Wiederbelebung mit Herzdruckmassage
Noch bevor Rettungsdienst oder Notarzt eintreffen, können Sofortmaßnahmen des Ersthelfenden dafür entscheidend sein, ob ein akut Erkrankter oder Verletzter die lebensgefährliche Situation überlebt. So ist die Überlebensrate nach einem Herzstillstand doppelt so hoch, wenn Ersthelfende sofort mit der Wiederbelebung beginnen.
Das Blut hat im Körper die zentrale Aufgabe, alle Zellen mit lebensnotwendigen Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen. Treibende Kraft hinter dem permanent zirkulierenden Blutstrom ist das Herz. Setzt es aus oder schlägt nicht mehr effektiv, bricht innerhalb von kurzer Zeit der Kreislauf zusammen. Die Organe erhalten nicht mehr genug Sauerstoff, was bereits nach wenigen Minuten schwerwiegende Schäden, besonders im Gehirn, verursacht.
Den Kreislauf bei Herzstillstand durch eine Herzdruckmassage aufrechtzuerhalten, ist die wichtigste lebensrettende Notfallmaßnahme, nachdem ein Notruf über die Telefonnummer 112 abgesetzt wurde.
Die Herzdruckmassage
Im Falle eines Kreislaufstillstands (Bewusstlosigkeit, fehlender Puls, fehlende Atmung) ist eine Herzdruckmassage die einzige Überlebenschance. Sie sollte sofort begonnen werden, auch wenn Rettungspersonal, Notarzt oder Notärztin noch nicht vor Ort sind. Auch Nichtmediziner können eine Herzdruckmassage vornehmen, das ist nachweislich besser als nichts zu tun.
Die Infektionsgefahr, vor der wir uns zu Zeiten der Coronapandemie fürchten, sollte uns nicht von Wiederbelebungsmaßnahmen abhalten. Zum eigenen Schutz sind jedoch einige Vorsichtsregeln zu beachten:
- Um die Bewusstseinslage zu prüfen, sollte ein Mensch mit Verdacht auf Herz-Kreislaufstillstand aktuell nur noch sehr laut angesprochen, nicht aber an den Schultern bewegt werden, wie man das vorher empfohlen hatte.
- Zur Überprüfung der Atmung sollte nur die Bewegung des Brustkorbs beobachtet werden, ein Körperkontakt sollte dabei vermieden werden.
- Ein Offenhalten der Atemwege sollte durch leichtes Überstrecken des Kopfes mit möglichst wenig Körperkontakt zur bewusstlosen Person erreicht werden. Wenn auch nach dieser Maßnahme keine eigene Atmung zu beobachten ist, muss unverzüglich mit der Herzdruckmassage begonnen werden.
Das Prinzip
Für den durch die Herzmassage erzeugten Blutstrom sind zwei Mechanismen verantwortlich, die sich gegenseitig ergänzen. Zum einen sorgt das Zusammendrücken des Herzmuskels zwischen Brustbein und Wirbelsäule für eine gewisse Blutzirkulation. Zum anderen verändert sich beim Pressen auch der Druck im gesamten Brustkorb (Thorax), was den Blutkreislauf durch eine Sogwirkung zusätzlich antreibt.
Auch nach einem Kreislaufstillstand befindet sich in den Lungen noch etwas Luft. So kann auch ohne zusätzliche Beatmung durch Druck auf den Brustkorb etwas Sauerstoff in den Blutkreislauf gelangen.
Auf eine Beatmung ohne technische Hilfsmittel kann verzichtet werden, wenn man diese nicht durchführen kann oder möchte. Das gilt besonders auch in Zeiten von Corona. Bei Personen aus dem Familien- oder engsten Freundeskreis ist nur von einer geringen zusätzlichen Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus auszugehen, so dass die Durchführung einer Atemspende, wenn eine zweite helfende Person anwesend ist, situationsbezogen abgewogen werden kann. Dies gilt vor allem auch für Kinder, die von einer Beatmung besonders profitieren können.
