Diversity-Management: Das "Wie" entscheidet
Diversity-Management hat in vielen Unternehmen mittlerweile einen festen Platz. Allein auf die internationale Vielfalt in der Belegschaft zu achten, reicht nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen aber nicht aus. "Mehr Diversität im Unternehmen führt nicht automatisch zu mehr Erfolg", sagt Bertolt Meyer, TU Chemnitz. Mit der entsprechenden Herangehensweise können Unternehmen jedoch durchaus von der Innovationskraft der Verschiedenheit profitieren.
Der Psychologie-Professor Bertolt Meyer zitiert eine wissenschaftliche Studie aus den USA, in der die ethnische und geschlechterspezifische Diversität in Unternehmensvorständen mit der finanziellen Performance verglichen wurden. "Das Ergebnis lautet, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Diversität in der Belegschaft und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Unternehmens gemessen werden konnte", sagte Meyer im Rahmen seines Vortrags in der TK-Workshop-Reihe "Vielfalt gewinnt".
Diversität macht Unternehmen widerstandsfähiger
"Es ist unbestreitbar, dass divers besetzte Teams kreativer sind, die Vielfalt der Kunden besser abbilden und dass das Unternehmen widerstandsfähiger ist", so Meyer. Gleichzeitig gebe es in divers besetzten Teams das Risiko für mehr Konflikte, geringere Bindung ans Unternehmen und Komplikationen bei der Führung. Meyer: "Gutes Diversity-Management bedeutet deshalb: Risiken minimieren und die Chancen maximieren."
Verteilung im Team unter der Lupe
In seiner wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt sich Meyer unter anderem damit, welchen Einfluss das "Wie" der interkulturellen Zusammenstellung von Teams hat. "Man sollte sich zum Beispiel die Frage stellen: Wie ist die Diversität denn innerhalb des Teams verteilt? Arbeiten zwei männliche deutsche HR-Mitarbeiter mit zwei US-amerikanischen weiblichen R&D-Verantwortlichen in einem Team zusammen, so würde man es als divers bezeichnen. Allerdings sind unbemerkt homogene Subgruppen entstanden, die allein aufgrund der Zusammenstellung zu Konflikten führen können", erklärt Meyer. Solche als Gruppenbruchlinien bezeichneten Barrieren gelte es zu identifizieren, um Missverständnisse und Produktivitätseinbußen zu vermeiden. Meyer empfiehlt die Schaffung eines Diversitätsklimas mit einer starken normativen Wirkung, nach dem Motto: "So machen wir das hier."
Andreas Gailus, dessen Unternehmen Firmen im Bereich Diversity-Management berät, beobachtet insgesamt eine Weiterentwicklung des Diversity-Managements: "Vor rund fünf Jahren war Diversität noch häufiger auf den Abbau von Diskriminierung ausgerichtet. Inzwischen geht es vielmehr darum, Vielfalt zu entwickeln und zu fördern", so Gailus, der auch die bundesweiten TK-Workshops organisiert und moderiert.
Der Schlüssel: gute Führung und Innoversity
Die Entwicklung ist laut Gailus ablesbar am Trendbegriff Innoversity - also am Kreativitäts- und Innovationsvorsprung, der in gut gelebter Diversität liegt. Eine klassische Aufgabe für Personalentwickler oder Mitarbeitende aus der HR-Abteilung? "Nicht nur", sagt Gailus. "Wir wissen, wie wichtig der Faktor Führung ist, der wie so oft auch hier einen Hebel darstellt. Das Diversity-Management-Lehrbuch wünscht sich natürlich einen transformationalen Führungsstil, also das Vorleben von Werten und Übertragen an die Mitarbeiter. Gleichzeitig ist es in der Realität oft so, dass das Engagement der Führungskräfte eher als unbefriedigend beschrieben wird."
TK-Workshops, Webinarvideos und Leitfaden
Der TK-Service Ausland unterstützt Firmen mit internationalen Belegschaften durch zahlreiche Services rund um die internationale Beschäftigung: zum Beispiel durch die TK-Workshops "Vielfalt gewinnt!" , unsere große Webinar-Mediathek und den Leitfaden "Vielfalt gewinnt! Willkommenskultur in Unternehmen", der Führungskräften bei der Integration von Mitarbeitenden hilft.