Ein Drittel der Norddeutschen mit dem Gesundheitssystem nicht zufrieden
Pressemitteilung aus Bremen
Bremen, 27. März 2025. Ein Drittel der Norddeutschen ist mit dem deutschen Gesundheitssystem nicht zufrieden. Das zeigt die bundesweit repräsentative Forsa-Befragung "TK-Meinungspuls 2025" im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) mit Teilergebnissen aus Norddeutschland, also den Bundesländern Bremen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Im Vergleich zum Jahr 2021 hat sich die Unzufriedenheit mehr als vervierfacht. Während vor vier Jahren acht Prozent der befragten Norddeutschen angaben, mit dem Gesundheitssystem nicht zufrieden zu sein, sind es aktuell 34 Prozent.
Mit 94 Prozent rechnet die große Mehrheit der Befragten in den norddeutschen Bundesländern außerdem damit, dass die Krankenkassenbeiträge weiter steigen werden. "Die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung müssen endlich stabilisiert werden. Inzwischen sind die Beiträge auf über 17 Prozent gestiegen. Es ist an der Politik, die Beitragsspirale zu stoppen", sagt Sabrina Jacob, Leiterin der TK-Landesvertretung Bremen. So könnte ein höherer Herstellerrabatt auf neue Arzneimittel zwei Milliarden Euro pro Jahr einbringen; die Finanzierung der Beiträge für Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger durch den Bund käme einer Entlastung von über neun Milliarden Euro jährlich gleich.
Facharztpraxen: Wartezeit für zwei Drittel ein Problem
Der Umfrage zufolge sind 42 Prozent der Norddeutschen mit dem Angebot an Facharztpraxen in ihrer Umgebung weniger zufrieden oder unzufrieden - 2017 waren dies noch 36 Prozent. Zwei Drittel (66 Prozent) beklagen ferner die Wartezeiten auf Facharzttermine (2017: 58 Prozent). Mit Blick auf das Angebot an Hausarztpraxen in ihrer Umgebung sind lediglich 20 Prozent der befragten Norddeutschen weniger zufrieden oder unzufrieden.
Damit Patientinnen und Patienten schneller Arzttermine bekommen, fordert die TK eine digitale Ersteinschätzung des medizinischen Bedarfs - noch bevor ein Arzttermin überhaupt vereinbart wird. Eine Ersteinschätzung kann gesundheitliche Probleme schnell einordnen und einen geeigneten Behandlungspfad empfehlen. Je nach Situation kann das eine digitale Selbstversorgung oder ein Termin in einer Haus- oder Facharztpraxis sein. Wer dringend behandelt werden muss, soll über eine digitale Terminplattform schnell einen Termin bekommen.
"Es fehlt an der nötigen Orientierung im Gesundheitssystem. Eine zielgenauere Versorgung entlastet sowohl die Patientinnen und Patienten als auch die Ärztinnen und Ärzte. Zudem brauche es grundsätzliche Reformen im ambulanten System, sodass die Menschen zeitnah in der richtigen Versorgungsform behandelt werden, so Jacob.
Zustimmung für Digitalisierung
Die Befragung zeigt auch: Die Menschen in Norddeutschland sind bereit, sich auf Neues einzulassen. So möchten 77 Prozent der Norddeutschen künftig die elektronische Patientenakte (ePA) nutzen. Zwei Drittel waren zudem bereits in einer ärztlichen Videosprechstunde oder möchten die Möglichkeit zukünftig nutzen, und 83 Prozent buchen Arzttermine online oder planen, dies in Zukunft zu tun. 84 Prozent der Norddeutschen begrüßen, dass ihre Gesundheitsdaten künftig in anonymisierter Form gezielter für die Prävention und die Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden können.
"Es ist eine wichtige Voraussetzung für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems, dass die Menschen im Norden so aufgeschlossen für Neues sind. Damit die digitalen Möglichkeiten eine breite Akzeptanz finden und einen wirklichen Mehrwert bieten, müssen die Versicherten sie komfortabel nutzen können. Es ist Aufgabe der Politik, hierfür die geeigneten Rahmenbedingungen zu schaffen", erklärt Jacob. Dies könne beispielsweise geschehen, indem Anmeldeverfahren für digitale Services wie das E-Rezept oder die elektronische Patientenakte vereinfacht werden und indem das Video-Ident-Verfahren auch im Gesundheitswesen nutzbar wäre.
Hinweis für die Redaktion
Für die bevölkerungsrepräsentative telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Januar und Februar 2025 bundesweit insgesamt 2.052 Personen ab 18 Jahren (mindestens 200 Personen pro Ländergebiet) mit anschließender Proportionalisierung der Gesamtergebnisse. Die hier ausgewiesenen Teilergebnisse der bundesweiten Studie beziehen sich auf Norddeutschland; also die nördlichen Bundesländer Bremen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, wo 377 Personen befragt wurden.