(Cyber-)Mobbing an Schulen aktiv begegnen - Zusammengehörigkeitsgefühl stärken
Artikel aus Thüringen
Mobbing soll in Thüringer Klassenzimmern und in der digitalen Kommunikation der Kinder und Jugendlichen gar nicht erst zum Problem werden. Wenn es das schon ist, sollen dem sowohl Lehrkräfte als auch Schülerinnen und Schüler möglichst gut entgegenwirken können.
Eine Grundlage dafür bilden die Lehrmaterialien des Online-Programms " Gemeinsam Klasse sein ", das seit 2021 vom Thüringer Bildungsministerium und von der TK umgesetzt wird.
Bis zum Frühjahr 2024 haben sich 125 Schulen im Freistaat weiterbilden lassen und einen Zugang zur dazugehörigen digitalen Plattform erhalten. Dort stehen die Materialien zur Verfügung. Die Plattform ist der Nachfolger des seit 2011 genutzten Anti-Mobbing-Koffers der beiden Projektpartner.
Mobbingprävention stärkt das Wissen und die Kompetenz der jungen Menschen im Umgang mit Mobbing. Das führt unter anderem dazu, dass sie von Mobbing Betroffenen eher helfen. Das geht aus dem Evaluationsbericht zum bundesweiten Präventionsprojekt "Gemeinsam Klasse sein" hervor, der im Februar 2024 veröffentlicht wurde. Von den dafür befragten Schülerinnen und Schüler gaben zum Beispiel 88 Prozent an, dass sie durch das Programm eher versuchen, einer von Mobbing betroffenen Person zu helfen. Auch Lehrkräfte fühlen sich deutlich gestärkt.
"Im Schulgesetz ist der klare Auftrag festgelegt, dass Schulen aktiv gegen Mobbing vorgehen sollen. Das setzen wir um. Ein Baustein sind dabei zum Schuljahresbeginn bereitstehende digitale Lehrangebote, die sowohl Lehrkräfte als auch Schülerinnen und Schüler für das Thema Mobbing sensibilisieren", so Thüringens Bildungsminister Helmut Holter. Mobbing führe zu Ausgrenzung und starken psychosozialen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen. Deshalb, so der Minister, kämen der Intervention, der Hilfe und vor allem der Prävention eine so große Bedeutung zu.
Cybermobbing im Fokus
"Früher fand Mobbing vor allem in den Klassenräumen und auf Schulhöfen statt. Heute setzt sich Ausgrenzung und Gewalt nach Schulschluss über soziale Netzwerke und Messenger Dienste online fort. Das sogenannten Cybermobbing ist ein immer größeres Problem", sagt Guido Dressel, Leiter der TK-Landesvertretung Thüringen.
"Aus der Studie Cyberlife IV , die die TK zusammen mit dem Bündnis gegen Cybermobbing herausgegeben hat, wissen wir, dass deutschlandweit jeder sechste Schüler von Cybermobbing betroffen ist. Die Opfer werden vor allem durch Beschimpfungen gemobbt oder durch Lügen, die andere über sie verbreiten, ausgegrenzt", so Dressel weiter.
Deswegen finden sich in den Schulungsunterlagen mehrere Informationen und Module zum Thema Cybermobbing. Den Pädagoginnen und Pädagogen werden neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden im Umgang mit Mobbing vermittelt.
55 Thüringer Fachleute als Multiplikatoren ausgebildet
In einem ersten Schritt wurden 35 Thüringer Schulsozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie 20 Schulpsychologinnen und Schulpsychologen im Umgang mit den Onlinemodulen geschult. Die Weiterbildungen fanden digital statt.
Im zweiten Schritt wurden die Angebote Lehrerinnen und Lehrern zur Verfügung gestellt, um fachliche und pädagogische Expertise im Kampf gegen Mobbing zu erwerben. Sie werden dabei von den Expertinnen und Experten der Schulsozialarbeit und der Schulpsychologie unterstützt. Nach einer Fortbildung durch die 55 ausgebildeten Multiplikatoren erhalten Schulen einen Zugangscode zur Plattform und können mit den kostenfreien Materialien bis zu fünf Projekttage zum Thema Mobbing gestalten.
Diese Lehrkräfte können im dritten Schritt die Module mit ihren Schülerinnen und Schülern nutzen. Die Schülerinnen und Schüler trainieren unter anderem in Rollenspielen, wie sie positiv und konstruktiv miteinander umgehen. Verschiedene Filme zeigen, welche Folgen Mobbing für die Betroffenen hat. Gemeinsam mit den Lehrkräften erarbeiten die Kinder und Jugendlichen, was sie selbst tun können, um sich zu schützen und Mobbing gar nicht erst entstehen zu lassen. Zudem werden rechtliche Grundlagen und die Bedeutung von bloßem Zuschauen und damit stillschweigendem Hinnehmen beleuchtet. Auch der Unterschied zwischen Konflikten und Mobbing ist Thema.
Als
Ansprechpartner
steht Schulen der Schulpsychologische Dienst im jeweiligen Schulamt zur Verfügung.