Beim Mobbing gibt es keine Unbeteiligten
Artikel aus Sachsen
Das Sächsische Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) und die Techniker Krankenkasse (TK) Sachsen haben das Projekt "Gemeinsam Klasse sein" gestartet. Damit wollen sie Schulen helfen, Mobbing und Cybermobbing zu verhindern.
Mit einer Pressekonferenz wurde am 14. August 2023 der Startschuss des Anti-Mobbing-Projekts "Gemeinsam Klasse sein" gegeben. Gemeinsam wollen das Sächsische Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) und die Techniker Krankenkasse (TK) Sachsen dieses Kooperationsprojekt in die sächsischen Schulen bringen. Das Programm, was präventiv gegen Mobbing und Cybermobbing wirkt, richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer der weiterführenden Schulen sowie Schülerinnen und Schüler der Klassen fünf und sieben. Sie lernen, was Mobbing ist, wie man es erkennt und erfahren in einer Projektwoche mit Erklärvideos, Rollenspielen und gruppendynamischen Übungen, welche Folgen Mobbing für die Betroffenen hat und was die Schülerinnen und Schüler selbst tun können. Alexander Krauß, Leiter der TK in Sachsen: "Es gibt beim Mobbing keine Unbeteiligten. Wir wollen Schülerinnen und Schüler mit dem Programm für das Thema Mobbing sensibilisieren, dass es überhaupt nicht erst dazu kommt. Dafür ist ein gutes Klassenklima wichtig. Zudem lernen die Kinder aktiv etwas gegen Mobbing zu tun und werden zu Experten in Strategien gegen Mobbing."
Unterstützung für sächsische Schulen
Ralf Berger, Präsident LaSuB: "Mobbing ist seelische Gewalt, vor der wir Kinder und Jugendliche schützen müssen. Wir unterstützen die sächsischen Schulen bei der Mobbingprävention. Unsere Lehrkräfte erhalten umfangreiche kostenfreie Materialien und können bis zu fünf Projekttage gestalten. Mit einer Kultur des Hinschauens senden sie somit ein Signal, dass Mobbing nicht geduldet wird." Kernelement ist die Online-Plattform "Gemeinsam Klasse sein", auf die Lehrende nach dem Absolvieren einer Fortbildung mit einem Zugangscode jederzeit kostenfrei zugreifen können. Die digitalen Materialen führen mit Leitfäden, Filmen, Tutorials, Arbeitsblättern und Übungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen durch das Thema. Die Plattform liefert außerdem Hinweise für Lehrkräfte, wie sie Handlungsketten zur Mobbingintervention entwickeln können. Auch Eltern werden mit einbezogen.
Mobbing ist häufigste Gewaltform an Schulen
"Viele Kinder bringen Vorerfahrungen des Mobbings aus der Grundschule mit", so Aaron Winges, Lehrer an der Leipziger Oberschule Ihmelstraße. Er hält derartige Projekte für sehr wichtig, denn der Komplex "Soziales Lernen" komme in der Lehrerausbildung zu kurz.
Die gemeinsame Studie des Bündnisses für Cybermobbing und der TK "Cyberlife IV - Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern" vom vorigen Jahr zeigt: Die Zahl der Betroffenen ist auch nach mehr als zwei Pandemiejahren unverändert hoch. Cybermobbing ist bei Kindern und Jugendlichen zwischen acht und 21 Jahren zum Dauerproblem geworden. 16,7 Prozent der Schülerinnen und Schüler sind davon betroffen. Damit ist die Zahl der Betroffenen im Vergleich zur Studie 2020 (17,3 Prozent) fast unverändert hoch. Mobbing ist die häufigste Gewaltform an Schulen. Dies bestätigen auch die Daten der Pisa-Studie von 2018, wo jede fünfte Schülerin beziehungsweise jeder fünfte Schüler in Deutschland angab, mindestens ein paar Mal pro Monat von Mitschülerinnen beziehungsweise Mitschülern drangsaliert zu werden. "Im Klima des Ausgrenzens und Schikanierens wird schlechter gelernt. Für Kinder ist das Gefühl dazuzugehören sehr wichtig, jegliche Form von Ausgrenzung empfinden sie als sehr belastend", so Krauß weiter. Die Langzeitfolgen von Mobbing können schwere Krankheiten, Unstetigkeit im Berufsleben und reduzierte Sozialkontakte sein.
Über eine Online-Veranstaltung werden die Schulen zum Projekt informiert. Danach nehmen die Lehrerinnen und Lehrer an einer Fortbildung teil, sie sollen das Programm dann in ihre Schulen tragen.