TK-Einsamkeitsreport: Mehr als die Hälfte der Norddeutschen kennt Einsamkeit
Pressemitteilung aus Bremen
Bremen, 11. Dezember 2024. Mehr als die Hälfte der Norddeutschen kennt das Gefühl der Einsamkeit. So empfinden 56 Prozent der Menschen in den norddeutschen Bundesländern im privaten Umfeld häufig, manchmal oder selten dieses negative Gefühl. Für sieben Prozent ist Einsamkeit sogar eine häufig auftretende Empfindung, elf Prozent geben an, manchmal das Gefühl von Einsamkeit zu verspüren, 38 Prozent zumindest selten. Das zeigt eine bundesweit repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) mit Teilergebnissen aus Norddeutschland, also den Bundesländern Bremen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, im Rahmen des TK-Einsamkeitsreports 2024, der heute in Berlin vorgestellt wurde.
"Das Thema Einsamkeit erfährt nicht nur gesellschaftlich immer mehr Aufmerksamkeit, sondern ist auch für uns als Krankenkasse sehr wichtig. Denn auf Dauer kann chronische Einsamkeit körperlich und psychisch krank machen. So zeigt die Forschung: Einsamkeit erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und Demenz", sagt Sabrina Jacob, Leiterin der TK-Landesvertretung Bremen. Auch psychische Beschwerden könnten infolge chronischer Einsamkeit häufiger auftreten.
Hobbys und Geselligkeit unter Familie und Freunden: Großteil fühlt sich sozial gut eingebunden
Der TK-Einsamkeitsreport zeigt auch: Die meisten Menschen in Norddeutschland fühlen sich sozial gut eingebunden. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Norddeutschen verbringen mindestens einmal pro Woche Zeit mit anderen oder unternehmen gemeinsam etwas. Hoch im Kurs stehen Familie, Hobbys sowie Freundinnen und Freunde. Rund neun von zehn befragten Menschen in den norddeutschen Bundesländern geben an, guten Kontakt zu ihrer Familie zu pflegen (91 Prozent), mindestens ein Hobby auszuüben, das sie erfüllt (89 Prozent) und mindestens eine enge Freundin oder einen engen Freund zu haben (89 Prozent).
Jacob: "Ein Großteil der Norddeutschen ist gut ins soziale Netz eingebettet. Die Familie sowie Freundinnen und Freunde können bei Einsamkeit helfen und in belastenden Situationen unterstützen. Einsamkeit ist aber subjektiv und kann unabhängig vom Lebensalter und der Anzahl der sozialen Kontakte auftreten. Deswegen ist es wichtig, dass es Angebote für Menschen gibt, die sich einsam fühlen und sozialen Anschluss suchen."
Gegen Einsamkeit im Alter: AWO Bremen organisiert "roten Faden für den Ruhestand"
In Bremen organisiert die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ein Orientierungsangebot für Menschen in der Übergangsphase vom Berufsleben in den Ruhestand. Beim "roten Faden für den Ruhestand" steht neben praktischen Informationen vor allem der soziale Austausch für Menschen ab 60 Jahren im Fokus. Dazu gehören zum Beispiel gemeinsame Theater- oder Konzertbesuche, Kreativ-Kurse wie autobiografisches Schreiben oder auch die Ü-60-Disco.
"Die ersten zwei Jahre im Ruhestand genießen die Menschen noch", erklärt Saskia Wöhler von der AWO in Bremen. "Doch dann fallen viele in ein tiefes Loch und die Frage ist, wie gestalte ich mein Leben aktiv weiter? Hier bieten wir Unterstützung an und vernetzen Menschen in derselben Lebensphase."
Eine weitere Möglichkeit für Menschen, die sich einsam fühlen und sozialen Anschluss suchen, ist die digitale "Angebotslandkarte" des Kompetenznetzes Einsamkeit (KNE). Durch Eingeben der Postleitzahl und weiterer Parameter lassen sich passende Angebote in der Region und deutschlandweit finden.
Hinweis für die Redaktion
Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Mai 2024 bundesweit insgesamt 1.403 Personen ab 18 Jahren (mindestens 200 Personen pro Ländergebiet) mit anschließender Proportionalisierung der Gesamtergebnisse. Die hier ausgewiesenen Teilergebnisse der bundesweiten Studie beziehen sich auf Norddeutschland; also die nördlichen Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, wo 202 Personen befragt wurden. Den kompletten Einsamkeitsreport 2024 gibt es auf dem Presseportal der TK.
Definition: Was ist Einsamkeit?
Das Gefühl der Einsamkeit ist subjektiv. Laut wissenschaftlicher Definition versteht man darunter das unangenehme Gefühl, das entsteht, wenn die Qualität oder Quantität von persönlichen Beziehungen nicht den persönlichen Bedürfnissen entspricht. Jemand, der nur wenig Kontakte pflegt, muss sich nicht zwangsläufig einsam fühlen. Umgekehrt kann sich auch jemand einsam fühlen, der von außen betrachtet viele soziale Kontakte hat.