Was ist eine Schilddrüsenentzündung?
Die Schilddrüse, auch Glandula thyreoidea genannt, spielt eine wichtige Rolle beim Stoffwechsel und Wachstum des Körpers. Sie reguliert unter anderem die Körpertemperatur und den Energieverbrauch. Meist schenken wir ihr wenig Beachtung. In seltenen Fällen kommt es allerdings zu einer Schilddrüsenentzündung und das kleine Organ steht plötzlich im Zentrum unserer Aufmerksamkeit.
Unterschiedliche Symptome
Eine Schilddrüsenentzündung, medizinisch Thyreoiditis, kann viele Ursachen haben. Meist verläuft sie unbemerkt, manchmal äußert sie sich unter anderem durch:
- Fieber
- Müdigkeit, Schwäche und Abgeschlagenheit
- Vergrößerte beziehungsweise geschwollene Schilddrüse
- Schmerzhafte Schilddrüse bei äußerem Druck
- Harte beziehungsweise derbe Schilddrüse
- Gerötete Haut über der Schilddrüse
- Schmerzen im Bereich der Schilddrüse
- Vergrößerte Lymphknoten am Hals
- Schluckbeschwerden
- Schmerzen, die von der Schilddrüse aus bis in den Kiefer, die Ohren oder die Brust ausstrahlen können
- Heiserkeit
Eine Schilddrüsenentzündung kann auch symptomlos verlaufen und wird dann nur zufällig entdeckt. Mediziner sprechen hier von einer stillen beziehungsweise silent Thyreoiditis.
Frauen häufiger betroffen
Meistens erkranken Menschen im Alter von dreißig bis fünfzig Jahren an einer Thyreoiditis. Dabei trifft es Frauen etwa fünfmal häufiger als Männer. An einer Hashimoto-Schilddrüsenentzündung erkranken sie im Schnitt sogar neunmal so oft.
Auf der Suche nach der Ursache
Leiden Sie unter den oben genannten Beschwerden, suchen Sie Ihren Hausarzt auf. Dieser wird Sie zunächst nach Ihren Symptomen und Ihrer medizinischen Vorgeschichte befragen. Dann wird er Ihre Schilddrüse abtasten, um festzustellen, ob sie schmerzempfindlich oder vergrößert ist. Hat er den Verdacht, dass eine Schilddrüsenentzündung vorliegt, überweist er Sie an einen Endokrinologen, einen Spezialisten für Erkrankungen der Schilddrüse. Mithilfe unterschiedlicher Untersuchungsmethoden kann dieser die Form der Schilddrüsenentzündung ermitteln:
- Anhand einer Blutprobe können unter anderem die Entzündungswerte bestimmt werden und den Verdacht auf eine Schilddrüsenentzündung bestätigen oder entkräften. Im Labor können auch relevante Antikörper wie TPO-, TG- und TR-Antikörper im Blut nachgewiesen werden. Erhöhte Werte deuten auf Erkrankungen wie Morbus Basedow oder Hashimoto-Thyreoiditis hin.
- Auf dem Ultraschall erkennt der Endokrinologe, ob die Schilddrüse verkleinert oder vergrößert ist.
- Eine Schilddrüsenszintigrafie dient dazu, eine Schilddrüsenüber- beziehungsweise -unterfunktion sowie Tumore zu erkennen. Dabei wird Ihnen ein radioaktiver Stoff in die Vene gespritzt, der von der Schilddrüse aufgenommen wird. Mit einem Aufnahmegerät, einer sogenannten Gamma-Kamera, kann der Nuklearmediziner erkennen, wie viel und in welchen Regionen der Schilddrüse sich die Substanz angereichert hat. Bei einer Unterfunktion wird der Stoff beispielsweise kaum aufgenommen, bei einer Überfunktion hingegen stark.
- Mithilfe einer Gewebeprobe, die er aus der Schilddrüse entnimmt, erkennt ein Pathologe mögliche Zellveränderungen.
Die verschiedenen Formen und ihre Therapie
Eine Schilddrüsenentzündung wird meist von einer Autoimmunerkrankung verursacht. Auch Bakterien, Viren, eine Verletzung der Schilddrüse, einige Medikamente oder eine Strahlenbehandlung können sie auslösen. Sie kann akut, subakut oder chronisch verlaufen. Eine Schilddrüsenentzündung ist allerdings selten und macht nur ein bis drei Prozent aller Schilddrüsenerkrankungen aus. Ihre Behandlung richtet sich nach der Art der Entzündung.
Akute Schilddrüsenentzündung
Diese ist sehr selten und kann verschiedene Ursachen haben: Meist ist sie bakteriell bedingt, etwa wenn die Erreger einer bakteriellen Halsinfektion in die Schilddrüse gelangen. Auch Viren oder andere Keime können sie verursachen. In seltenen Fällen entsteht nach einer Strahlentherapie am Hals eine Thyreoiditis. Eine Verletzung kann ebenfalls eine Schilddrüsenentzündung hervorrufen.
