"Pflege braucht ein neues Narrativ"
Artikel aus Niedersachsen
Wie gehen wir mit den Herausforderungen der Pflege um? Angesichts der stetig steigenden Anzahl von Pflegebedürftigen und dem Mangel an Pflegefachpersonal ist das eine der größten Aufgaben für die Gesundheitspolitik. Sabrina Jacob, kommissarische Leiterin TK-Landesvertretung Niedersachsen, in einem Kommentar über die Weiterentwicklung der Pflege.
Die Pflege steht vor großen Herausforderungen: Wir werden älter und so steigt die Zahl der Menschen, die pflegebedürftig werden. Gleichzeitig geht pflegerisches und medizinisches Personal in Rente und weniger Fachkräfte rücken nach. Dies bedeutet sowohl ressourcentechnisch als auch finanziell einen Kraftakt. Dazu kommt, dass das Image des Pflegeberufs durch die Diskussionen über Bezahlung sowie körperliche und psychische Belastungen negativ geprägt ist, obwohl sich in den letzten Jahren bereits vieles getan hat.
Um das Berufsbild Pflege weiter zu stärken und junge Menschen für die Pflege zu begeistern, muss der Beruf attraktiver gestaltet, neue Organisations- und Arbeitsformen erprobt und weiterentwickelt sowie durch lückenhaftes Wissen entstandene Vorurteile abgebaut werden. Durch gezielte Imagekampagnen könnte die Tätigkeit auch für Männer attraktiver gestaltet werden, um deren Anteil in der Pflege zu erhöhen.
Darüber hinaus müssen wir Pflegekräfte und pflegende Angehörigen von den vielen bürokratischen Anforderungen entlasten. Die Antwort liegt aus unserer Sicht in einem gezielten Angebot von digitalen Maßnahmen - ein Thema, dem sich auch die niedersächsische Konzertierten Aktion Pflege (KAP.NI) widmet.
Die Antwort liegt aus unserer Sicht in einem gezielten Angebot von digitalen Maßnahmen.
Können Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) Allheilsbringer sein? Wohl kaum, aber sie können durchaus sinnvoll unterstützen. In den Bereichen Essensbelieferung, Reinigung, Dokumentation oder Dienstplanung geht das schon heute. Auch bei der individuellen Medikation oder dem Einsatz intelligenter Sturzsysteme haben sich digitale Lösungen bereits bewährt und aufwendige bürokratische Prozesse vereinfacht und wertvolle Zeitersparnisse mit sich gebracht.
Um die individuelle Pflegesituation zu beurteilen und zu planen, ist aus unserer Sicht eine elektronische Patientenakte (ePA), die alle Informationen bündelt und übersichtlich für alle Beteiligten bereitstellen kann, die Lösung. Durch vielfältige gesetzgeberische Maßnahmen, zuletzt durch das Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetz (PUEG), wurde der Anschluss von ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen an die Telematik-Infrastruktur verpflichtend geregelt. Dies ist ein wichtiger und richtiger Schritt, den es jetzt engagiert umzusetzen gilt. Hierbei sind alle Akteure gefordert: Netzbetreiber, Softwarehersteller, gematik, Leistungserbringer und Kostenträger.
Hierbei sind alle Akteure gefordert: Netzbetreiber, Softwarehersteller, gematik, Leistungserbringer und Kostenträger.
Hinweis
Für die Gestaltung einer zukunftssicheren Pflege hat die TK-Landesvertretung Niedersachsen Vorschläge in einem Positionspapier "Pflege zukunftssicher gestalten" zusammengefasst.