Prävention erhöht das Tempo auf der Vier-Meter-Strecke
Interview aus Sachsen
Die TK unterstützt in Sachsen bereits eine Reihe von Präventionsprojekten für die Pflege. Die Bandbreite der Themen ist groß und reicht von Angeboten für Bewegung bis hin zur psychosozialen Gesundheit von Pflegebedürftigen und Pflegekräften. Vera Ünsal, Expertin im Gesundheitsmanagement der TK gibt einen Einblick.
TK: Warum ist das Thema Prävention in der Pflege der TK so wichtig?
Vera Ünsal: Mit der Zunahme von Morbidität und dem Älterwerden der Gesellschaft steigen die Belastungen in der Pflege. Um die Anzahl der Pflegekräfte zu erhöhen und länger im Beruf zu halten, ist es wichtig, die Pflegeberufe attraktiver zu gestalten. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dazu gehört auch, auf die Rahmenbedingungen, die einen gesundheitsgerechten Berufsalltag ermöglichen, zu achten. Durch Prävention können wir die Lebensqualität im Pflegeberuf verbessern. Gesunde Bedingungen für Beschäftigte ist ein zentrales Zukunftsthema der TK.
TK: Wie schätzen Sie die aktuellen Herausforderungen in der Pflege ein?
Ünsal: Den Personalschlüssel in der Pflege zu erhöhen, geht mit der Attraktivität dieser Berufe einher - und das geht nicht ohne einen gesunden Berufsalltag. Gerade in der Pflege ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine entscheidende Komponente, die dafür sorgen kann, die Arbeitszufriedenheit unter den Beschäftigten zu erhöhen. Dafür müssen langfristig Strukturen geschaffen werden. Dazu zählt zum Beispiel die Entwicklung von flexiblen Arbeitszeitmodellen, um die Rückkehr in den Beruf familiengerechter zu gestalten. Das verstehen wir unter Verhältnisprävention, Arbeitsverhältnisse so zu gestalten, dass sie nachhaltig gesundheitsgerecht sind. Mit zusätzlichen Präventionsangeboten für Entspannung, gesunde Ernährung oder Bewegung kann direkt zur beruflichen Fitness beigetragen werden.
TK: Welche positiven Auswirkungen kann Prävention speziell für Pflegebedürftige haben?
Durch Prävention können wir die Lebensqualität im Pflegeberuf verbessern.
Ünsal: Ich denke an ein TK-Präventionsprojekt mit der Universität in Chemnitz, an dem sich 135 Bewohnerinnen und Bewohner aus drei Pflegeeinrichtungen in Chemnitz beteiligt haben. Das Durchschnittsalter der Bewohnerinnen lag bei 84 Jahren. Die Teilnahme an dem Bewegungsprogramm führte zu einer Aufrechterhaltung verschiedener körperlicher und geistiger Funktionen. Mit Bewegungsintervention wurde dem körperlichen Abbau entgegengewirkt. Dies zeigte sich gleich für mehrere Bereiche in der Bewältigung von Alltagstätigkeiten, wie z. B. beim Toilettengang, der Körperpflege oder den Mahlzeiten. Präventionsmaßnahmen haben hier beispielsweise direkt die körperliche Leistungsfähigkeit der Pflegebedürftigen verbessert: Die Gehgeschwindigkeit über eine vier Meter lange Gehstrecke wurde erhöht. In der Feinmotorik der Bewohnerinnen und Bewohner zeigten sich auch leichte Verbesserungen. Dies führte zu einer gestärkten allgemeinen Lebenszufriedenheit und die geistige Leistungsfähigkeit hat sich gesteigert.
TK: Wo erhalten Pflegeeinrichtungen Hilfe?
Ünsal: Wir unterstützen mit dem TK-Förderantrag Starke Pflege pflegerische Betriebe, Maßnahmen der Gesundheitsförderung einzuführen. Das Dokument führt Schritt für Schritt durch den Antragsprozess und es hilft Einrichtungen, ihre ganz speziell auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmten Projekte zu planen.