Bei einer bakteriell ausgelösten Thyreoiditis verschreibt der Arzt Ihnen Antibiotika sowie entzündungshemmende Medikamente. Hat sich ein Abszess gebildet, wird dieser mit einer Nadel punktiert und der Eiter abgelassen. Auch kühlende Auflagen können Ihnen Linderung verschaffen. Ist die Ursache eine Strahlentherapie, verschreibt Ihr Arzt Ihnen in der Regel Kortison.
Subakute Thyreoiditis de Quervain
Diese Form beginnt und verläuft langsamer als die akute Schilddrüsenentzündung. Typisch sind die Langhans'schen Riesenzellen, die sich durch die Entzündung bilden. Die Ursache ist bislang ungeklärt; Forscher vermuten, dass ihr Wachstum durch eine Virusinfektion ausgelöst werden könnte.
Diese Entzündung heilt in den meisten Fällen von selbst aus. Außerdem kann der Arzt Ihnen entzündungshemmende Medikamente verschreiben. Bei einer schwereren Entzündung wird er Ihnen zusätzlich Kortison verordnen.
Chronische Schilddrüsenentzündung
Hashimoto-Schilddrüsenentzündung
Sie ist mit etwa 80 Prozent die häufigste Form der Thyreoiditis und gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Greift das Immunsystem die Schilddrüse an, entzündet sich das Gewebe und wird zerstört. Dadurch können eine Schilddrüsenunterfunktion sowie eine vergrößerte Schilddrüse, auch Kropf oder Struma genannt, entstehen.
Für die Ursache der Hashimoto-Schilddrüsenentzündung gibt es bisher keine wirksame Therapie. Gegen eine Unterfunktion verschreibt Ihnen der Arzt Schilddrüsenhormone. Entsteht eine Struma, wird die Schilddrüse unter Umständen operativ entfernt.
Morbus Basedow
Morbus Basedow ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung. Sie löst meist eine Schilddrüsenüberfunktion aus. Dabei schwellen Muskeln, Fett- und Bindegewebe so stark an, dass bei Betroffenen häufig die Augäpfel stärker hervortreten.
Auch die Ursache von Morbus Basedow kann bisher nicht therapiert werden. Gegen die Schilddrüsenüberfunktion verschreibt Ihr Arzt Ihnen Thyreostatika - Medikamente, die die Hormonproduktion in der Schilddrüse hemmen. Eine weitere Behandlungsoption ist die Radiojodtherapie. Dabei wird Ihnen eine Kapsel mit radioaktivem Jod verabreicht. Die Schilddrüse speichert das Jod und die Radioaktivität zerstört das krankhafte Schilddrüsengewebe. Dadurch wird die Schilddrüse gleichzeitig verkleinert. Die operative Entfernung der Schilddrüse ist eine weitere Therapiemöglichkeit. Nach der Operation können keine Schilddrüsenhormone mehr gebildet werden. Deshalb nehmen Sie diese im Anschluss dauerhaft in Tablettenform ein.
Fibrosierende Schilddrüsenentzündung
Diese Form, auch Riedel-Struma genannt, ist sehr selten. Hier vergrößert und verhärtet sich die Schilddrüse. Dabei können die Luftröhre eingeklemmt und Nerven oder Blutgefäße abgedrückt werden. Die Ursache für diese Form der Schilddrüsenentzündung ist bislang ungeklärt.
Bei einer fibrosierenden Schilddrüsenentzündung wird oftmals die Schilddrüse teilweise oder auch komplett entfernt. Anhand einer Gewebeprobe kann der Arzt zudem untersuchen, ob es sich um Schilddrüsenkrebs handelt. Nach der Operation nehmen Sie die fehlenden Schilddrüsenhormone lebenslang in Tablettenform ein.
Schilddrüsenentzündung und Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft beziehungsweise die Geburt eines Kindes kann in seltenen Fällen bei der Mutter eine Post-Partum-Thyreoiditis verursachen.
- Lesen Sie weitere Informationen zu dieser Erkrankung und der Schilddrüse sowie Tipps, wie Sie und Ihr Kind während der Schwangerschaft optimal mit Jod versorgt sind.
Unterstützungsangebote nutzen
Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen finden Sie auf der Website der SchilddrüsenLiga Deutschland e. V. Neben detaillierten Informationen rund um die Schilddrüse und ihre Erkrankungen können Sie sich hier zum Beispiel auch einen Schilddrüsenpass herunterladen oder bestellen. Außerdem finden Sie Erfahrungsberichte, etwa über Ernährung oder die richtige Arztwahl, und Expertenantworten auf häufig gestellte Fragen. Auf Arzt-Patienten-Seminaren können Sie sich direkt mit Ärzten und anderen Betroffenen austauschen.