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Bakterien können die Herzklappen angreifen

Bei operativen Eingriffen, vor allem im Kieferbereich, durch unsterile Spritzen und Kanülen oder bei verschiedenen Infekten können größere Mengen von Erregern ins Blut gelangen. Dringen Bakterien oder seltener auch Pilze zum Herzen vor, können sie dort eine Entzündung auslösen, die Endokarditis. Besonders die Herzklappen sind häufig betroffen. Wie bei allen Infektionen reagiert Ihr Körper zunächst mit einer unspezifischen Abwehrreaktion. Fieber, Schwäche und schneller Puls können Betroffenen zu schaffen machen. Nicht immer sind körperfremde Erreger die Ursache. Auch Autoimmunerkrankungen können eine sogenannte nichtinfektiöse Endokarditis auslösen.

Etwa ein bis drei infektiöse Entzündungen der Herzinnenwand pro 100.000 Menschen zählen Fachleute in Deutschland. Sie stehen vor allem im Zusammenhang mit einer steigenden Anzahl invasiver Eingriffe an Herz und Gefäßen bei zunehmend älteren Menschen. Künstliche Herzklappen, angeborene Herzfehler oder eine überstandene Endokarditis gelten als Risikofaktor. Dann empfehlen Experten eine spezielle Vorsorge, medizinisch: Endokarditis-Prophylaxe. 

Ein besonderes Ventil: Wieso sind häufig die Herzklappen betroffen? 

Die Herzklappen dienen dem Herzen als Rückschlagventil und werden stark mechanisch belastet. Bei einer Endokarditis soll durch eine Behandlung das Risiko vermindert werden, dass die Klappen undicht werden und das Herz belastet wird. Wie Sie eine akute Herzinsuffizienz erkennen.

Anders als andere Gewebe verfügen die Herzklappen nicht über eigene Blutgefäße. Die notwendigen Nährstoffe entziehen die Herzklappen dem schnell vorbeiströmenden Blut. Auch Abwehrzellen, die Bakterien den Garaus machen könnten, passieren die Herzklappen nur kurz. Herzklappen können somit schlechter durch unsere Abwehrzellen geschützt werden als andere Bereiche des Herzens.

Gut getarnt: Symptome einer möglichen Endokarditis

Selbst Experten können eine Endokarditis nicht auf den ersten Blick erkennen. Die Symptome und Verläufe variieren von Person zu Person und können sehr unspezifisch sein. Die Diagnose erfordert daher mehrere Schritte:

  • Individuelle Risikofaktoren: Ihr Arzt kann gezielt erfragen, ob mögliche Auslöser für die Endokarditis vorliegen.
  • Mikrobiologische Blutuntersuchung: Bei 85 % der Betroffenen mit einer infektiösen Endokarditis lassen sich die Erreger im Blut nachweisen.
  • Bildgebung des Herzens: Dank moderner Untersuchungsmethoden, z. B. einem Herzultraschall über die Speiseröhre, kann eine Endokarditis besser erkannt werden. Auch die Verlaufsbeurteilung ist damit möglich.

Eine infektiöse Endokarditis ist eine ernst zu nehmende Komplikation und wird in der Regel über einen Zeitraum von zwei bis sechs Wochen mit Antibiotika therapiert. Durch die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchung können gezielt wirksame Antibiotika ausgewählt werden. Nicht selten wird zusätzlich das infizierte Gewebe entfernt, über das die Bakterien in den Blutkreislauf gelangt sind. In manchen Fällen kann auch eine operative Rekonstruktion der Herzklappe erforderlich werden.

Geben Sie Bakterien keine Chance

Bester Schutz gegen Bakterien: eine intakte Barriere

Bakterien, die eine Endokarditis auslösen können, gelangen am häufigsten über den Mundraum oder über infizierte Hautstellen in Ihren Körper. Um Ihr Herz vor Entzündungen zu schützen, erhalten Sie die natürliche Schutzbarriere Ihres Körpers. Generell gilt:

  • Achten Sie auf sorgfältige Haut- und Mundhygiene.
  • Desinfizieren Sie Wunden, sodass Bakterien keine Chance haben.
  • Verordnet Ihr Arzt Ihnen Antibiotika, nehmen Sie diese genau nach Anweisung. Verzichten Sie unbedingt darauf, selbstständig Antibiotika einzunehmen. So beugen Sie Resistenzen vor.
  • Verzichten Sie auf neue Piercings oder Tattoos. 
  • Möglicherweise empfiehlt Ihr Arzt Ihnen weitere Maßnahmen, z. B. dass Sie ein Implantat oder einen Katheter entfernen lassen.

Endokarditis-Prophylaxe für Risikogruppen

Zählen Sie zu einer besonderen Risikogruppe, empfehlen Experten vor einer Zahnarztbehandlung oder vor bestimmten Operationen eine vorbeugende Therapie mit Antibiotika. Diese werden circa 30 bis 60 Minuten vor dem Eingriff eingenommen. So kann das Risiko für eine bakterielle Infektion gesenkt werden. Die sogenannte Antibiotika-Prophylaxe ist sinnvoll, wenn…

  • … Sie eine künstliche Herzklappe (biologisch oder mechanisch) tragen.
  • … Ihre Herzklappe mit künstlichem Material rekonstruiert wurde.
  • … Sie bereits eine Endokarditis überstanden haben.
  • … bei Ihnen ein schwerer angeborener Herzfehler bekannt ist.
  • … bei Ihnen ein angeborener Herzfehler mit einem Kurzschluss, einem sogenannten Shunt, oder mit einer Rohrprothese behandelt wurde.