Virtual Reality trifft auf Pflegeausbildung
Interview aus Schleswig-Holstein
Die DRK Akademie Schleswig-Holstein geht neue Wege in der Pflegeausbildung. Mit Virtual Reality wird der Unterricht zugleich anschaulicher und spannender gestaltet.
Virtual Reality und Pflege: Auf den ersten Blick zwei Dinge, die nicht unbedingt zusammenpassen, auf den zweiten allerdings schon. Die DRK Akademie Schleswig-Holstein testet, wie VR-Brillen sinnvoll in die Ausbildung von Pflegefachkräften einbezogen werden können. Im Interview spricht Dr. Anneli Röhr, Bildungsreferentin und stellvertretende Leitung der Akademie, über das Pilotprojekt.
TK: VR-Brillen im Unterricht von Pflegefachkräften - klingt auf den ersten Blick kurios. Was steckt genau dahinter?
Dr. Anneli Röhr: Es ist ein Pilotprojekt, mit dem wir Anfang 2022 gestartet sind. Zum einen wollen wir den Unterricht spannend, abwechslungsreich und auch zeitgemäß durch den Einsatz neuer Technologien gestalten. Durch einen virtuellen Raum zu gehen und Dinge digital beiseite zu räumen, die zu Stürzen der Pflegebedürftigen führen könnten, ist mal eine andere Art, Stolperfallen zu erkennen und Sturzprophylaxe zu erlernen. Zum anderen geht es auch darum, Inhalte anschaulicher und damit auch besser verständlich zu vermitteln, beispielsweise bei einer "Reise" durch unsere Venen und Arterien.
TK: Wer gestaltet denn die Inhalte für die VR-Brille?
Röhr: Das macht ein Team mit Programmierkenntnissen und pflegepädagogischem Knowhow, aber zum Teil gestalten auch die Auszubildenden - natürlich mit Unterstützung - Inhalte selbst. Wir haben tolle Erfahrungen damit gemacht, mit Kursen sogenannte Visual Novels zu erstellen. Das sind kleine eLearning-Einheiten, die mit VR-Elementen ergänzt werden können. Da erarbeiten die Pflegeschülerinnen und -schüler in Kleingruppen gemeinsam eine Handlung, recherchieren Fachinhalte und programmieren die sogar. Profitieren kann dann nicht nur die eigene Klasse, sondern auch die nachfolgenden, die ein fertiges Programm vorfinden und einfach im Unterricht nutzen oder weiter entwickeln können. Diese hohe Beteiligungsmöglichkeit fördert nicht nur fachliche, sondern auch digitale und soziale Kompetenzen.
Wir haben tolle Erfahrungen damit gemacht, mit Kursen sogenannte Visual Novels zu erstellen.
TK: Welche Themen haben Sie denn neben der Sturzprophylaxe schon als Visual Novel umgesetzt?
Röhr: Sehr spannend war die Bearbeitung des Themas "Gender und Pflege", das verschiedene Aspekte umfasst. Die Auszubildenden hatten dazu viele Ideen, die dann als Geschichte mit Zeichnungen, Quizfragen und Informationen umgesetzt wurden. Außerdem haben wir uns mit "Pflege damals und heute" beschäftigt, einer historischen Betrachtung der Arbeit in der Pflege und ethischen Fragestellungen insbesondere in der Zeit des Faschismus.
TK: Das Projekt läuft ja bereits seit einigen Monaten. Wie kommt es an?
Röhr: Sehr gut, es macht wirklich unglaublich viel Spaß - sowohl den Schülerinnen und Schülern als auch den Lehrkräften. Wir haben nämlich parallel zu der Entwicklung von VR-Szenarien und Visual Novels auch unsere Pädagog*innen geschult und ein didaktisches Konzept für den Einsatz der neuen Methoden erstellt. Unser Ansatz passt auch zu dem SkillsLab, welches wir demnächst am Standort Kiel der DRK Akademie SH aufbauen. Wir wollen künftig noch mehr auf innovative digitale Möglichkeiten im Unterricht setzen.