Die pflegerische Versorgung zukunftssicher zu gestalten, gehört schon heute zu den größten Herausforderungen in unserem Gesundheitssystem. Ein Grund hierfür ist die soziodemografische Entwicklung. Einer wachsenden Zahl älterer Menschen in Rheinland-Pfalz wird einer abnehmenden Zahl von jüngeren, erwerbstätigen entgegenstehen, aus den sich die Pflegekräfte der Zukunft rekrutieren. Nach Angaben des statistischen Landesamts sind bereits jetzt im Land mehr als 241.000 Menschen pflegebedürftig. Ihr Anteil wird steigen und somit auch der Bedarf an pflegerischer Versorgung. Schon jetzt fehlen im stationären Bereich wie auch in der Altenpflege qualifizierte Hände am Bett. Einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt - und Berufsforschung (IAB) zur Folge wird sich der Fachkräftebedarf bis 2035 im günstigem Szenario auf 22.700 Vollzeitäquivalente beziffern - im Worst Case-Szenario sogar auf 31.900. 

Der Pflegeberuf muss attraktiver werden

Die Landesregierung begegnet dieser Entwicklung mit gezielten politischen Maßnahmen. Mit der Initiative "Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative Pflege 2.1" etwa soll die gezielte Fachkräftegewinnung gefördert und ausländische Fachkräfte beispielsweise schneller anerkannt und integriert werden. Allerdings liegt es auf der Hand, dass es nicht allein um die Gewinnung neuer Fachkräfte gehen kann. Der Pflegeberuf muss insgesamt attraktiver gestaltet werden und mehr Raum für eine optimale "Work-Life-Balance" bieten, damit jene, die bereits diesen Beruf ausüben, mit einer höheren Arbeitszeit, länger in der Versorgung tätig sind.

Pflegefachkräfte haben hohe Fehlzeiten

Dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, zeigt der Blick auf die Fehlzeiten von  entsprechenden Erwerbspersonen: Im vergangenen Jahr fehlten bei der TK versicherte Pflegekräfte in Rheinland-Pfalz im Schnitt nahezu 32 Tage - über elf Tage mehr als der statistische Durchschnitt aller Berufsgruppen im Land (20,4). Jede fünfte Krankschreibung ging dabei auf das Konto von psychischen Diagnosen. Auch Muskel- und Skeletterkrankungen spielen hier eine große Rolle. Hinzu kommt, dass jede Fachkraft in der Altenpflege im Schnitt nur 8,4 Jahre im Beruf verbleibt und meist in Teilzeit tätig ist. 

PUEG will Arbeitssituation in der Pflege verbessern

Das 2023 eingeführte Pflegeunterstützungs- und entlastungsgesetz (PUEG) zielt im Kern darauf ab, die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte, etwa mittels flexiblerer Arbeitszeitmodelle, einer höheren Vergütung sowie durch erweiterte Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, zu verbessern. Wie das Berufsbild der Pflegekraft künftig attraktiver und moderner gestaltet werden kann, hat die TK in Rheinland-Pfalz in dem Positionspapier "Pflege zukunftssicher gestalten" behandelt. Nach Auffassung der TK spielt die Digitalisierung eine Schlüsselrolle dabei, Pflegekräfte durch bessere Vernetzung und Bürokratie wesentlich zu entlasten.

Angehörige bilden den "größten Pflegedienst Deutschlands"

Ebenso wie die formelle gilt es aber auch die informelle Pflege in den Blick zu rücken: Drei Viertel der Pflegebedürftigen im Land werden von ihren Angehörigen, von Freunden und Nachbarn gepflegt. Insbesondere dieser "größte, ambulante Pflegedienst" Deutschlands muss gezielt mit Angeboten entlastet werden. Hierzu zählt die Etablierung eines bundesweiten Online-Portals, welches die Suche nach einem stationären Pflegeplatz erleichtern würde. Darüber hinaus würde es eine ganze Bandbreite von Möglichkeiten geben, wie Pflegebedürftige und deren Angehörige finanziell entlastet werden könnten. Welche Verantwortung hier etwa das Land tragen sollte, ist ebenfalls im aktuellen Positionspapier aufgeführt.