Welche Erfahrungen im Projekt bislang gesammelt wurden, welche Ideen aus der Pilotphase sich bewährt haben und wie es mit "Arbeiten 5.0" weiter geht, berichten Michael van Loo, Leiter des Geschäftsbereichs Personal am UKE, und Vera Yeliz Ünsal aus dem Gesundheitsmanagement der TK.

TK: Herr van Loo, das Projekt "Arbeiten 5.0" zeigt, dass eine ausgewogene Work-Life-Balance und der Pflegeberuf sich nicht ausschließen. Welche Bilanz ziehen Sie nach dem ersten Jahr des Roll-out?

Michael van Loo: Wir sehen in "Arbeiten 5.0" einen hohen Innovationscharakter. Das Projekt hat unter anderem zu einer Sensibilisierung für lebensphasenorientierte Arbeitszeiten in der Pflege geführt - sowohl bei den Mitarbeitenden als auch bei den Führungskräften. Neben der Flexibilisierung der Dienstzeiten rückt bei Arbeiten 5.0 auch die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen dem ärztlichen und pflegerischen Dienst in den Fokus. Diese Schwerpunktsetzung erweist sich als weiterer wichtiger Baustein bei der Stärkung der Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden. Darüber hinaus finden eine deutschlandweite Vernetzung und ein Austausch statt. So können Krankenhäuser gegenseitig von innovativen Ansätzen profitieren, um die Mitarbeitendenzufriedenheit und -bindung zu stärken.

"Arbeiten 5.0" ist ein rundum partizipatives Projekt, an dem alle Beteiligten mitwirken können und sollen, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. Michael van Loo, Leiter des Geschäftsbereichs Personal am UKE

Michael van Loo

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Leiter Geschäftsbereich Personal am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE).

TK: Frau Ünsal, warum unterstützt die TK das Projekt?

Vera Yeliz Ünsal: Die Pflegebranche verzeichnet stetig zunehmende Arbeitsbelastungen für die Beschäftigten. Wir beobachten, dass Pflegefachpersonen häufiger krankgeschrieben sind als Menschen, die in anderen Berufsgruppen arbeiten. Deshalb ist es wichtig, dass Einrichtungen für ihre Mitarbeitenden in der Pflege ein gesundheitsförderndes Setting schaffen. 

Flexible und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle können beispielsweise ein wesentlicher Faktor für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden darstellen. Aber auch attraktive Rückkehrangebote, Weiterbildungsmöglichkeiten und Supervision in den Teams können die Zufriedenheit im Beruf fördern. Das UKE geht mit dem Projekt "Arbeiten 5.0" einen mutigen, konsequenten Schritt, um für die Pflegefachpersonen verlässliche und gute Arbeitsbedingungen zu schaffen. Das hat am Ende Vorteile für alle Beteiligten: Das UKE gewinnt als Arbeitgeber an Attraktivität und somit einen Vorteil gegenüber anderen Kliniken, die Mitarbeitenden profitieren von besseren Arbeitsbedingungen und bleiben möglicherweise länger im Beruf. Letztlich wirkt sich das auch positiv auf das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten aus. Aus unserer Sicht als TK ist dies nachhaltiges Gesundheitsmanagement, das sich spürbar auszahlen wird.

Vera Ünsal

Vera Ünsal, Expertin im Gesundheitsmanagement der TK Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Expertin im Gesundheitsmanagement der TK 

Wir als TK sind der Auffassung, dass langfristige Strukturveränderungen im Gesundheitsmanagement am Ende nachhaltigere Verbesserungen bringen als Einzelmaßnahmen wie beispielsweise Gesundheitskurse. Vera Yeliz Ünsal, Gesundheitsmanagement der TK

TK: Warum setzt sich die TK für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege ein?

Ünsal: In erster Linie fußt unser speziell ausgerichtetes Gesundheitsmanagement in Kliniken, Krankenhäusern und in der betrieblichen Altenpflege auf dem Präventionsgesetz, insbesondere aber auf dem Pflegestärkungsgesetz von 2019. Es werden dringend zusätzliche Pflegekräfte gebraucht, und um diese zu finden, muss der Pflegeberuf attraktiver werden. Die TK spricht sich deshalb für einen Masterplan Pflege aus und konnte in Hamburg mit der besseren Vergütung von Pflegefachpersonen in der häuslichen Pflege bereits den ersten Schritt umsetzen. Das allein reicht aber nicht aus. Die Gesundheit von Pflegekräften muss gefördert werden, damit sie länger in ihrem Beruf tätig sein können. Wir als TK sind der Auffassung, dass langfristige Strukturveränderungen im Rahmen des Gesundheitsmanagements am Ende nachhaltigere Verbesserungen bringen als Einzelmaßnahmen wie beispielsweise Gesundheitskurse. Mit Prozessveränderungen in den Bereichen der Personalführung, der Ablaufstrukturen und der Arbeitskultur lässt sich in der Regel die Gesundheit und Zufriedenheit der Pflegefachpersonen nachhaltig stärken. Das bestätigen auch unsere mehr als 265 TK-geförderten Pflege-Projekte in ganz Deutschland.

TK: Und wie geht es mit dem Projekt nun weiter, Herr van Loo?

van Loo: Bis zum Ende des Jahres 2023 haben wir alle bettenführenden Stationen an das Projekt angebunden. Damit endet unsere Arbeit aber nicht. Im Jahr 2024 werden wir beginnen, weitere Bereiche, in denen Pflegfachpersonen beschäftigt sind, mit dem System neuer flexibler Dienstzeiten und Optimierung der interprofessionellen Zusammenarbeit, auszustatten. Das werden z.B. Funktionsbereiche, wie die Anästhesie oder Ambulanzen sein. Darüber hinaus ist ein großes Ziel von "Arbeiten 5.0", dieses Projekt in den bereits angebundenen Bereichen weiter nachhaltig zu festigen, im täglichen Umgang zu unterstützen und bei Bedarf auch weiterzuentwickeln. Denn wir haben seit Projektbeginn gelernt, dass "Arbeiten 5.0" ein dynamisches Konzept ist. Mit jedem weiteren Bereich entstehen neue Ideen und Potenziale für alle anderen Stationen. So sind wir beispielsweise in der Pilotphase mit ca. zehn neuen Dienstzeiten gestartet und haben Stand heute bereits rund 50 neue Zeiten etabliert. Also ein rundum partizipatives Projekt, an dem alle Beteiligten mitwirken können und sollen, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Hintergrund

"Arbeiten 5.0" ist eines von vier ausgewählten Entwicklungsprojekten des UKE "INside HR", die seit 2019 vom Gesundheitsmanagement der TK unterstützt werden. Ein weiteres Projekt zielt auf eine bessere Stress- und Traumaprävention durch die Ausbildung von sogenannten Peer-Beraterinnen und -Beratern  ab.