebensfähige) Krankheitserreger zugeführt. Diese sind allerdings so abgeschwächt, dass sie in der Regel keine Erkrankung mehr auslösen können. Der Organismus wird trotzdem dazu angeregt, spezifische Antikörper zu bilden. Lebendimpfstoffe sind häufig effizienter als Totimpfstoffe und oftmals reicht eine einzige Injektion, um einen lebenslangen Schutz aufzubauen. Allerdings können sie in seltenen Fällen auch zu einer leichten sogenannten Impfkrankheit führen. Das sind Symptome, die der natürlichen Krankheit ähneln, wie z. B. Lymphknotenschwellungen, Abgeschlagenheit oder auch ein masernähnlicher Ausschlag bei sogenannten Impfmasern. Diese Beschwerden halten meist nur wenige Tage an. Die bekanntesten Lebendimpfstoffe werden beispielsweise für die Grundimmunisierung gegen Masern , Mumps , Röteln und Windpocken verwendet.

mRNA-Impfstoffe

Sogenannte messenger Ribonucleic Acid-Impfstoffe, kurz mRNA Impfstoffe, sorgen dafür, dass der Körper das Antigen selbst herstellt. Anders als herkömmliche Impfstoffe enthalten diese Vakzine keine fertigen Viren oder Teile von ihnen, sondern lediglich relevante genetische Informationen des Erregers - und zwar in Form von mRNA. Diese Boten-RNA enthält den Bauplan des betreffenden Virus-Antigens. Mithilfe der Erbinformation können Körperzellen das Antigen selbst herstellen. Sind diese produziert, lösen sie die Immunantwort aus. Die Vorteile der mRNA Technologie liegen darin, dass passende Impfstoffe innerhalb weniger Wochen hergestellt werden können - wie erstmals 2020 beim Coronavirus SARS CoV 2 geschehen. Da mRNA-Impfstoffe keine vermehrungsfähigen Viren enthalten, gehören sie formal zur Gruppe der sogenannten Totimpfstoffe.

Passivimpfung

Bei manchen Krankheiten besteht die Chance, durch eine passive Impfung einen schnellen Schutz aufzubauen. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn ein Mensch bereits mit einem Erreger in Kontakt gekommen ist, aber über keinen ausreichenden Impfschutz verfügt. In diesem Fall werden die passenden Antikörper, auch Immunglobuline genannt, direkt verabreicht. 

Die Antikörper können von einem Menschen, in seltenen Fällen auch von Tieren stammen. Durch die Passivimpfung entsteht ein sofortiger Schutz, der jedoch nur für einen kurzen Zeitraum (maximal drei Monate) bestehen bleibt. In dieser Zeit schaffen die Antikörper eine Art geliehenen Impfschutz. Eine solche Passivimpfung kann etwa ein Neugeborenes schützen, dessen Mutter Hepatitis-B-positiv ist. Auch wenn nach einer Verletzung die Gefahr einer Wundstarrkrampf- oder Tollwutinfektion besteht, hilft eine Passivimpfung.

Paul-Ehrlich-Institut

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) ist das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Zu seinen Aufgaben gehört die Zulassung von Impfstoffen sowie von Geräten der Medizintechnik und biomedizinischen Arzneimitteln. Außerdem bietet das Institut wissenschaftliche Beratung und ist in der Forschung aktiv. Zu seinen zentralen Aufgaben gehört auch die Arzneimittelsicherheit: So sammelt und dokumentiert das PEI z. B. auch Informationen über Impf-Nebenwirkungen.

Robert Koch-Institut

Das Robert Koch-Institut (RKI) berät als Bundesinstitut die Bundesregierung dazu, wie Infektionskrankheiten effektiv erkannt, ihnen vorgebeugt und sie bekämpft werden können. Das RKI listet alle aktuell relevanten Infektionskrankheiten auf, stellt dazu die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Verfügung und erarbeitet Verhaltensregeln zum Umgang mit den einzelnen Erregern und Erkrankten. Beim RKI ist auch die Ständige Impfkommission (STIKO) angesiedelt.

