TK unterstützt Sportsonntag für Familien in Chemnitz
Interview aus Sachsen
Jeden Sonntag heißt es in Chemnitz "Sport frei!". Von zehn bis zwölf Uhr lädt die Stadt alle Familien zum offenen Sportsonntag ein. Schulturnhallen, die sonst am Wochenende leer stünden, öffnen für Eltern und Kinder.
Sportliche Betätigung und Spaß an der Bewegung sind immens wichtig, um die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu erhalten. Die TK unterstützt die Chemnitzer Sportsonntage mit 215.000 Euro. Dr. Holger Spalteholz, Abteilungsleiter des Gesundheitsamtes, gibt Einblicke in das Bewegungsangebot.
TK: Wie sind Sie auf diese Idee, Sporthallen am Wochenende für Kinder bzw. Familien zu öffnen, gekommen?
Dr. Holger Spalteholz: Über das Gesunde-Städte Netzwerk Deutschland habe ich von dem Förderprogramm der Techniker Krankenkasse erfahren. Nach einem ersten Zielfindungsprozess haben wir uns dem Thema Bewegungsförderung für Kinder und Jugendliche gewidmet. Anhand der Schulaufnahmeuntersuchungen stellen wir immer wieder fest, dass es große Defizite im Bereich der Körperkoordination gibt. Selten können Kinder heutzutage noch eine Rolle vorwärts oder problemlos länger als fünf Minuten am Stück rennen. Wir möchten dieser Entwicklung ein Stück entgegenwirken.
Das offene und inklusive Bewegungsangebot erreicht auch Kinder, die sonst keinen Sport treiben und strebt eine positive, gesunde und bewegungsreiche Freizeitgestaltung an. Dadurch kann das gesunde Aufwachsen günstig beeinflusst werden. Vor allem an Wochenenden haben Kinder und Jugendliche Zeit zu rennen, zu springen, zu hüpfen und zu balancieren. Zu dieser Zeit sonst ungenutzte Sporthallen bieten die Chance, niedrigschwellige Bewegungsangebote für diese Altersgruppe zu schaffen. Gleichzeitig können die erfahrenen Übungsleiter eine Empfehlung geben, welche Sportart für das jeweilige Kind geeignet ist. Über das Projekt kann dann eine Schnupperstunde im Sportverein vermittelt werden.
TK: Das Projekt läuft jetzt seit Frühjahr 2022, mittlerweile gibt es Sonntage, an denen über fünfzig Kinder das Angebot annehmen. Gibt es eine personelle Grenze?
Dr. Spalteholz: Es gibt auf alle Fälle eine personelle Grenze. Mehr als fünfzig Kinder und Jugendliche können in einer Sporthalle nicht betreut werden. Aktuell werden pro Sportsonntag vier Übungsleiter eingesetzt. Aus diesem Grund ist die Ausweitung auf weitere Stadtteile geplant. Der zweite Standort wird voraussichtlich im Frühjahr 2023 im Stadtteil "Reitbahnviertel" eröffnet. Eine wichtige Aufgabe der Projektkoordination ist die Akquise von qualifizierten Übungsleitern. Daher wird derzeit ein Konzept erarbeitet, um eine unkomplizierte Qualifikation von Übungsleitern und freiwilligen, ehrenamtlichen Helfern zu erreichen.
TK: Wie geht es weiter?
Dr. Spalteholz: Wie schon erwähnt, beginnen wir mit der Ausweitung des Projektes auf weitere Stadtteile. In diesem Zusammenhang ist die Bekanntmachung dieser niederschwelligen Bewegungsmöglichkeit ein sehr wichtiger Angelpunkt, um Möglichkeiten zu finden, nach Ende der Projektlaufzeit dieses Bewegungsangebot weiterzuführen. Wir bekommen oft Feedback von Eltern, wie toll sie diese Möglichkeit finden. Vor allem von Kindern und Eltern, die sich sonst nicht bewegen würden und dankbar dafür sind.
Neben den offenen Sportsonntagen haben wir die Küchwald-Tour mit Ida Igel entwickelt. Diese 4,3 km lange Strecke kann von Familien für einen sportlichen Rundgang genutzt werden, begleitet mit wissenswerten Informationen zur Umgebung und kleinen Bewegungsaufgaben. Auch diese besonderen Spaziergänge möchten wir weiter entwickeln und neue Laufstrecken in den nahen Wäldern oder Parks anbieten.
TK: Wie stehen Sie persönlich zu dem Projekt, was wünschen Sie sich in diesem Zusammenhang?
Dr. Spalteholz: Ich freue mich, dass wir in Chemnitz dieses Projekt auf den Weg gebracht haben. Es mussten zunächst einige Steine aus dem Weg geräumt werden. Ein wichtiger Punkt war die Änderung in der Sportstättennutzungsordnung, um Sporthallen im Rahmen der Gesundheitsförderung und Prävention gebührenfrei öffnen zu können. Dies hat der Stadtrat beschlossen. Durch die Corona-Pandemie haben wir wertvolle Zeit verloren, da wir im ersten Förderjahr keine Sporthallen öffnen konnten und unklar war, wie es insgesamt weitergeht.
Wir werden beobachten, wie sich die Nutzung in der nächsten Zeit entwickelt und frühzeitig versuchen, eine Möglichkeit der Weiterfinanzierung zu finden. Es ist mein großer Wunsch, den Chemnitzer Kindern und Jugendlichen diese Bewegungsmöglichkeit dauerhaft anzubieten.