Mit Herz und Verstand: Mathias Schröder über die Zukunft der Pflege
Interview aus Schleswig-Holstein
Mathias Schröder ist seit neun Jahren Geschäftsführer des ambulanten Pflegedienstes "To Hus is to Hus" in Schleswig-Holstein. Seine Mitarbeitenden arbeiten gerne in der Pflege - ein Aspekt, der ihm besonders am Herzen liegt. Im Interview berichtet er uns, was er darüber hinaus für eine zukunftssichere Pflege entscheidend findet.
TK: Herr Schröder, Sie haben einen ganz besonderen Werdegang. Würden Sie uns einmal davon berichten?
Mathias Schröder: Ursprünglich habe ich mal als Landmaschinenmechaniker angefangen und bin dann über die Arbeit im Zivildienst, Forensik und Rettungsdienst letztendlich in der Pflege gelandet. Heute bin ich seit neun Jahren Geschäftsführer des Pflegedienstes To Hus is to Hus in Schleswig-Holstein. Von damals einem Kunden sind wir mittlerweile bei 700 Kunden angelangt - das ist natürlich fordernd, aber die Arbeit mit Menschen macht auch unglaublich viel Spaß.
TK: Gehen wir mal direkt ins Eingemachte. Wie kann die Pflege aus Ihrer Sicht zukunftssicher gestaltet werden?
Schröder: Die Pflege zukunftssicher zu gestalten heißt für mich, dass wir etwas bei der Digitalisierung tun müssen. Ich habe lange in Skandinavien gelebt, wo viele Sachen deutlich einfacher laufen: Dort werden Sachen eingescannt und per Mausklick hingeschickt. In Deutschland schießt uns der Datenschutz da leider häufig ins Knie. Wir können hier nicht ohne Faxgerät arbeiten.
TK: Bleiben wir beim Thema Digitalisierung. Warum ist es so wichtig, die ambulante und stationäre Pflege in die Telematik-Infrastruktur einzubinden, und was ist Ihre Erwartungshaltung da?
Schröder: Bislang schicken wir Nachrichten ausschließlich per Fax an den Arzt oder die Ärztin. Bis die Mitarbeitenden das dort bearbeitet haben, dem fachlichen Personal das vorliegt und wir eine Rückmeldung bekommen, da vergeht einiges an Zeit. Wir sind dann schon immer froh, wenn wir noch am selben Tag eine Antwort bekommen. Eine echte Erleichterung wäre es natürlich, wenn man dem Arzt oder der Ärztin einfach eine Mail schreibt und diese direkt darauf antworten können. Das würde meinem Personal eine Menge Zeit und Arbeit ersparen.
Eine echte Erleichterung wäre es natürlich, wenn man dem Arzt oder der Ärztin einfach eine Mail schreibt und diese direkt darauf antworten können. Das würde meinem Personal eine Menge Zeit und Arbeit ersparen.
TK: Stichwort Mitarbeitende - Pflegefachkräfte sind eine besonders wertvolle Ressource. Was machen Sie, um neue Mitarbeitende zu gewinnen und auch Ihre Mitarbeitenden zu halten?
Schröder: Meine Mitarbeitenden sind das höchste Gut, denn die haben letztendlich das Unternehmen da hingebracht, wo es heute ist. Wir haben in unserem Unternehmen langjährige Mitarbeitende, was zeigt, dass wir etwas richtig machen. Da ich selber aus der Pflege komme, weiß ich auch, wie die Basis funktioniert und gehe anders mit meinen Arbeitskräften um. Meine Mitarbeitenden wissen, dass ich zu 100 Prozent hinter ihnen stehe. Im Zweifel schmeiße ich nämlich auch Kunden raus, wenn diese mit meinen Mitarbeitenden nicht vernünftig umgehen.
TK: Zum Abschluss wollen wir nochmal einen Blick nach vorn werfen: Bundesminister Lauterbach hat eine Pflegereform noch in dieser Legislaturperiode angekündigt. Was würden Sie ihm raten?
Schröder: In den nächsten Jahren gehen so viele Menschen in die Rente und die ambulante und stationäre Pflege ist jetzt schon voll. Es muss also dringend etwas passieren. Das bedeutet aber nicht, dass man immer an der Geldschraube dreht. Viel wichtiger ist, die Pflege in der Basis zu verstehen und die tatsächlichen Herausforderungen anzugehen. Vielleicht muss er mal für ein Praktikum beim Pflegedienst vorbeikommen.