Mehr Menschen an Saar, Rhein und Main mit dem Gesundheitssystem nicht zufrieden
Pressemitteilung aus Saarland
Saarbrücken, 19. März 2025. Jede beziehungsweise jeder Dritte im Saarland, in Rheinland-Pfalz und Hessen ist aktuell mit dem deutschen Gesundheitssystem nicht zufrieden (34 Prozent). Das ist ein Ergebnis des TK-Meinungspuls 2025. In der repräsentativen Befragung mit Teilergebnissen aus der Ländergruppe Saarland, Hessen und Rheinland-Pfalz hat das Forschungsinstitut Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) erhoben, wie Menschen in Deutschland das Gesundheitssystem wahrnehmen. Die Unzufriedenheit hat sich damit in den drei Bundesländern seit 2021 fast verdreifacht: Damals gaben rund zwölf Prozent der Befragten an, mit dem Gesundheitswesen nicht zufrieden zu sein.
"Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache und sollten auch der Politik zeigen, dass sich dringend etwas ändern muss", kommentiert Stefan Groh, Leiter der TK-Landesvertretung Saarland, die Umfrage. Er ergänzt: "Es ist nicht mit immer mehr Geld getan, es muss grundlegende Reformen geben, um das System zu modernisieren und nachhaltig zu stabilisieren. Insgesamt müssen die vorhandenen Mittel effizienter eingesetzt werden."
Wartezeiten bei Facharzt-Terminen sorgen für Unzufriedenheit
An Saar, Rhein und Main ist auch die Unzufriedenheit mit dem Angebot an Fachärztinnen und -ärzten stark angestiegen. 45 Prozent, also fast jede und jeder zweite Befragte, ist damit weniger zufrieden oder unzufrieden. 2017 waren es mit 24 Prozent etwa halb so viele. Ein Grund für diese Entwicklung könnten die Wartezeiten für einen Termin sein. Zwei von drei Befragten (67 Prozent) aus den drei Bundesländern gaben an, weniger zufrieden oder unzufrieden mit diesen zu sein.
Bei dem Angebot an Hausärztinnen und -ärzten ist ebenfalls eine wachsende Unzufriedenheit zu beobachten - allerdings fällt diese deutlich geringer aus als bei den Fachkolleginnen und -kollegen. Hier gaben 20 Prozent an, weniger zufrieden oder unzufrieden mit dem Angebot an Praxen zu sein, 2017 waren es 16 Prozent.
Damit Patientinnen und Patienten zielgerichteter dorthin kommen, wo sie auch gut versorgt werden können, fordert die TK eine digitale und einheitliche Ersteinschätzung. So wird schon vor Terminabsprache festgestellt, ob ein Arzt-Patienten-Kontakt notwendig ist und falls ja, welche Versorgungsstrukturen für eine bestmögliche Versorgung sinnvoll wären. Das soll auch Arztpraxen entlasten. Wer dringend behandelt werden muss, soll über eine digitale Terminplattform schnell einen Termin bekommen.
"Das deutsche Gesundheitssystem braucht viele grundlegende Reformen, eine bessere Koordination der Patientinnen und Patienten muss eine davon sein. Wenn uns das gelingt, ist eine zielgenaue Versorgung möglich, von der letztlich alle Beteiligten profitieren", verdeutlicht Groh die Situation.
95 Prozent rechnen mit weiteren Beitragssteigerungen
Auch die Befragten aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen sehen Reformbedarf: Die große Mehrheit (69 Prozent) befürwortet stellenweise Reformen im Gesundheitssystem, jede beziehungsweise jeder Vierte (25 Prozent) sieht umfassenden Reformbedarf. Und obwohl die Beiträge für die Krankenversicherung zum Jahreswechsel erst einen historischen Sprung nach oben gemacht haben, rechnen 95 Prozent der Befragten an Saar, Rhein und Main mit weiteren Beitragssteigerungen.
"Die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung müssen endlich nachhaltig stabilisiert werden. Sonst dreht sich die Beitragsspirale immer weiter", sagt Groh. "Wir als TK fordern daher Sofortmaßnahmen, beispielsweise einen höheren Herstellerrabatt auf neue Arzneimittel, und grundlegende Reformen bei der Finanzierung. Außerdem müssen versicherungsfremde Leistungen endlich vollständig vom Bund gegenfinanziert werden", so der TK-Landeschef weiter.
Menschen offen für digitale Services
Dass die Menschen offen für Veränderungen im Gesundheitswesen sind, zeigen weitere Ergebnisse der Befragung. 91 Prozent fänden es sehr gut oder gut, wenn entsprechend qualifizierte Pflegekräfte oder medizinisches Fachpersonal ärztliche Tätigkeiten wie Hausbesuche übernehmen würden, um Ärztinnen und Ärzte zu entlasten. Außerdem befürworten 72 Prozent der Befragten im Saarland, in Rheinland-Pfalz und Hessen ein zentrales Ziel der angestoßenen Krankenhausreform: die Spezialisierung der Kliniklandschaft.
Auch im Bereich Digitalisierung sind die Menschen offen für Neues. 59 Prozent der Befragten an Saar, Rhein und Main wollen die elektronische Patientenakte nutzen, 18 Prozent wahrscheinlich und elf Prozent eventuell. 82 Prozent der Befragten würden gerne ihren Anamnesebogen im Vorfeld einer Untersuchung vorab digital ausfüllen und einreichen oder haben das bereits getan. 78 Prozent möchten Arzttermine online buchen oder haben das schon gemacht. Bei Inanspruchnahme einer Videosprechstunde trifft das auf 64 Prozent zu.
"Wir glauben, dass die Digitalisierung einen wichtigen Beitrag zu einer Verbesserung des Gesundheitssystems beitragen kann. Die Befragungsergebnisse zeigen, dass das auch viele Menschen so sehen und für die entsprechenden Neuerungen offen sind. Nun müssen alle Akteurinnen und Akteure im Gesundheitswesen dafür sorgen, dass die digitalen Services fester Bestandteil des Systems werden und komfortabel nutzbar sind. Nur dann können sie auch eine echte Verbesserung und Entlastung für das System werden", sagt LV-Leiter Stefan Groh zusammenfassend.
Hinweis für die Redaktion
Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Januar und Februar 2025 bundesweit insgesamt 2.052 Personen ab 18 Jahre (darunter jeweils mind. 200 Personen pro Ländergebiet) mit anschließender Proportionalisierung der Gesamtergebnisse. Die hier ausgewiesenen Teilergebnisse beziehen sich auf die Region Rhein, Main, Saar; also die Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland.