Bremen, 7. April 2025. Die aktuelle Diskussion über ein Primärarztsystem kommentiert Sabrina Jacob, Leiterin der Landesvertretung Bremen der Techniker Krankenkasse (TK):

"Die Diskussion über ein verbindliches Primärarztsystem, bei dem vor dem Besuch einer Facharztpraxis zunächst zwingend eine Hausarztpraxis aufgesucht wird, muss nach der Prämisse ‚digital vor ambulant vor stationär‘ noch einen Schritt vorher ansetzen. Schon bevor ein Arzttermin vereinbart wird, braucht es eine digitale Ersteinschätzung des medizinischen Bedarfs der Patientinnen und Patienten, die sie in die richtige Versorgungsebene führt.

Bei leichten Fällen, wie Erkältungskrankheiten, könnte eine Empfehlung der Ersteinschätzung etwa sein, sich zunächst zu Hause zu schonen oder digitale Angebote wie telemedizinische Chats oder Krankenkassen-Apps zu nutzen. Wenn eine ärztliche Betreuung notwendig ist, wird über eine zentrale digitale Terminplattform im Regelfall ein zeitnaher Termin beim Hausarzt oder der Hausärztin vermittelt. Diese übernehmen dann eine stärkere Steuerungsfunktion in die mögliche fachärztliche Weiterbehandlung. Bei akuten Notfällen erfolgt die direkte Empfehlung zum sofortigen Besuch eines Integrierten Notfallzentrums (INZ) oder zur Nutzung des Rettungsdienstes über das Ersteinschätzungstool.

Viele Ärztinnen und Ärzte klagen zurecht, dass ihre Praxen überlaufen sind. Eine bessere Koordination der Patienten und Patientinnen zur Behandlung in der individuell passenden Versorgungsstufe und zur Vermeidung langer Wartezeiten ist daher im Interesse der Ärztinnen und Ärzte. Mit einem digitalen Ersteinschätzungstool ließe sich dies erreichen. Inhaltlich muss das Tool von der Ärzteschaft entwickelt werden und unabhängig vom Einsatzort - ob per App oder am Praxistresen, am Telefon der 116 117 oder in der Notaufnahme - standardisiert ablaufen und für die gleichen Symptome die gleiche Antwort geben."

Hinweis für die Redaktion

Den detaillierten Vorschlag der TK zur digital gestützten Ersteinschätzung und Terminvermittlung finden Sie im aktuellen Positionspapier "Digital vor ambulant vor stationär" .