Zur Sache: Highlights auf dem Gesundheitswirtschaftskongress 2024
Interview aus Hamburg
Der Gesundheitswirtschaftskongress (GWK) ist seit Langem ein fester Termin im jährlichen Veranstaltungskalender. Das bundesweite Branchentreffen findet jedes Jahr im September in Hamburg statt. In diesem Jahr gibt es neben bewährten Themengebieten auch einige neue Formate.
Traditionell schließt sich nach der Eröffnung durch den Kongresspräsidenten Prof. Heinz Lohmann das erste Panel zur Einstimmung auf den Kongress an. Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK), wird mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und dem stationären Bereich über die Frage diskutieren "Jammern ist keine Option: Mut schon!?".
Im Interview wirft Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg, einen Blick in das aktuelle Programm des GWK und stellt aus ihrer Sicht weitere besonders interessante Programmpunkte vor.
TK: Was erwartet uns beim GWK in diesem Jahr? Und was wollen Sie selbst mit einbringen?
Maren Puttfarcken: Der GWK ist jedes Jahr das Branchentreffen in Hamburg für die bundesweite Gesundheitswirtschaft. Auch dieser Kongress wartet wieder mit einem interessanten Programm und vielen spannenden Gästen auf - und viel Hamburger Expertise. Stichworte sind: Krankenhausreform, Zukunft der Pflege, Fachkräftemangel - um nur einige zu nennen.
All das sind auch für uns als Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) sehr wichtige Themen. Ein weiteres ist die dringend erforderliche nachhaltige Finanzierung der GKV, die ich als Diskutantin des Panels "Konsolidierung der Gesundheitsmärkte: Wer überlebt den Umbruch" mit einbringen werde. Dieses "Weiter so" in der Bundespolitik, aber auch bei den Strukturen im Gesundheitswesen werden wir uns auf Dauer nicht mehr leisten können. Dies ist in den vergangenen Wochen zum Glück auch an anderen Stellen stärker ins Bewusstsein gerückt. Die teure Gesetzgebung der Vergangenheit und die vielfach verschlafenden Strukturreformen haben dazu geführt, dass die Ausgaben der GKV immer weiter ansteigen - und damit auch die Beiträge für die Versicherten. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Das kann auf Dauer nicht funktionieren. Daher brauchen wir dringend einen Umbruch und ein Umdenken im Gesundheitswesen.
Zu Stabilisierung der GKV-Finanzen haben wir ein paar eigene Vorschläge gemacht, die schon viel helfen würden. Ganz oben steht dabei, dass endlich Schluss sein muss mit dem Griff in den Gesundheitsfonds, wenn es um die Finanzierung versicherungsfremder Leistungen geht. Es kann beispielsweise nicht sein, dass der Bund beharrlich die Krankenkassenbeiträge für Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger nicht auskömmlich finanziert. Darüber hinaus haben wir natürlich aber auch weitere Vorschläge - etwa eine Senkung der Mehrwertsteuer für Arzneimittel auf sieben Prozent sowie eine Dynamisierung des Bundeszuschusses, damit er an die Höhe der tatsächlichen Kostenentwicklung angepasst wird.
Es muss endlich Schluss sein mit dem Griff in den Gesundheitsfonds, wenn es um die Finanzierung versicherungsfremder Leistungen geht.
TK: So weit zum politischen Teil. Was gibt es darüber hinaus Neues auf dem GWK?
Puttfarcken: Das Thema Digitalisierung und Start-ups im Gesundheitswesen haben es als feste Themen zum GWK geschafft. Auch wenn nur ein Panel das Wort "Digitalisierung" im Namen trägt, so wird das Thema sicherlich in den verschiedenen Diskussionsrunden aufgrund der Expertise der Diskutanten ein große Rolle spielen. Künstliche Intelligenz (KI) als Unterstützung für kluge Datennutzung kommt sicherlich auch vor. KI ist auch das treibende Thema des Buchs "Wissensexplosion", herausgegeben von Dr. Baas, das auf dem GWK erstmals vorgestellt wird.
Ganz neu ist auch, dass Start-ups eine gesonderte Bühne geboten wird. Über den Start-up-Contest können Gründerinnen und Gründer ihre Ideen einem breiten Publikum vorstellen. Die Stiftung Gesundheit wird ihren Publizistik-Preis in diesem Jahr zum ersten Mal am Abend des ersten Tages auf dem Kongress verleihen. Das ist auch ein Programmpunkt, der sicherlich spannend werden wird.
TK: Der GWK ist aber auch bekannt dafür, eine Art "Klassentreffen" zu sein. Das Netzwerken kommt auch diesmal nicht zu kurz?
Puttfarcken: Bestimmt nicht! Das Programm ist diesmal zwar wirklich sehr dicht, aber "zur Erholung" hilft es ja auch, sich zwischendrin Zeit Gespräche und zum Netzwerken zu nehmen. Schließlich sind immer so viele Menschen da, die man regelmäßig einmal im Jahr in Hamburg trifft. Und es kommen immer neue Kontakte hinzu. Wir sind auch wieder mit einem Stand unserer TK-Landesvertretung dabei Ich persönlich freue mich schon sehr auf spannende zwei Tage auf dem GWK!