Die Pflege muss unbürokratischer werden
Position aus Saarland
Die Pflege wird für die alternde Gesellschaft immer wichtiger. In seinem Standpunkt geht LV-Leiter Stefan Groh unter anderem darauf ein, wie die Digitalisierung Pflegekräfte entlasten kann.
Im Saarland waren im Jahr 2021 rund 70.000 Menschen pflegebedürftig - Tendenz klar steigend. Daraus ergibt sich laut Arbeitsmarkt-Forschenden bis zum Jahr 2035 einen Bedarf zwischen 5.500 und 8.000 neuen Vollzeit-Pflegekräften. Und das, obwohl schon jetzt akuter Personalmangel herrscht. Diese Zahlen zeigen, dass sich im Bereich Pflege auch im Saarland einiges ändern muss.
Attraktivität muss gesteigert werden
Um den Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen, gibt es verschiedene Ansatzpunkte. Ein Faktor ist die Steigerung der Attraktivität des Berufsbilds. Dabei geht es auch, aber nicht ausschließlich um den Lohn, sondern außerdem um Themen wie Wertschätzung, verlässliche Dienstpläne und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle. Hier sind vor allem die Träger der Einrichtungen gefragt. Ändern sich diese Rahmenbedingungen, könnten auch vermehrt Wiedereinsteiger für eine Entspannung der Personalsituation sorgen. Laut Dr. Magnus Jung, Minister für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit, könnten im Saarland bei besseren Arbeitsbedingungen etwa 1.500 ehemalige Pflegekräfte zurückgewonnen werden.
Digitalisierung bietet viele Entlastungsmöglichkeiten
Ein weiteres Thema, das viele Pflegende umtreibt, ist die überbordende Bürokratie im Pflegealltag. Egal ob im professionellen oder privaten Umfeld, es gibt noch immer so viel Papierkram zu erledigen, dass die eigentliche Pflege darunter leidet. Eine Entlastung könnten dabei vereinfachte und standardisierte digitale Dokumentationsmöglichkeiten bieten. Denn die Pflegeprozesse können so effizienter, transparenter und nachhaltiger werden.
Wir als TK haben darüber hinaus TK-Position: Pflege zukunftssicher gestalten (PDF, 137 kB) , wie die Pflege digitaler und unbürokratischer werden kann. So wäre es ein wichtiger Schritt für Pflegedürftige und ihre Angehörigen, wenn es ein bundeweites Onlineportal für freie Pflegekapazitäten geben würde, auch in der Kurzzeitpflege. Hier muss der Gesetzgeber die Voraussetzung schaffen und die Anbieter verpflichten, freie Kapazitäten zu melden. Außerdem muss der Leistungskatalog der Pflegeversicherung digitalisiert werden. Zwar wurde das Pflegehilfsmittelverzeichnis für digitale Angebote geöffnet, aufgenommen wurde bis heute aber noch keine. Hier sind vor allem die Hersteller von technischen Assistenz- und Überwachungssystemen gefragt, sich vermehrt auch in diesem Bereich zu engagieren. Denn durch diese Möglichkeiten können Pflegebedürftige länger Zuhause wohnen bleiben, was nicht nur diesen Menschen zugutekommt, sondern auch eine Entlastung für die stationären Pflegeeinrichtungen bedeuten würde. Wie Alltagsunterstützende Assistenz-Lösungen (AAL) in einer Wohnung aussehen und wie diese helfen würden, kann man in Saarbrücken sehen. Dort hat das AAL-Netzwerk Saar eine Musterwohnung gebaut, die das Potenzial dieser Assistenzsysteme aufzeigen soll.
Die Einführung eines Entlastungsbudgets wäre ein weiterer Fortschritt. Dazu müssten die Leistungen von Kurzzeit- und Verhinderungspflege zusammengefasst werden. Der monatliche Entlastungsbetrag sollte zu einem jährlichen Budget umgewandelt werden, um den Pflegebedürftigen mehr Flexibilität zu ermöglichen.
ePA auch für die Pflege wichtig
Als letztes Beispiel möchte ich den Nutzen einer gefüllten elektronischen Patientenakte aufführen. In einer Pflegesituation gibt es viele relevante Informationen von unterschiedlichen Quellen, die meist nicht an einem Ort dokumentiert sind. In einer funktionierenden, gefüllten ePA wären all diese Daten strukturiert vorhanden und könnten sofort an die entsprechenden Stellen weitergegeben werden.
Wir wollen mit unseren Angeboten und Ideen dazu beitragen, die Pflegenden bei ihrer Arbeit, aber auch unsere Versicherten zu unterstützen. Daher setzen wir als TK sowie mein Team und ich uns im Dialog mit der Politik und den Einrichtungsträgern dafür ein, dass die Situation in der Pflege entschärft wird.