TK: Die Pandemie hat die Gesundheitspolitik ins Zentrum des Interesses schnellen lassen, nun sind im letzten Jahr weitere Krisen in anderen Politikbereichen hinzugekommen, die die Menschen bewegen. Welchen Stellenwert hat die Gesundheitspolitik in Ihrem Wahlprogramm für die nächste Legislaturperiode?

Frank Imhoff: Gesundheitspolitik setzt bei den Alltagsthemen der Menschen an und hat deswegen für uns seit vielen Jahren hohe Priorität. Der Gesundheitsbereich ist zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, mit Anziehungskraft weit über die Grenzen unserer Städte hinaus. Wir haben uns in den letzten vier Jahren intensiv mit der Gesundheitspolitik und einer bestmöglichen medizinischen Versorgung befasst. Dabei haben wir im Gespräch mit vielen Akteuren des Gesundheitswesens 15 Meilensteine für eine bessere medizinische Versorgung entwickelt und vorgelegt. Wir haben mit einer gesonderten Homepage sowie mit einem eigenen Gesundheits-Podcast ein Alleinstellungsmerkmal in der Gesundheitspolitik, zu lesen und zu hören auf unserer Plattform www.bremenabergesund.de. Im aktuellen CDU-Regierungsprogramm gehen wir diesen zukunftsorientierten Weg weiter.

Frank Imhoff

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Spitzenkandidat der CDU in Bremen

TK: Das Thema stationäre Versorgung und die damit zusammenhängende Krankenhausreform sind zurzeit ein viel diskutiertes Thema im Land. Wie stellen Sie sicher, dass Bremen und Bremerhaven im stationären Bereich gut und bedarfsgerecht aufgestellt sind?

Imhoff: Mein Anspruch ist es, die bestmögliche und alle Bereiche umfassende medizinische und pflegerische Versorgung für die Menschen in unserem Bundesland zu erreichen. Höchste medizinische Qualität hat Vorrang vor kurzen Wegen. Die gute Versorgung mit Krankenhausleistungen in Bremerhaven und Bremen darf durch die bevorstehende Krankenhausreform des Bundes nicht gefährdet werden. Wenn wir die Chance nutzen und den aktuell parteiübergreifend beschlossenen Krankenhaus-Rahmenplan zur Neuorientierung und Neustrukturierung der medizinischen Versorgung nutzen, dann kann unser Ziel der bestmöglichen medizinischen Versorgung erreicht werden. Die Zusammenarbeit und Vernetzung unterschiedlicher Fachdisziplinen, die dauerhaft bedarfsgerechte Bereitstellung von Landes-Investitionsmitteln sowie die Entlastung der Kliniken von nicht zwingend stationär zu erbringenden Leistungen sind dafür die Erfolgsfaktoren.

Mein Anspruch ist es, die bestmögliche und alle Bereiche umfassende medizinische und pflegerische Versorgung für die Menschen in unserem Bundesland zu erreichen. Höchste medizinische Qualität hat Vorrang vor kurzen Wegen.
Frank Imhoff, Spitzenkandidat der CDU in Bremen

TK: Eine kleinräumige Planung allein bringt noch keine Ärztinnen und Ärzte nach Bremen. Was sind Ihre Ansätze für die zukünftige Gestaltung der ambulanten Versorgung? Und wie kann die Versorgung noch besser sektorenübergreifend gedacht werden?

Imhoff: Bremerhaven und Bremen sind lebenswerte und attraktive Städte, auch für Ärztinnen und Ärzte. Um dem Ärztemangel zu begegnen, brauchen wir langfristig auch einen eigenen Medizinstudiengang in Bremen. Auf dem Weg dahin werden wir enge Kooperationen mit anderen Universitäten eingehen. Kurzfristig wird es darauf ankommen, den Beruf des niedergelassenen Arztes für junge Medizinerinnen und Mediziner attraktiver zu gestalten. Dies beginnt bei den Arbeitszeiten und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, geht über die notwendigen Investitionen bis hin zu den Verdienstmöglichkeiten. Dabei wollen wir die Kassenärztliche Vereinigung unterstützen und gemeinsam attraktive und zeitgemäße Modelle entwickeln, um frei werdende Praxissitze wiederzubesetzen. Um die Bedarfe besser planen zu können, werden wir eine umfassende Versorgungsbedarfsanalyse für Bremen, Bremerhaven und das niedersächsische Umland erstellen.

