Schlafstörungen durch Herzerkrankung
Eine erholsame Nachtruhe ist wichtig für unsere Gesundheit und hat viele positive Auswirkungen. Gut schlafen stärkt beispielsweise das Immunsystem und regeneriert den Körper. Doch gerade Menschen mit Herzerkrankungen haben oft Probleme durchzuschlafen. Eine neue Studie fand jetzt heraus, warum ein zu niedriger Spiegel des schlaffördernden Hormons Melatonin die Ursache für die unruhigen Nächte darstellt und was dagegen helfen kann.
Wer mit einer koronaren Herzerkrankung (KHK) lebt, macht sich häufig Gedanken und noch häufiger Sorgen, welche Auswirkungen die KHK auf die eigene Gesundheit und zukünftige Lebensqualität hat. Wen wundert es, dass rund ein Drittel aller Menschen mit einer Herzerkrankung regelmäßig schlecht schläft.
Aber nächtliches Grübeln und Sorgen sind nicht die einzige Ursache, die für die fehlende Energie am nächsten Tag verantwortlich sein kann. Nach einer aktuellen Studie am Institut für Pharmakologie und Toxikologie an der TU München kann möglicherweise das schlaffördernde Hormon Melatonin bei Herzerkrankungen für einen erholsamen Schlaf eine entscheidende Rolle spielen.
Die Melatonin-Studie: Warum das Schlafhormon nicht gebildet wird
Das Schlafhormon Melatonin wird in der Zirbeldrüse im Zwischenhirn produziert und steuert unseren natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus. Sobald es dunkel wird, produziert die Zirbeldrüse mehr Melatonin, was abends müde macht. Bislang war bekannt, dass viele Menschen mit einer Herzerkrankung einen zu niedrigen Melatonin-Spiegel im Blut aufweisen und schlecht schlafen. Die Gründe dafür blieben bislang weitgehend im Dunkeln.
Eine Forscherin vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie an der TU München hat jetzt möglicherweise den Auslöser entdeckt, warum Menschen mit Herzerkrankungen zu wenig Melatonin bilden, und sie erhielt dafür den Forschungspreis der Deutschen Stiftung für Herzforschung.
Ergebnisse: Die Zirbeldrüse bildet Melatonin und wird von einem Knotenpunkt am Hals gesteuert, in dem sich Nervenzellen des vegetativen Nervensystems bündeln. Anatomische Untersuchungen fanden heraus, dass dieser Nervenknoten bei Herzerkrankungen häufig vernarbt ist und die Zirbeldrüse nicht mehr ausreichend stimuliert. Entzündungsprozesse sind möglicherweise die Ursache.
Fazit: Die Studie aus München hat für Aufsehen gesorgt, denn sie liefert mögliche Ansätze für die Behandlung von Schlafstörungen bei Herzerkrankungen. Im Tierversuch hat sich bereits gezeigt, dass eine medikamentöse Therapie die Vernarbung stoppen kann. Weitere Studien folgen, aber bis dahin können Menschen mit KHK selbst aktiv werden, beispielsweise in dem sie ihre sogenannte "Schlafhygiene" verbessern, sich antientzündlich ernähren und die Produktion von Melatonin auf natürliche Weise fördern.
Produktion von Melatonin natürlich fördern
Wenn Sie schlecht einschlafen oder nachts immer wieder aufwachen, kann es sinnvoll sein, die körpereigene Melatonin-Produktion auf natürliche Weise anzuregen, ohne direkt zu Schlafmitteln oder einem Nahrungsergänzungsmittel zu greifen.
Dazu müssen Sie vor allem in der dunklen Jahreszeit morgens einen kleinen Spaziergang draußen einplanen. Denn Tageslicht am Morgen signalisiert dem Körper "wach sein". Verzichten Sie abends auf jede Art von Blaulicht, dies hemmt die Melatonin-Produktion und hält wach. Das bedeutet, ein bis zwei Stunden vor dem Schlafen auf das Smartphone oder das Tablet zu verzichten.
Unser Tipp: Einige Lebensmittel und Kräuter können die Melatonin-Produktion ebenfalls fördern, dazu gehören zum Beispiel Zimt, Kakaobohnen und Kiwis.
Basiswissen: Erholsam schlafen
Schlafbeschwerden fallen nicht vom Himmel, sondern hängen häufig mit bestimmten Verhaltensweisen zusammen, die den Schlaf erschweren. Folgende Tipps helfen Ihnen dabei, wieder tief und erholsam schlafen zu können:
regelmäßige Schlafzeiten auch am Wochenende einhalten
auf schwere Mahlzeiten abends und auf Alkohol möglichst verzichten
Konsum von Koffein (Kaffee, schwarzer und grüner Tee, Cola und Energy Drinks) einschränken oder vorübergehend darauf verzichten
körperliche Anstrengungen, Sport, aber auch aufregende Filme und Streit in den Stunden vor dem Schlaf vermeiden
ältere Menschen sollten tagsüber möglichst nicht schlafen, das erhöht den "Schlafdruck" und hilft besser einzuschlafen
Wichtig zu wissen: Eine behandlungsbedürftige Schlafstörung liegt erst dann vor, wenn Sie länger als drei bis vier Wochen entweder schlecht ein- oder durchschlafen und/oder tagsüber außergewöhnlich müde sind. In diesem Fall raten Fachärztinnen und Fachärzte zu einer Abklärung der Ursachen, was die wichtigste Voraussetzung darstellt, eine optimale und effektive Behandlung zu starten.
Das bedeutet für Sie: Probieren Sie aus, was Ihnen persönlich hilft. Das kann ein Schlaf-Ritual sein, ein warmes Fußbad oder eine Meditation. Bei starken, anhaltenden Schlafproblemen sollten Sie sich professionelle Unterstützung holen, beispielsweise bei einer Schlafambulanz. Fachleute raten, Schlafmedikamente nicht auf eigene Faust einzunehmen und auch die Einnahme von pflanzlichen Präparaten mit dem behandelnden Ärzteteam abzusprechen.