Haltungsschäden verstehen, Schmerzen lindern
Das Bücken fällt schwer, in der Schulter zieht es und Sitzen, Liegen oder Laufen bereiten seit längerer Zeit Schmerzen. Oft ist der Auslöser für solche Rückenbeschwerden eine falsche Körperhaltung. Und die kann sich auf Dauer rächen: Fehlbelastungen können die Wirbelsäule nachhaltig verkrümmen. Um die Beschwerden in den Griff zu bekommen, kann ganzheitliches Körpertraining helfen.
Etwa 80 Prozent der Menschen in Deutschland hatten schon einmal Rückenschmerzen. Oft verschwinden die Schmerzen genauso schnell, wie sie gekommen sind. Doch bei etwa 7 von 100 Patienten werden die Schmerzen zum Dauerzustand. Je früher der Haus- oder Facharzt dann entdeckt, dass Haltungsschäden die Wurzel des Übels sind, desto höher ist die Chance auf Besserung.
Schonhaltung vermeiden
Die wesentliche Ursache für Haltungsschäden ist eine falsche Körperhaltung. Jahrelange schwere körperliche Arbeit oder auch stundenlanges Sitzen, zum Beispiel am Arbeitsplatz, fördern Fehlhaltungen. Die Wirbelsäule und die dazugehörigen Muskeln werden dauerhaft einseitig belastet. Das führt mitunter zu einer Schonhaltung und die Muskulatur verkrampft sich. Auf Dauer kann das den gesamten muskulären Stützmantel der Wirbelsäule aus dem Gleichgewicht bringen: An verspannten Stellen bilden sich starke Muskelpakete, während auf der Gegenseite die Muskelmasse immer weiter abnimmt. Das festigt und verschlimmert die Fehlhaltung: Es entsteht ein nicht mehr auszugleichender Haltungsschaden.
Wer sich zu wenig bewegt und beispielsweise bei einer sitzenden Tätigkeit keinen Ausgleichssport betreibt, ist ein Risikokandidat für Haltungsschäden. Zu schwach ausgeprägte Rücken- und/oder Bauchmuskeln können die Wirbelsäule nicht ausreichend stützen. Auch Übergewicht kann Ursache für Rücken- und Haltungsprobleme sein.
Welche Haltungsschäden gibt es?
Es gibt verschiedene, von der Normalhaltung abweichende Haltungsschäden der Wirbelsäule:
Skoliose
Eine seitliche Krümmung der Wirbelsäule mit Verdrehung einzelner Wirbelkörper wird Skoliose genannt. Sie ist, je nach Schweregrad, schon mit bloßem Auge gut zu erkennen, zum Beispiel an Becken- und Schulterschiefstand.
Man unterscheidet zwischen der eher seltenen angeborenen Skoliose bei Kindern, beispielsweise durch unterschiedliche Beinlängen, und der verschleißbedingten oder auch degenerativen Skoliose bei Erwachsenen.
Rundrücken
Bei einem Rundrücken (Hyperkyphose) ist die Wirbelsäule im Bereich der Brustwirbelsäule stark gekrümmt. Kopf und Schultern sind dabei nach vorne geneigt und bilden einen sichtbaren Buckel. Bei Jugendlichen kann sich ein Rundrücken infolge einer Wachstumsstörung entwickeln (Adoleszenten-Kyphose bzw. Morbus Scheuermann). Jungen sind davon häufiger betroffen als Mädchen. Häufig entsteht ein Rundrücken allerdings erst im Laufe des Lebens.
Hohlkreuz
Als Hohlkreuz (Hyperlordose) wird die verstärkt einwärts gerichtete Krümmung der Wirbelsäule am unteren Rücken bezeichnet. Ein Hohlkreuz kann auch in Kombination mit einem Rundrücken auftreten, was als Hohlrundrücken bezeichnet wird. Das Gegenteil davon ist der Flachrücken, bei dem der natürliche Verlauf, die sogenannte Doppel-S-Form der Wirbelsäule kaum noch zu erkennen ist.
Orthopädische Untersuchung sinnvoll
Ihr Arzt kann Abweichungen in der Haltung des Körpers schon bei einer ersten orthopädischen Untersuchung feststellen. Hierzu wird er die schmerzenden Bereiche genau betrachten und abtasten. Lassen sich Art und Ausmaß der Schäden schwer äußerlich ablesen, kann eine Röntgenaufnahme die Diagnose unterstützen.
Vielfältige Behandlungsmöglichkeiten
Wird bei Ihnen ein Haltungsschaden festgestellt, stimmt Ihr Arzt die Therapie individuell auf die zugrundeliegenden Ursachen ab. Falls andere Erkrankungen wie Knochenbrüche, Krebs, Entzündungen und Nervenschäden im Bereich der Wirbelsäule für Ihre chronischen Schmerzen verantwortlich sind, werden diese zuerst behandelt.
Gezieltes Rückentraining durch Krankengymnastik
Zu den wichtigsten Maßnahmen bei Haltungsschäden zählen Muskeltraining beziehungsweise Krankengymnastik. Ihre muskulären Fehlbalancen sollen hier gezielt ausgeglichen werden. Außerdem stärken die Übungen unterentwickelte Muskulatur und verspannte Abschnitte werden durch Dehnungsübungen wieder geschmeidig gemacht. Das hilft, Schmerzen und Beschwerden zu reduzieren.
Rückenschulen behandeln ganzheitlich
Im Rahmen einer ganzheitlichen Behandlung, wie sie Rückenschulen anbieten, können Sie rückenschonende Bewegungsabläufe erlernen. Techniken wie das dynamische Sitzen helfen, Fehlbelastung im Alltag vermeiden.
Rückenschulen lenken den Blick auch auf die psychische Gesundheit: Mit Strategien und Methoden zur Stress- und Schmerzbewältigung sowie mithilfe von Entspannungsmethoden lernen Sie hier psychischen Belastungen aktiv zu begegnen.
Schmerzmittel und OP
Mitunter verordnet Ihr Arzt auch Schmerzmittel, die die Bewegungstherapien unterstützen sollen. Nur in seltenen schweren Fällen, vor allem bei der Skoliose, können die Anlage eines Stützkorsetts oder eine Operation sinnvoll sein.
Tipp
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