Durchführung der Herzdruckmassage
Als Erstes legt man den Betroffenen mit dem Rücken flach auf eine harte Unterlage, am besten den Fußboden. Ein Bett ist für Wiederbelebungsmaßnahmen nicht geeignet. Der richtige Druckpunkt liegt in der Mitte der Brust.
Seitlich neben dem Patienten kniend, setzt der Helfer oder die Helferin den Handballen der einen Hand genau auf diesen Punkt, die zweite Hand wird auf die am Druckpunkt platzierte Hand gelegt. Die Schultern des Helfers sind über den Druckpunkt gebeugt, seine Arme durchgestreckt und der Rücken gerade, sodass der Druck senkrecht von oben nach unten ausgeübt werden kann. Nur so bringt man genügend Kraft auf, denn bei einem Erwachsenen muss das Brustbein mindestens fünf bis sechs Zentimeter (das entspricht etwa 2-3 Querfinger) eingedrückt werden. In der Entlastungsphase ist es wichtig, den Druck ganz nachzulassen, damit der Brustkorb wieder in seine Ausgangslage zurückkehren kann. Die Handballen bleiben dabei am Druckpunkt.
Eine Gesichtsmaske für die Helfenden bietet dabei einen gewissen Schutz vor Infektionen; ebenso das Auflegen eines leichten Tuches über Mund und Nase des Patienten.
Mit Musik im richtigen Takt
Etwa 100- bis 120-mal in der Minute sollte gedrückt und wieder entlastet werden. Eine kraftraubende Angelegenheit, bei der man sich am besten mit einem anderen Helfer abwechselt. Um den richtigen Rhythmus zu finden, mit dem das Herz wieder zum Schlagen gebracht werden kann, hilft Musik. Bekannte Songs wie "Stayin alive" von den Bee Gees," und I will survive" von Gloria Gaynor haben den richtigen Beat, um Leben zu retten. Summen Sie die entsprechende Melodie innerlich mit, um im Takt zu bleiben.
Beobachtet man weiterhin keine Reaktion der bewusstlosen Person, muss die Herzdruckmassage so lange fortgesetzt werden, bis ein Rettungsteam eintrifft.
Die Frühdefibrillation
An vielen Stellen im öffentlichen Bereich finden sich Defibrillatoren (auch AED = automatisierter externer Defibrillator), die von medizinischen Laien bedient werden können. Das sind Geräte zur Abgabe eines Elektroschocks bei Kammerflimmern. Die Standorte werden durch ein grünes Schild mit einem weißen Herz mit Blitzsymbol markiert.
Das A und O bei der Wiederbelebung ist und bleibt die Herzdruckmassage. Diese darf nicht durch die Suche nach einem Defibrillator unterbrochen werden. Das Gerät muss also von einem zweiten Helfenden geholt werden.
Sollte ein Defibrillator zur Verfügung stehen, scheuen Sie sich nicht, ihn anzuwenden. Nachdem die beiliegenden Elektroden aufgeklebt wurden, gibt das Gerät selbst Anweisungen, die einfach zu befolgen sind. Das Gerät informiert die Ersthelfenden auch darüber, ob die Abgabe eines Elektroschocks überhaupt sinnvoll ist.
Natürlich sind bei der Benutzung des Defibrillators einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:
- Benutzen Sie den Defibrillator nicht im Wasser oder in einer Pfütze stehend.
- Berühren Sie den Patienten nicht, während das Gerät den Herzrhythmus des Patienten analysiert oder Stromstöße abgibt. Das Gerät gibt entsprechende Anweisungen.
Rechtlich kann einem Laien, der einen öffentlich zugänglichen Defibrillator zur Ersten Hilfe nutzt, nichts passieren. Diese Handlung fällt entsprechend §34 Strafgesetzbuch in den Bereich des "rechtfertigenden Notstandes" und geschieht im Rahmen der mutmaßlichen Einwilligung des Betroffenen.
Um im Notfall richtig reagieren zu können, ist es hilfreich, sich rechtzeitig auf so eine Situation vorzubereiten. Nur so kann man die eigene Zurückhaltung überwinden und unter Umständen einem anderen Menschen das Leben retten.