Mit Wertschätzung und Wunschbuch zum attraktiven Arbeitgeber
Artikel aus Saarland
Eine hohe Personalfluktuation und unbesetzte Stellen sind ein häufiges Problem in der Pflege. Unsere Praktikantin Liesa Grund hat sich damit befasst, wie Arbeitgeber dem entgegenwirken können. Denn im Saarland gibt es einige Beispiele dafür, wie das gelingen kann.
Pflegeberufe bieten ein sehr abwechslungsreiches Arbeitsfeld und sind für viele Menschen erfüllend. Doch die Belastung für Pflegekräfte steigt seit Jahren: Zum einen durch körperlich beanspruchende Tätigkeiten, psychische Herausforderungen und den größer werdenden Personalmangel. Zum anderen tragen auch der demografische Wandel und die damit verbundene höhere Nachfrage zur derzeitigen Situation in der Pflege bei. Das lässt sich auch in den Auswertungen der Techniker Krankenkasse erkennen: Pflegekräfte im Saarland fehlten 2022 wegen Krankschreibungen durchschnittlich 30,7 Tage - also rund zehn Tage mehr als Durchschnitt aller bei der TK versicherten Beschäftigten. Diese Kombination führt bei Anbietern dieser Branche immer wieder zu nicht besetzten Stellen und einer hohen Personalfluktuation.
Dabei gibt es auch im Saarland Beispiele, die beweisen, dass diese Effekte mit verschiedenen Konzepten abgeschwächt werden können. Beim ambulanten Pflegedienst Saarschleife von Dr. h. c. Armin Streit wird beispielsweise ein Wunschbuch eingesetzt. "Dort werden die Arbeitszeitwünsche der Beschäftigten im Schichtdienst aufgeschrieben und in den meisten Fällen auch umgesetzt. So wollen beispielsweise einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Wochenende nicht arbeiten und übernehmen lieber unter der Woche nachts Rufbereitschaften. Andere wollen wegen der Zulagen explizit am Wochenende arbeiten. Das versuchen wir dann möglich zu machen", erklärt der Geschäftsführer der Streit-Gruppe. Wichtige Stellschrauben sind aus seiner Sicht aber auch eine gute Bezahlung, Wertschätzung und Vertrauen sowie eine Kommunikation auf Augenhöhe.
Vertrauen spielt wichtige Rolle
"Für mich sind meine angestellten Ärztinnen und Ärzte genauso wichtig wie Hauswirtschaftskräfte, da jede und jeder einen Beitrag zum Gesamterfolg leistet. Das spüren auch alle", sagt Armin Streit, der seine Karriere selbst mit einer Pflegeausbildung begonnen hatte und daher aus eigener Erfahrung weiß, dass alle Zahnräder ineinandergreifen müssen. "Es darf auch mal knirschen und ein Fehler passieren, da kommt es dann auf eine gute Kommunikation und Vertrauen an", so Streit weiter. Zu dem vertrauensvollen Verhältnis zählt auch, dass Angestellte kurzfristige Leerläufe für private Angelegenheiten wie Einkäufe nutzen dürfen, was bei den Beschäftigten viel Anklang findet. Neben den oben genannten Stellschrauben sieht er auch das Angebot von Fortbildungen und einer betrieblichen Altersvorsorge als wichtige Elemente, um die Attraktivität des Arbeitgebers und auch des Berufsbildes zu steigern. Daher sollten auch Arbeitgeber einen größeren Fokus auf diese Ansätze legen.
TK unterstützt Unternehmen
Der Aufbau gesundheitsfördernder Strukturen für Pflegende und Pflegebedürftige ist auch für die Techniker Krankenkasse ein wichtiges Anliegen. Das Projekt "Gesunde Pflege" unterstützt Pflegeeinrichtungen bei der Konzeption von Maßnahmen, die zum Beispiel die Resilienz von Mitarbeitenden oder die Eigenständigkeit der Pflegebedürftigen stärken sollen.
Wunsch an die Politik
Anlässlich des Pflegenotstandes hat Armin Streit auch noch einen Wunsch an die Politik: "Fachpflege muss Fachpflege bleiben, aber für das Ausziehen von Kompressionsstrümpfen und Übergeben durch Fachkräfte vorgerichtete Arzneimittel wird derzeit eine Pflegefachkraft benötigt. Aus meiner Sicht ist dafür eine Pflegehilfskraft ausreichend. Es wäre schön, wenn die Politik diese Möglichkeit schaffen würde, um immense Kapazitäten bei den Fachkräften freizusetzen", erläutert er.
Pflege muss unbürokratischer werden
Es gibt aber auch weitere Parameter, die zu einer Verbesserung der Situation in der Pflege beitragen könnten. Aus Sicht der TK muss die Pflege digitaler und unbürokratischer werden - schließlich soll die Pflege am Menschen und nicht am Schreibtisch stattfinden. In seinem Standpunkt stellt Stefan Groh, Leiter der TK-Landesvertretung, hilfreiche Instrumente vor, die dieses Problem adressieren.
Zur Autorin
Liesa Grund studiert im Master Marketing Science an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) und absolviert derzeit ein Praktikum in der TK- Landesvertretung Saarland. Ihre Freizeit verbringt sie gerne mit Lesen oder auf saarländischen Spazier- und Wanderwegen.