STIKO

STIKO steht für Ständige Impfkommission. Sie wurde bereits im Jahr 1972 vom Bundesgesundheitsamt eingerichtet und ist am Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelt. Das 18-köpfige Team aus Expertinnen und Experten spricht in regelmäßigen Abständen Impfempfehlungen aus, die die Gesundheit des Individuums sowie der gesamten deutschen Bevölkerung schützen sollen. Hierfür werten die unabhängigen Kommissionsmitglieder laufend die neuen Impfstoffentwicklungen und Erkenntnisse aus der Forschung aus.

Teilimpfung

Um die Grundimmunisierung gegen einen Krankheitserreger vollständig aufzubauen, sind in den meisten Fällen mehrere Einzelimpfungen nötig, die in bestimmten zeitlichen Abständen zueinander verabreicht werden (Impfschema). Dabei ist wichtig, dass die vorgegebenen Mindestabstände zwischen den Injektionen eingehalten werden, damit sich die Wirkung der vorhergehenden Teilimpfung jeweils komplett entfalten kann. Eine kleine Verzögerung der Folgeimpfungen ist weniger kritisch, da sich hierdurch lediglich die Grundimmunisierung verzögert. Die meisten Impfstoffe erfordern zwei Teilimpfungen sowie eine Auffrischungsimpfung, um den vollen Schutz vor einer Infektion zu entfalten. Eine gewisse Schutzwirkung setzt bereits einige Tage nach der ersten Dosis ein.

Totimpfstoffe

Totimpfstoffe enthalten, wie der Name bereits sagt, abgetötete Krankheitserreger oder inaktive Bestandteile von ihnen, die sich nicht mehr vermehren können. Durch die Impfung gelangen sie in den Körper und regen das Immunsystem zur Antikörperbildung an, ohne dass die jeweilige Infektion ausbricht. Eingesetzt werden diese Impfstoffe beispielsweise bei Krankheiten wie Tetanus , Diphtherie und Keuchhusten oder Grippe . Gegenüber Lebendimpfstoffen haben Totimpfstoffe den Vorteil, dass sie normalerweise nebenwirkungsarm sind. Allerdings lösen sie auch eine schwächere Immunantwort aus - der Immunschutz muss daher regelmäßig aufgefrischt werden.

Unerwünschte Impf-Nebenwirkung

Wie bei allen Medikamenten ist es möglich, dass Impfungen in seltenen Fällen unbeabsichtigte schädliche Reaktionen hervorrufen. Von unerwünschten Impf-Nebenwirkungen sprechen Fachleute, wenn die Beschwerden über eine normale Impfreaktion hinausgehen. Mögliche Komplikationen sind beispielsweise sehr hohes Fieber oder Erkrankungen, die kurz nach der Impfung auftreten. Besteht ein Verdacht auf derartige Nebenwirkungen, werden diese zunächst von einem Arzt oder einer Ärztin an das Gesundheitsamt und von dort aus an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gemeldet.

Vermuten Sie, dass bei Ihnen nach einer Impfung eine unerwünschte Nebenwirkung aufgetreten ist, können Sie diese auch selbst an das Paul-Ehrlich-Institut melden, z. B. über die App SafeVac.

Vektor-Impfstoff

Vektor-Impfstoffe gehören zur Gruppe genbasierter Impfstoffe, deren Herstellung ebenfalls auf modernster Technologie beruht. Als Vektoren werden in der Medizin für Menschen ungefährliche Viren bezeichnet, die sich im menschlichen Körper nicht vermehren können. Daher zählen sie zu den sogenannten Totimpfstoffen. In das Erbmaterial dieser Transportviren wird der Bauplan für das Antigen oder Teile davon eingefügt. So verpackt, gelangt er in den Körper und löst die Immunantwort aus. 

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