Was für Norddeutsche in Sachen Krankenhaus zählt
Artikel aus Schleswig-Holstein
Das Thema Krankenhausreform beherrscht derzeit die öffentliche Diskussion. Klar ist: Wenn eine qualitativ hochwertige Versorgung gewährleistet werden soll, sind Veränderungen dringend notwendig. Doch wie stehen die Norddeutschen zu Veränderungen im stationären Bereich?
Die Krankenhausreform wird seit mehr als einem Jahr in Deutschland diskutiert. In Schleswig-Holstein stehen dabei die teils prekären Situationen kleinerer und mittelgroßer Krankenhäuser im Mittelpunkt. Aber auch bei Krankenhäusern der Schwerpunktversorgung steht das Thema Strukturveränderungen, Kooperation bis hin zu Fusionen auf der Agenda. Klar ist: Wenn eine qualitativ hochwertige und bedarfsgerechte Versorgung gewährleistet werden soll, sind Veränderungen dringend notwendig. Doch wie stehen die Menschen in Norddeutschland zu Veränderungen im stationären Bereich? Das hat eine aktuelle bundesweite repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse mit Teilergebnissen aus den Nordländern (Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern) untersucht. Es zeigt sich: Die Menschen sind bereit für Anpassungen.
Norddeutsche pro Spezialisierung
Bei der Diskussion über die Krankenhausreform geht es immer wieder um das Thema stärkere Spezialisierung von Kliniken. Die aktuelle Befragung zeigt: 97 Prozent gaben an, für eine spezialisierte Klinik einen längeren Fahrtweg in Kauf zu nehmen. Nur drei Prozent würden ein Krankenhaus wählen, welches zwar gut erreichbar, jedoch nicht spezialisiert ist. Zudem befürwortet die Mehrheit (65 Prozent) auch explizit das Reformziel, dass komplizierte Behandlungen nur noch in spezialisierten Kliniken durchgeführt werden.
Die Ergebnisse bestärken uns in unserer Forderung: Wir brauchen eine bedarfsorientierte und klare Zuordnung der Aufgaben für die einzelnen Kliniken im Land.
Erfahrung und Qualität ausschlaggebend für persönliche Klinikwahl
Auch bei der Klinikwahl zählen für die Menschen in Norddeutschland vor allem Erfahrungs- und Qualitätsaspekte. Ganze 100 Prozent ist die Erfahrung der Klinik bei der Behandlung ihrer Krankheit wichtig bzw. sehr wichtig. 97 Prozent gaben an, dass ihnen fachlich qualifiziertes und ausreichendes Personal bei der Klinikwahl wichtig oder sehr wichtig ist. Die einfache Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto nannten 79 Prozent, Wohnortnähe gaben 68 Prozent an, gefolgt von der Zimmerausstattung (51 Prozent), großzügigen Besuchszeiten (51 Prozent) sowie der Qualität des Essens (48 Prozent).
Ein weiterer politischer Streitpunkt zwischen Bund und Ländern ist das "Transparenzportal". Das vom Bundesgesundheitsministerium geplante bundesweite Online-Portal soll Patientinnen und Patienten einen einfachen und verständlichen Überblick über das Leistungsangebot, die Qualität der Behandlung und die pflegerische und ärztliche Personalausstattung der Kliniken geben. Gäbe es ein solches offizielles Internetportal, das es ermöglicht einfach und verständlich zu vergleichen, würden es drei von vier Norddeutschen (76 Prozent) nutzen, bevor sie eine Klinik auswählen.
Die Menschen im Norden möchten wissen, wo sie ein gutes Behandlungsangebot finden. Die Politik ist also gefordert, eine tragfähige Lösung zu bieten, die die Transparenz erhöht und den Patientinnen und Patienten die Klinikwahl erleichtert.
Kritische Stimmen gegen das geplante Transparenzportal betonen immer wieder, dass es bereits Qualitätsberichte der Krankenhäuser gebe. Doch diese sind unter den Menschen im Norden laut Umfrage weitgehend unbekannt. 71 Prozent aller hier Befragten gaben an, die Qualitätsberichte nicht zu kennen, beziehungsweise ihnen seien diese Qualitätsberichte nicht bekannt.
Wie geht es nun weiter?
Bundesminister Lauterbach ist in Sachen Krankenhausreform mittlerweile einen Schritt vorangekommen. Zwischen Bund und Ländern konnte Einigung erzielt werden. Hoch ist aber der Preis, den die Beitragszahlenden dafür zahlen. Mehr dazu im Kommentar von Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung in Schleswig-Holstein.
Ein Kommentar aus Schleswig-Holstein zur Krankenhausreform.Weitere Informationen
Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im November und Dezember 2023 bundesweit insgesamt 1.405 Personen ab 18 Jahre mit anschließender Proportionalisierung der Gesamtergebnisse. Die hier ausgewiesenen Teilergebnisse beziehen sich auf Norddeutschland; also die nördlichen Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, wo 203 Personen befragt wurden.