Herzschrittmacher - Takt durch Technik
Der Herzschrittmacher ist ein technisches Gerät, das dem Herzen seinen Takt zurückgibt. Schon Ende der 50er Jahre versuchten Ärzte, einen zu langsamen Herzschlag mit dem damals noch rund 300 Gramm schweren Gerät zu therapieren. Heute werden jährlich rund 80.000 Schrittmacher eingesetzt, die kaum größer sind als Zwei-Euro-Münzen und diverse Funktionen erfüllen können.
Herz aus dem Takt - ein Taktgeber soll’s richten?
Wenn der herzeigene Takt aus dem Rhythmus gerät, macht sich dies im Alltag oft unangenehm bemerkbar. Formen von Herzrhythmusstörungen verursachen nicht selten Schwindelattacken und Schwächeanfälle bis hin zu Bewusstlosigkeit. Ursache der Herzrhythmusstörungen kann ein verändertes Gewebe im Herzmuskel sein, zum Beispiel durch Entzündungen oder alte Infarkte. Die Liste der möglichen Einsatzgebiete für den Herzschrittmacher ist lang. Dazu zählen unter anderem ein zu langsamer Herzschlag (Bradykardie), bestimmte Herzrhythmusstörungen oder angeborene Herzerkrankungen.
Wie kommt der Herzrhythmus zustande?
Der natürliche Herzrhythmus wird im Sinusknoten erzeugt. Er ist die Zentrale der elektrischen Erregungsleitung im Herzen. Ein Schrittmacher kann die Herzfrequenz messen und die Funktion des Sinusknotens unterstützen oder sogar ganz übernehmen. Die Beschwerden bessern sich häufig durch den Taktgeber, was den Betroffenen in der Regel einen nahezu normalen Alltag ermöglicht.
Die Operation - Neuland für Betroffene, Routine für Ärzte
Das Einsetzen des Schrittmachers ist ein kurzer Eingriff, der etwa eine Stunde dauert. In der Regel können Sie schon nach wenigen Tagen wieder nach Hause. Die Operation wird unter lokaler Betäubung durchgeführt. Über einen etwa vier Zentimeter kurzen Hautschnitt auf Höhe Ihres Schlüsselbeins wird das Implantat unter die Haut gebracht. Die nahegelegene Vene dient als Kabelführung für die Elektroden des Schrittmachers, die bis ins Herz vorgeschoben werden. Der Schrittmacher verbleibt unter der Haut (subkutan) oder unter Ihrem Brustmuskel (submuskulär). Nach Bedarf versorgt das Gerät Ihr Herz künftig mit den nötigen Impulsen. Nach dem Einsetzen des Schrittmachers wird dessen Funktion geprüft und von außen auf Ihre individuellen Bedürfnisse programmiert.
Sorgenfrei durch gewissenhafte Nachsorge
Belasten Sie sich nach der Operation nur so weit, wie mit Ihrem Arzt besprochen. Vermeiden Sie die ersten zwei Wochen nach dem Eingriff Bewegungen mit dem Arm der operierten Seite über Brusthöhe. So bleiben die Elektroden sicher an ihrem Platz. Die Fäden werden nach etwa zehn Tagen gezogen. Achten Sie auf gerötete und erwärmte Haut um die Operationsstelle. Fallen Ihnen Schwellungen auf oder haben Sie Fieber, suchen Sie unbedingt Ihren Arzt auf.
In der Regel erfolgt die erste Nachuntersuchung nach ein bis drei Monaten. Wie alle technischen Systeme muss auch Ihr Schrittmacher überwacht werden, damit er reibungslos funktioniert. Daher werden Sie alle sechs bis zwölf Monate zur Kontrolle gebeten.
Schritt für Schritt - Herzschrittmacher als ständiger Begleiter
Mit einem Herzschrittmacher bessern sich Beschwerden oft spürbar und die Betroffenen fühlen sich im Alltag wieder belastungsfähiger. Tragen Sie Ihren Schrittmacher-Ausweis stets bei sich und beachten Sie einige Besonderheiten.
Sportlich aktiv mit künstlichem Herzschlag
Körperliche Betätigung trainiert Ihr Herz. Wenn Sie einen Schrittmacher tragen, werden Ihnen Experten aber insbesondere von Kampfsportarten abraten, bei denen Schläge und Stöße das Gerät beschädigen könnten. Gut geeignet sind dagegen in der Regel leichte Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Radfahren oder Skilanglauf. Häufig leiden Schrittmacher-Träger auch unter anderen Herzerkrankungen, die die sportliche Leistungsfähigkeit beeinflussen. Fragen Sie Ihren Arzt nach Ihrer Belastbarkeit und nach Ihrer Schrittmacher-Einstellung, bevor Sie loslegen.
Urlaubsplanung für unbeschwertes Reisen
Wie bei jeder Herzerkrankung gilt, dass Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Reisetauglichkeit sprechen sollten. Bevor Sie und Ihr Schrittmacher in den Urlaub starten, planen Sie Ihre Reise sorgfältig. Informieren Sie sich in Ihrem Schrittmacherzentrum über Vorkehrungen bei Flugreisen oder Aktivurlauben, zum Beispiel wenn Sie in großen Höhen wandern oder wenn Sie tauchen möchten. Planen Sie Reisen in Urlaubsregionen mit unzureichender medizinischer Versorgung mit Vorlauf und informieren Sie sich über Zentren vor Ort, die Ihren Schrittmacher bei Problemen kontrollieren können.
Elektronik und Störeinflüsse im Alltag
Heutzutage können Herzschrittmacher sehr gut zwischen externen Störsignalen und herzeigenen Rhythmusstörungen unterscheiden. Das Risiko, das von Störeinflüssen ausgeht, ist abhängig davon, wie sehr Ihr Herz auf den Schrittmacher angewiesen ist. In der Medizin kommen beispielsweise Geräte zum Einsatz, die nicht mit allen Schrittmachern verträglich sind. Teilen Sie Ärzten und medizinischem Personal bei jedem Termin mit, dass Sie Träger eines Schrittmachers sind. Informieren Sie sich beispielsweise in Ihrem Herzschrittmacherzentrum, zu welchen Haushaltsgeräten, Maschinen oder elektromagnetischen Feldern Sie einen Sicherheitsabstand einhalten sollten.
Hightech von morgen: Schrittmacher ohne Batterie
Heutzutage sind Herzschrittmacher batteriebetrieben und müssen rechtzeitig ersetzt werden. Forscher wollen Betroffenen in Zukunft diesen Gerätewechsel ersparen. Sie wollen Energie aus der Pumpkraft des Herzens gewinnen. Wie ein Generator soll der Schrittmacher mechanische Energie in elektrische Energie umwandeln und sich in Zukunft selbst mit Energie versorgen.