"Die beste Lösung für eine moderne Versorgungsstruktur"
Interview aus Schleswig-Holstein
Das Bundeskartellamt hat den Weg frei gemacht für die Fusion des Ev.-Luth. Diakonissenkrankenhauses (DIAKO) und des Malteser Krankenhauses St. Franziskus-Hospital in Flensburg. Im Interview sprechen die Geschäftsführer über die Beweggründe und Ziele des Zusammenschlusses.
Die Fusion stellt die Grundlage für den geplanten Neubau eines Klinikgebäudes, der 2027 abgeschlossen sein soll. Im Interview antworten die Geschäftsführer der beiden Häuser, Klaus Deitmaring (Malteser Krankenhaus) und Ingo Tüchsen (DIAKO) unter anderem darauf, welche Gründe für den Zusammenschluss sprechen, welche Vision sie für eine moderne und zukunftsfeste Versorgungsstruktur in der Region Flensburg haben und welche Rolle dabei die Digitalisierung spielt. Gefragt haben wir auch, welchen Mehrwert die Patientinnen und Patienten von der Fusion haben.
TK: Das Bundeskartellamt hat kürzlich "grünes Licht" für die Fusion der DIAKO und Malteser Krankenhauses St. Franziskus-Hospital gegeben. Was sind die Gründe für den Zusammenschluss der beiden Häuser?
Ingo Tüchsen: Die beiden Krankenhausträger Malteser und Diako wollen eine gemeinsame Trägerschaft eingehen, um ein neues, großes Klinikum in Flensburg bestmöglich im Rahmen einer Ein-Träger-Lösung zu betreiben. Die Zusammenführung der beiden Häuser ist die beste Lösung für eine moderne Versorgungsstruktur in der Region.
Klaus Deitmaring: Malteser und Diako arbeiten bereits seit 2006 im Rahmen ihres Klinikverbundes sehr eng zusammen. Das MALTESER-DIAKO KLINIKUM Flensburg, das nach den UKSH-Standorten Kiel und Lübeck das größte Krankenhaus an einem Standort in Schleswig-Holstein sein wird, ist nun der folgerichtige Schritt. Nach vollzogener Fusion werden wir dann wenige Jahre später die bestehenden zwei Krankenhausbetriebstätten in den geförderten Klinikneubau zusammenführen.
TK: Wie sieht Ihre Vision für eine moderne und zukunftsfeste Versorgungsstruktur in der Region Flensburg aus und welche Rolle kommt dabei dem ambulanten ärztlichen Bereich zu?
Deitmaring: Das neue Klinikgebäude, das im Jahr 2027 seinen Betrieb aufnehmen soll, wird für mehr als 100.000 stationäre und ambulante Patientinnen und Patienten im Jahr ein idealer Behandlungsort werden. Ob patientengerechtere Räume und Ausstattungen, alle medizinischen Disziplinen unter einem Dach, schnelle Zufahrt für Rettungswagen, modulare Erweiterungsmöglichkeiten des Krankenhausgebäudes für den stationären wie ambulanten Bereich - der Neubau bietet zahlreiche Vorteile gegenüber den bestehenden Klinikgebäuden.
Tüchsen: Mit einem überregionalen Versorgungsangebot sichert das neue Krankenhaus auch in der Zukunft die Krankenhausversorgung im nördlichen Schleswig-Holstein. Die neuen räumlichen Möglichkeiten werden unseren hochspezialisierten und überregional ausgerichteten Zentren zur umfassenden Behandlung komplexer Krankheitsbilder gerecht. Hierzu zählen u. a. das Perinatalzentrum, das Traumazentrum, das Endoprothetikzentrum, das Neurozentrum, die Stroke Unit, das Onkologische Zentrum Nord mit Stammzellentransplantationseinheit und das Alterstraumatologische Zentrum.
Die Bedeutung des ambulanten ärztlichen Bereiches wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Hierauf werden wir bei unseren Planungen Rücksicht nehmen.
TK: Digitalisierung, Telemedizin, medizinischer Fortschritt, künstliche Intelligenz - alles Begriffe, die für ein modernes und innovatives Gesundheitswesen sprechen. Welche Bedeutung werden diese technischen Innovationen im neuen Klinikum haben und wie werden sie umgesetzt?
Tüchsen: Es wird ein innovatives, digitalisiertes Klinikum in klimagerechter Bauweise entstehen, in dem künstliche Intelligenz und Robotik eine große Rolle spielen werden. Wir werden uns hier eine Reihe anderer, innovativer Klinikneubauten ansehen.
