Zur Sache: Pflegende Angehörige wollen früher in Rente
Interview aus Hamburg
Für den Gesundheitsreport 2024 "Fachkräftemangel: Was hält die Generation 50+ im Job?" der Techniker Krankenkasse (TK) befragte das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) im Auftrag der TK mehr als 1.000 Erwerbstätige ab 50 Jahren zum Thema Renteneintritt und ihren Wünschen. Der Report zeigt, dass es große Unterschiede zwischen Personen, die Angehörige zu Hause pflegen, und Nicht-Pflegenden gibt.
Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg, beleuchtet die Umfrageergebnisse der pflegenden Angehörigen genauer und benennt Hilfestellungen, die ihnen zur Verfügung stehen.
TK: Welche Rolle spielen pflegende Angehörige in der Kranken- und Altenpflege?
Maren Puttfarcken: Pflegende Angehörige übernehmen noch immer den Löwenanteil in der Pflege. In Hamburg leben laut aktueller Pflegestatistik knapp 90.300 Pflegebedürftige, von denen rund drei Viertel zu Hause versorgt werden. Deutschlandweit zeigen unsere TK-Daten, dass rund sieben von zehn pflegebedürftigen Versicherten zu Hause versorgt werden. Bei über der Hälfte von ihnen wird die Pflege einzig und allein durch Angehörige geleistet. Dabei fällt auf, dass Pflege Frauensache ist: In unserer Befragung waren - trotz ausgeglichenem Geschlechterverhältnis in der Stichprobe - fast zwei Drittel (61,3 Prozent) der Personen mit Pflegeverantwortung Frauen.
Das Betriebliche Gesundheitsmanagement ist eine Möglichkeit, wie Arbeitgeber ihre Arbeitnehmenden unterstützen können; insbesondere, wenn diese vor der Herausforderung einer Doppelbelastung durch die zusätzliche Pflege von Angehörigen stehen.
TK: Wie ist es um die Gesundheit der Pflegenden 50+ bestellt?
Puttfarcken: Die Pflege von Angehörigen ist nicht nur organisatorisch und finanziell eine Herausforderung. Die Pflege von Familienangehörigen im häuslichen Umfeld ist ein Knochenjob, der Körper und Psyche beeinflusst. Unsere Befragung zeigt, dass die häusliche Pflege bei Pflegenden gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Von den befragten Beschäftigten ab 50 Jahre, die neben der Arbeit Angehörige pflegen, gaben 40,3 Prozent an, dass ihre Gesundheit beeinträchtigt sei. Bei den Befragten ohne Pflegeverantwortung im häuslichen Umfeld waren es nur 22,7 Prozent. Da ist es wenig überraschend, dass Beschäftigte mit Pflegeverantwortung häufiger früher in den Ruhestand gehen wollen (44,4 Prozent) als Nicht-Pflegende (29,5 Prozent). Das Betriebliche Gesundheitsmanagement ist eine Möglichkeit, wie Arbeitgeber ihre Arbeitnehmenden unterstützen können; insbesondere, wenn diese vor der Herausforderung einer Doppelbelastung durch die zusätzliche Pflege von Angehörigen stehen.
TK: Welche Unterstützung können pflegende Angehörige erhalten?
Puttfarcken: Pflegebedürftige, die einen Pflegegrad haben und zu Hause versorgt werden, haben Anspruch auf Entlastungsleistungen in Höhe von 125 Euro pro Monat. In Hamburg kann das Budget beispielsweise für Betreuungsangebote, Gesprächsgruppen oder Haushaltshilfen genutzt werden. Als TK setzen wir uns dafür ein, den monatlich gedeckelten Betrag in ein flexibles Jahresbudget umzuwandeln. So könnten die Angehörigen über das Jahr individuelle Schwerpunkte setzen und besser planen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann in Akutsituationen auch Pflege-Unterstützungsgeld beantragt werden, das einen Verdienstausfall bei häuslich Pflegenden abfedern soll.
Für häusliche Pflegende sind dank eines Budgets für Kurzzeit- und Verhinderungspflege auch Auszeiten von der Pflege möglich. Die TK-Pflegeversicherung bietet zudem Pflegekurse sowohl online als auch in Präsenz an.
Hintergrund
Für den
TK-Gesundheitsreport 2024
befragte das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) im Auftrag der TK im Januar 2024 bundesweit 1.021 Beschäftigte ab 50 Jahren sowie 311 Arbeitgeber zum Thema Renteneintritt, zu ihren Wünschen und den entsprechenden Angeboten der Arbeitgeber.
Die TK unterstützt Arbeitgeber im Rahmen des
Betrieblichen Gesundheitsmanagements
(BGM), gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen und Prozesse zu etablieren, und berät unter anderem zu Generationenmanagement und Diversität. Weitere Infos gibt es auf dem TK-Firmenkundenportal.
Für pflegende Angehörige bietet die TK-Pflegeversicherung Unterstützungsangebote und Beratung zu ihrer individuellen Pflegesituation.