3 Fragen an... MdB Erich Irlstorfer
Interview aus Bayern
Erich Irlstorfer (MdB) engagiert sich in der Pflegepolitik und macht auf seltene Erkrankungen aufmerksam. Im Interview beschreibt er seine Forderungen und Ideen.
TK: Welche größten Herausforderungen sehen Sie in der Pflege und welche Lösungsansätze schlagen Sie vor?
Erich Irlstorfer: Zunächst gilt es festzuhalten, dass das deutsche Gesundheits- und Pflegewesen zu den stärksten Systemen weltweit gehört. Dennoch müssen wir die drängenden Probleme anerkennen und Lösungsansätze entwickeln, um die Pflege aus der aktuellen Notlage zu befreien und ihr Potential zu entfesseln.
Es braucht politischen Willen, Konzepte und Tatkraft, die pflegerische Versorgung in Deutschland zu sichern.
Zu den größten Herausforderungen in der Pflege zählen neben dem demographischen Wandel und dem rasant steigenden Pflegebedarf vor allem der Personalmangel sowie die Finanzierbarkeit. Es braucht politischen Willen, Konzepte und Tatkraft, die pflegerische Versorgung in Deutschland zu sichern. Als CDU/CSU-Bundestagsfraktion haben wir dazu im Oktober 2023 ein Positionspapier unter dem Titel "Pflege zukunftsfest machen" beschlossen, welches die verschiedenen Facetten der Pflege aufgreift und Lösungskonzepte vorschlägt. Als besonders wichtig erachte ich die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Stabilisierung der Finanzierung sowie die Unterstützung der pflegenden Angehörigen.
TK: Wie kann die Digitalisierung aus Ihrer Sicht die Pflege unterstützen?
Irlstorfer: Die Digitalisierung muss den Patientinnen und Patienten sowie den Beschäftigten in der Pflege dienen. Mehraufwand und Bürokratie belasten nicht nur die Arbeitsabläufe in den Einrichtungen, sondern führen auch zu einer minderen Qualität der Versorgung.
Aus meiner Sicht müssen in Aus-, Fort-, und Weiterbildung verstärkt digitale Kompetenzen vermittelt werden.
Digitalisierung bietet ein enormes Unterstützungspotenzial, das durch digitale Hilfsmittel und eine Vielzahl an digitalen Anwendungen Pflegebedürftigen sowie deren Angehörigen zugutekommen und Pflegenden die Arbeit erleichtern kann. Aus meiner Sicht müssen in Aus-, Fort-, und Weiterbildung verstärkt digitale Kompetenzen vermittelt werden. Die Pflege ist und bleibt aber eine personenbezogene Arbeit am Menschen, die durch die Digitalisierung unterstützt, nicht aber ersetzt werden kann.
TK: Sie engagieren sich für seltene Erkrankungen. Wie kam es zu diesem Engagement und welche Aspekte umfasst es?
Irlstorfer: Menschen mit seltenen Erkrankungen werden als "Waisen der Medizin" bezeichnet. Allein in Deutschland leiden rund vier Millionen Menschen an einer der rund 8.000 seltenen Erkrankungen - darunter allen voran Kinder und Jugendliche. Als Gesundheitspolitiker möchte ich auch diesen Menschen Gehör und Stimme verleihen. Aus diesem Grund habe ich unter der Schirmherrschaft der Horst und Eva Luise Köhler Stiftung die Kampagne "Seltene Erkrankungen Bayern" (SEB) ins Leben gerufen, um niedrigschwellig auf die schlechte Versorgungssituation und die Bedürfnisse der Betroffenen sowie deren Angehörige aufmerksam zu machen. Im Rahmen von über 50 Informationsveranstaltungen zu verschiedenen Krankheitsbildern haben wir mehr als 2.000 Menschen erreicht. Die Ergebnisse fassen wir derzeit in einem Weißbuch zusammen und werden dieses veröffentlichen. Auch werden wir im Deutschen Bundestag unser Engagement fortsetzen.