TK: Was tun Sie, um zu verhindern, dass Fachkräfte aus Pflegeberufen aussteigen und um zu erreichen, dass sich mehr Menschen für den Pflegeberuf entscheiden - sowohl in der Krankenpflege als auch in der stationären und ambulanten Langzeitpflege?

Imhoff: Es gibt leider sehr viele Pflegekräfte, die in den letzten Jahren ihren Beruf "aufgegeben" haben und in andere Bereiche gewechselt sind. Aus Studien wissen wir, dass wir davon einen Großteil durch attraktive Arbeitsbedingungen und passgenaue Dienstpläne zurückzugewinnen können. Das müssen wir versuchen. Mittelfristig können wir Pflegekräfte durch einen massiven Ausbau der Ausbildungskapazitäten gewinnen. Dazu stärken wir als CDU den Weser Bildungsverbund mit seinen über 60 Mitgliedern und Experten der Pflegepraxis. Nicht kleckern, sondern klotzen muss hier das Motto sein. Pflege ist eine der dauerhaft großen Herausforderungen unseres Gemeinwesens. Daneben stehen auch hier die allgemeinen Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeits- und Fachkräftesituation, von besserer Bildung, Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung, Arbeitsbedingungen, Vereinbarkeit von Familie und Beruf bis hin zur Anwerbung von Arbeitskräften im Ausland.

TK: Ein weiteres Thema, das in der Gesundheitspolitik bewegt, ist die Digitalisierung. Digitale Angebote in der Versorgung werden von immer mehr Menschen nachgefragt. Was kann das Land im Bereich der Digitalisierung des Gesundheitswesens tun und was möchten Sie bewegen?

Imhoff: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz werden in wenigen Jahren auch im Gesundheitswesen eine Selbstverständlichkeit sein. Wenn wir unser Ziel der bestmöglichen medizinischen Versorgung schneller erreichen wollen, dann sollten wir sofort damit anfangen, die Kliniken zu digitalisieren und sie zu "Smart Hospitals" zu entwickeln. Dabei geht es insbesondere darum, die vielen Daten der Patientinnen und Patienten aus den unterschiedlichen Facharztpraxen, von den Hausärzten, aus Krankenhäusern, Reha-Einrichtungen und sonstigen Gesundheitsdienstleistern zusammenzuführen. Denn so kann man Fehlversorgung, doppelte Untersuchungen und unnötige Bürokratie vermeiden, die Qualität der Versorgung verbessern und zugleich die Ressource Personal effizienter einzusetzen. Zudem werden die Berufe im Gesundheitswesen attraktiver, wodurch wir wiederum junge Menschen gewinnen, die wir angesichts der demografischen Entwicklung dringend brauchen.

Wenn wir unser Ziel der bestmöglichen medizinischen Versorgung schneller erreichen wollen, dann sollten wir sofort damit anfangen, die Kliniken zu digitalisieren und sie zu "Smart Hospitals" zu entwickeln.
Frank Imhoff, Spitzenkandidat der CDU in Bremen

TK: Woran erkennen wir am Ende der neuen Legislatur die erfolgreiche Handschrift der CDU in der Gesundheitspolitik im Land Bremen?

Imhoff: Ich würde mich freuen, wenn wir es schaffen, dass Patientinnen und Patienten wieder zeitnah Termine bei den niedergelassenen Ärzten in ihrem Stadtteil und in den Facharztpraxen bekommen und wenn wir in der Region eine umfassende und sehr gute medizinische Versorgung anbieten können. Zudem bin ich optimistisch, dass wir bei der Gründung einer medizinischen Fakultät, der Digitalisierung und der Rückgewinnung von Pflegekräften und der Neurekrutierung von Nachwuchskräften in allen Bereichen des Gesundheitswesens besser aufgestellt sind als heute. Außerdem müssen wir uns dringend darum kümmern, unsere städtischen Bremer Krankenhäuser, der Gesundheit Nord (GeNo), personell, medizinisch und wirtschaftlich zukunftsfest aufzustellen. Nur so kann die GeNo ihren Beitrag zu einer guten medizinischen Versorgung leisten, ohne dauerhaft auf Zuschüsse zu den Betriebskosten aus dem Bremer Haushalt angewiesen zu sein.