Vitamin-B12-Mangel durch Metformin
Metformin gilt als das Mittel der ersten Wahl, um Typ-2-Diabetes zu behandeln. Eingenommen wird es als Tablette und senkt vor allem den Nüchternblutzucker. Eine aktuelle Studie kam jetzt zu dem Ergebnis, dass Metformin das Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel deutlich erhöht. Dieser Mangel kann eine diabetische Neuropathie mit Empfindungsstörungen in Händen und Füßen nachahmen. Wenn Metformin verordnet wurde, sollten Sie daher Ihren Vitamin B12-Spiegel jährlich kontrollieren lassen.
Kribbeln der Hände und Taubheitsgefühle zählen zu den typischen Beschwerden, wenn Nervenzellen durch Diabetes geschädigt worden sind. Hinter dieser sogenannten "Diabetischen Neuropathie" kann aber nach neuesten Erkenntnissen auch ein Mangel des Nervenvitamins B12 stecken.
Eine streng vegane Ernährung und eine chronische Magenschleimhautentzündung zählen als mögliche Ursachen für einen Mangel. Aber mit Typ-2-Diabetes gibt es noch eine Ursache, die bislang häufig unterschätzt wurde. Die Behandlung mit Metformin gilt nach Ansicht von internationalen Fachgesellschaften als eine mögliche Ursache für einen Vitamin-B12-Mangel und dessen Symptome, denn es blockiert die Aufnahme von Vitamin B12 aus der Nahrung ins Blut.
Wichtig zu wissen: Eine tägliche Dosis von mehr als 2000 mg Metformin führte verglichen mit einer Diabetes-Therapie ohne Metformin zu einem dreifach erhöhten Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel, der mit einer einfachen Blutuntersuchung nachgewiesen werden kann. Zu den Laborwerten gehört der Vitamin-B12-Spiegel, aber auch Werte, die indirekt für einen Mangel sprechen wie Homocystein.
Vitamin B12 ist (un)ersetzbar
Wer zu wenig Vitamin B12 aufnimmt, beispielsweise bei einer einseitigen Ernährung, merkt dies häufig durch ein Gefühl von Schwäche und Müdigkeit, Konzentrationsproblemen und unter Umständen auch Haarausfall. Fehlt Vitamin B12 dauerhaft, kommt es zu einem handfesten Mangel und dem Verlust von Nervenzell-Mark, was die Nerven langfristig zerstört.
Beschwerden: Ein solcher Mangel macht sich bei bis zur Hälfte der Betroffenen durch neurologische Beschwerden bemerkbar, beispielsweise Taubheitsgefühle, Gangunsicherheit oder Schwindel. Magen-Darm-Beschwerden, eingerissene Mundwinkel, Zungenbrennen, aber auch Blässe und Gedächtnisstörungen zählen zu den typischen Beschwerden eines Mangels.
Forschungsupdate: Eine hochwertige Studie (doppelblind, placebokontrolliert) untersuchte jetzt Menschen mit Typ-2-Diabetes, die mindestens vier Jahre mit Metformin behandelt wurden, unter einer Neuropathie litten und denen nachweislich Vitamin B12 fehlte.
Ergebnis: Durch die tägliche Gabe von 1000 µg Vitamin B12 normalisierten sich nach einem Jahr die Blutwerte und es besserten sich sämtliche neurologischen Beschwerden. Die Teilnehmenden selbst berichteten von einer deutlich höheren Lebensqualität.
Das bedeutet für Sie: Wer mit Metformin behandelt wird, sollte laut Fachgesellschaften jährlich die Blutwerte für Vitamin B12 kontrollieren lassen. Menschen mit Typ-2-Diabetes und den Anzeichen einer Nervenschädigung sollten ebenfalls im Rahmen der regelmäßigen Kontrolluntersuchung nachfragen, ob möglicherweise ein Mangel vorliegt.
Unser Tipp: Beim Einkauf sollten Sie auf Lebensmittel setzen, die viel Vitamin B12 enthalten. Dazu zählen insbesondere Heringe, Milchprodukte wie Quark und Goudakäse. Fleisch enthält verhältnismäßig viel Vitamin B12, aber rotes Fleisch (Rind und Schwein) sollte laut WHO maximal ein- bis zweimal pro Woche auf den Tisch kommen oder noch besser durch weißes Fleisch (Pute und Huhn) ersetzt werden.
Basiswissen Metformin
Der Wirkstoff Metformin zählt zu den sehr gut untersuchten Antidiabetika in Tablettenform und wird schon sehr lange zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt. Er hemmt die Neubildung von Glukose in der Leber und verzögert gleichzeitig die Aufnahme von Glukose aus dem Darm. Dadurch senkt Metformin den Nüchternblutzucker, aber auch die Blutzuckerwerte nach Mahlzeiten, ohne das Risiko für Unterzuckerungen zu erhöhen.
Diätmittel? Aktuell war Metformin in den Medien präsent, weil es außerdem noch das Hungergefühl dämpft, den Fettstoffwechsel günstig beeinflusst und dadurch beim Abnehmen hilft. Noch gibt es wenig gesicherte Erkenntnisse, aber Forschungsteams aus Kanada und Großbritannien konnten jetzt zeigen, dass der Effekt nachweisbar ist und auf dem Appetit hemmenden Protein GDF15 beruht. Trotzdem sollte Metformin nicht als Diätmittel genutzt werden, sondern hierzu auf mehr Sport gesetzt werden. Denn körperliche Bewegung erhöht ebenfalls die GDF15-Konzentration im Blut und das ohne Nebenwirkungen.