Klaus Deitmaring: Bei der konkreten Gestaltung, dem Betriebs- und Organisationskonzept werden Expertinnen und Experten beauftragt. Zudem werden unsere eigenen Mitarbeitenden eng eingebunden und aktiv beteiligt, denn nur mit dem Sachverstand, der profunden Erfahrung und der Akzeptanz unserer Mitarbeitenden werden wir die notwendigen optimierten klinischen Abläufe in unserem Klinikneubau erreichen und langfristig sicherstellen können.
TK: Welcher Mehrwert ergibt sich für die Patientinnen und Patienten durch die neue Klinik?
Deitmaring: Wir möchten langfristig sicher und zukunftsorientiert ausgerichtet das Optimale für Patientinnen und Patienten in Flensburg und der Region erreichen: ein modernes, auch für Mitarbeitende attraktives Krankenhaus, das die bestmögliche Behandlung und Pflege ermöglicht und dabei auf die Erfahrung der beiden konfessionellen freigemeinnützigen Träger auch in Zukunft vertrauen darf.
Tüchsen: Durch die Zusammenfassung aller medizinischen Disziplinen an einem Standort kann die hohe Qualität in der medizinischen Versorgung für die Patientinnen und Patienten und für unsere Mitarbeitenden weiter gestärkt werden.
Deitmaring: Wir erleben gerade eine Pandemie, die das Gesundheitswesen teils vor erhebliche Probleme stellt. Das neue Klinikum muss so ausgestattet sein, dass wir eine pandemiegerechte Versorgung von isolationsbedürftigen Patientinnen und Patienten in bestmöglich geeigneten Intensivbereichen ermöglichen können. Stationen und Patientenzimmer müssen so gestaltet sein, dass sie in ihrer Größe flexibel den jeweiligen Anforderungen angepasst werden können. Das dient dem Schutz aller Patientinnen und Patienten und Mitarbeitenden.
TK: Von der Fusion bis zum Neubau - Welche Planungsschritte stehen jetzt an?
Tüchsen: Wir sind in vollem Gange. Als nächstes steht der Grundstückskauf an. Die Fusion wird bereits ein paar Jahre vor dem Umzug auf das Peelwatt erfolgen.
Deitmaring: Nach der Fusionserlaubnis geben wir jetzt Vollgas. Zum einen werden in den nächsten Monaten die vorbereiteten Verträge finalisiert und vereinbart. Zudem bereiten sich die beiden Krankenhäuser unter kundiger Beratung und externer Unterstützung durch eine Angleichung und Zukunftsausrichtung der klinischen und kaufmännischen Prozesse und Strukturen auf die angestrebte Fusion und mittelfristig auf den Bezug des Klinikneubaus vor.
Tüchsen: Der Neubau bietet die Möglichkeit, die medizinischen Prozesse und die Behandlungsketten zu optimieren. Das ist ein ganz wichtiger Punkt bei den weiteren Planungen. Das verändert und verbessert die Behandlungsmöglichkeiten und kommt direkt unseren Patientinnen und Patienten zugute.
Kurzvita Klaus Deitmaring
Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft in Einrichtungen des Gesundheitswesens an der Hochschule Osnabrück arbeitete Klaus Deitmaring im Bereich Controlling und IT-Organisation an den Krankenanstalten Konstanz am Bodensee. Nach einer Station als stellvertretender Verwaltungsdirektor beim Ev. Diakoniewerk Friederikenstift Hannover, zog es Deitmaring 1997 als Geschäftsführer der Malteser Norddeutschland gGmbH nach Schleswig-Holstein.
Kurzvita Ingo Tüchsen
Ingo Tüchsen ist seit dem Beginn des Jahres 2018 kaufmännischer Geschäftsführer des DIAKO Krankenhauses in Flensburg. Zuvor leitete er bis 2007 den Bereich Finanzen des Unternehmensverbundes DIAKO Flensburg und übernahm in Folge die Geschäftsführung der zum Verbund gehörigen Fachklinik Breklum, begleitete 2008 die Fusion der Fachklinik mit dem Fachkrankenhaus Nordfriesland und ist seitdem Geschäftsführer der neugegründeten DIAKO Nordfriesland gGmbH. Tüchsen verantwortet weiterhin die Geschäftsführung der DIAKO MVZ GmbH und weiterer Einrichtungen des DIAKO Verbundes.