Hannover/Braunschweig, 25. Juli 2024. Der Einsatz eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks gehört zu den häufigsten Operationen am Bewegungsapparat. Hauptursache ist meistens ein Knie- oder Hüftverschleiß. Sind Behandlungsmöglichkeiten wie eine Bewegungs- oder Schmerztherapie unwirksam, kommt ein Gelenkersatz in Frage. Um drohende Komplikationen nach einem operativen Eingriff aufzuzeigen und bereits im Vorfeld zu vermeiden, haben die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Niedersachsen und das Herzogin Elisabeth Hospital (HEH) einen Qualitätsvertrag abgeschlossen. Das Programm startet ab August 2024.

Jährlich werden in Deutschland ca. 400.000 Hüft- und Knieprothesen, sogenannte Totalendoprothesen, implantiert. Die Rate an postoperativen Komplikationen liegt bei einer Implantation von Endoprothesen des Hüftgelenks je nach Erfahrung der durchführenden Klinik zwischen zwei und zehn Prozent, wobei Lockerung, Verrenkung der Totalendoprothese und Gelenkinfektionen am häufigsten vorkommen. Insbesondere bei der Lockerung handelt es sich jedoch vielmehr um ein langfristiges Problem, das erst nach vielen Jahren auftritt und nicht erst postoperativ. "Mit diesem Vertrag soll die Qualität in der Versorgung verbessert werden. Wir bieten unseren Versicherten hiermit eine zusätzliche Kontrolle im ersten Jahr. Für Patientinnen und Patienten bedeutet dies eine gesteigerte Lebensqualität und ein besseres Wohlbefinden", sagt Sabrina Jacob, kommissarische Leiterin der TK-Landesvertretung Niedersachsen.

Engmaschiges Monitoring durch digitale Ermittlung der Daten

Der Vertrag beinhaltet ein fortlaufendes einjähriges Monitoring durch die behandelnde Klinik, damit eventuell auftretende Probleme rechtzeitig erkannt und behandelt werden können. Mithilfe einer digitalen Erfassung zu Screening und Monitoring-Zwecken sollen postoperative Komplikationen aufgedeckt und zeitnah behandelt werden. Bei unzureichendem Behandlungsverlauf, wie etwa eine mögliche Unter-, Fehl-, oder Überversorgung, werden die Patientinnen und Patienten umgehend telefonisch vom HEH kontaktiert. Chefarzt der Orthopädischen Klinik am HEH Prof. Dr. Karl-Dieter Heller: "Durch die enge postoperative Betreuung werden möglicherweise seltene frühe Komplikationen vermieden beziehungsweise so frühzeitig aufgedeckt, dass sie sich nicht negativ auswirken können. Insbesondere liegt das Ziel natürlich darin, Zweiteingriffe zu vermeiden."

Schnelle Mobilisierung seit Tag eins durch "Pain Nurse" und Physiotherapie

Zusätzlich zu dem bereits etablierten Schmerzmanagement wird das Angebot für die Patientinnen und Patienten um eine auf Schmerzen spezialisierte Pflegefachkraft ("Pain Nurse") erweitert. Diese Pflegerin oder dieser Pfleger ist eng in die Behandlung eingebunden und darauf spezialisiert, Schmerzen zu messen und diese professionell zu behandeln. Zur zügigen und zielgerichteten Mobilisierung gehört außerdem eine physiotherapeutische Betreuung, die es möglich macht, die Patientin oder den Patienten noch am Tag des Eingriffs zu mobilisieren. Prof. Dr. Heller dazu: "Durch die zusätzlichen Leistungen soll noch konsequenter als bislang praktiziert, der postoperative Schmerzzustand des Patienten festgestellt und damit die Medikation entsprechend angepasst werden. Ziel ist es, festzustellen, ob eine derartig erweiterte Betreuung (auch bisher wurde sehr intensiv auf den Schmerzzustand geachtet und entsprechend therapiert) einen klaren Vorteil für den Patienten bringt und somit eine signifikante Verbesserung darstellt."

Hinweis an die Redaktion

Im Rahmen des Krankenhausstrukturgesetzes (KHSG) hat der Gesetzgeber für Kliniken und Krankenkassen die Möglichkeit geschaffen, befristete Qualitätsverträge zu schließen. Mit den Verträgen soll erprobt werden, ob durch die Vereinbarung von höheren Qualitätsanforderungen und Anreizen wie beispielsweise einer qualitätsabhängigen Vergütung die stationäre Versorgung weiter verbessert werden kann. Die begleitende wissenschaftliche Evaluation der Qualitätsverträge führt das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) durch.

Über die Orthopädische Klinik des HEH

Die Orthopädische Klinik Braunschweig ist eine der größten Fachkliniken für Orthopädie und Unfallchirurgie in Deutschland. Die Schwerpunkte liegen im Bereich der Gelenkchirurgie inklusive der Gelenkersatzoperationen bei Verschleißerkrankungen des Hüft-, Knie- und Schultergelenks. Die Klinik ist seit 2012 zertifiziertes EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung (EPZmax) mit jährlich rund 2.150 endoprothetischen Eingriffen an Hüfte, Knie und Schulter. Zusätzlich werden noch mehr als 3.000 weitere operative Verfahren in den anderen Bereichen durchgeführt. Mit Spezialisierungen in den Sektionen Wirbelsäulenorthopädie, Kinderorthopädie, Rheumatologie, Unfallchirurgie, Sportmedizin und Fuß- und Rheumachirurgie, die von besonders auf diesen Fachgebieten erfahrenen Ärztinnen und Ärzte geleitet werden, versorgen wir unsere Patientinnen und Patienten auf medizinischem Spitzenniveau und individuell auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet.

HEH Ansprechpartnerin Presse

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