Lipoprotein A senken
Wissenschaftliche Studien zeigten aktuell, dass ein erhöhter Spiegel von Lipoprotein A im Blut das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt ebenso ansteigen lässt, wie erhöhte Cholesterinwerte. Die Forschung sucht nach wirksamen Therapien, aber bislang steht noch keine medikamentöse Therapie zur Senkung von Lipoprotein A zur Verfügung. Umso wichtiger ist es für Menschen mit KHK, alle Maßnahmen auszuschöpfen, um Herz und Gefäße zu schützen.
Bei einer koronaren Herzerkrankung kann es von einem Moment auf den anderen zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen. Um dies zu verhindern, stehen heute zahlreiche Therapien zur Verfügung, beispielsweise kann schädliches Cholesterin (LDL-Cholesterin) medikamentös gesenkt werden. Aber offenbar gibt es noch einen Risikofaktor, der laut Deutscher Herzstiftung bislang zu wenig beachtet wurde.
Ein unterschätzter Risikofaktor für Herz und Gefäße
Das sogenannte "Lipoprotein A" ist von seiner Struktur her ein Eiweiß und ermöglicht den Transport von Fetten und Cholesterin im Blut. Gebildet wird es in der Leber und hemmt neben anderen Funktionen auch die Auflösung von Blutgerinnseln in unseren Gefäßen.
Außerdem gehört es zu den Akut-Phase-Proteinen, die bei der Reparatur von verletzten Geweben ausgeschüttet werden. Dabei löst es eine entzündliche Reaktion u.a. in den Gefäßen aus, die zunächst sinnvoll ist, aber langfristig zu einer Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) führen kann.
Der Körper kann diese "unerwünschte Nebenwirkung" offenbar ausgleichen, wenn der Wert von Lipoprotein A im Normbereich liegt. Anders sieht es bei erhöhten Werten aus, denn laut der Kopenhagen-Studie steigt dadurch das Risiko für Gefäßerkrankungen wie eine entzündliche Verengung der Aortenklappe, Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich an.
Wichtig zu wissen: Wenn Sie einen erhöhten Lipoprotein-A-Wert haben, sollte der Zustand Ihrer Gefäße im Körper untersucht werden. Außerdem raten Fachleute dazu, den Blutzucker zu messen und, wenn Sie es nicht regelmäßig tun, den Blutdruck zu kontrollieren. Sollten Sie an Bluthochdruck oder Diabetes erkrankt sein, sollten beide Erkrankungen möglichst optimal medikamentös eingestellt werden. Dadurch schützen Sie Herz und Gefäße vor Folgeschäden. Da zu hohe Werte erblich bedingt sein können, kann es sinnvoll sein Angehörige in der Familie ebenfalls zu testen.
Basiswissen: Ab wann ist der Lipoprotein-A-Wert zu hoch?
Bei rund einem Drittel der Bevölkerung liegt die Konzentration von Lipoprotein A über dem Normwert. Ein erhöhtes Risiko liegt laut Europäischer Gesellschaft für Arteriosklerose (EAS) vor, wenn der Lipoprotein-A-Wert zwischen 30 bis 50 mg/dl beziehungsweise 75 bis 125 nmol/l liegt. Die Deutsche Herzstiftung und verschiedene Fachgesellschaften raten dazu, diesen Blutwert mindestens einmal im Leben bestimmen zu lassen. Dies gilt besonders, wenn jemand im mittleren und jüngeren Lebensalter eine koronare Herzerkrankung entwickelt hat oder einen Herzinfarkt hatte und wenn in der Familie erhöhte Cholesterinwerte bekannt sind (familiäre Hypercholesterinämie).
Wichtig zu wissen für Männer: Ein zu hoher Wert des schädlichen LDL-Cholesterins im Blut wird Studien zufolge durch einen erhöhten Spiegel von Lipoprotein A bei Männern verstärkt. Warum es bei Frauen nicht zu einer Verstärkung der negativen Wirkung kommt, ist bislang noch ungeklärt.
Unser Tipp: Spätestens, wenn das schädliche LDL-Cholesterin durch eine Behandlung mit Cholesterin senkenden Statinen optimal gesenkt wurde und sich die Gefäßverkalkung beziehungsweise eine koronare Herzerkrankung trotzdem verschlechtert, sollte Lipoprotein A im Blut bestimmt werden.
So senken Sie das erhöhte Risiko
Die Erbinformation auf unseren Genen bestimmt, wie hoch der Spiegel von Lipoprotein A im Blut individuell ausfällt. Derzeit bekannt sind über 30 Varianten, die zu unterschiedlichen Werten führen. Bei Männern bleibt diese genetisch bestimmte Menge relativ konstant, während sie bei Frauen in den Wechseljahren ansteigen kann.
Aktuell steht noch keine medikamentöse Therapie zur Verfügung, um einen erhöhten Lipoprotein-A-Wert wirksam zu senken. Mehrere Wirkstoffe werden aber bereits in Studien klinisch erprobt. Bis sie tatsächlich eingesetzt werden dürfen, sollten Sie alles tun, um möglichst herz- und gefäßgesund zu leben. Laut Fachleuten wirkt sich dies zwar nicht auf den Lipoprotein-A-Spiegel im Blut aus, aber stellt momentan die einzige Möglichkeit dar, um das Gesamtrisiko zu senken. In bestimmten Fällen kann eine Blutwäsche sinnvoll sein, bei der Lipoprotein A entfernt wird.
Herzgesund leben: Dazu gehört vor allem ein guter Umgang mit Stress, auf Rauchen zu verzichten, regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung, die reich an Obst und Gemüse ist.