In Kooperation mit dem Institut für Allgemeinmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) können Medizinstudierende der MHH Zuschüsse zu Reise- und/oder Übernachtungskosten erhalten.

In dieser Ausgabe mit Medizinstudentin Lisa Gransow, die ihr Praktikum von Ende Februar bis Anfang März 2022 in Peine absolvierte und der TK von ihren Erfahrungen berichtet.

TK: Wie lief der Praxisalltag ab?

Lisa Gransow: Der Praxisalltag in der Praxisgemeinschaft, in der ich mein Praktikum absolvierte, war äußerst vielseitig. Während der zwei Wochen begleitete ich die Ärztin und Ihr Team, das aus zwei medizinischen Fachangestellten (MFA) und einer Auszubildenden bestand, bei verschiedenen Tätigkeiten. Dazu gehörten Gespräche mit Patienten und Patientinnen, Ultraschalluntersuchungen, die Auswertung von Untersuchungsergebnissen wie EKGs, Langzeit-Blutdruckmessungen und Blutbildern, sowie die Verschreibung von Rezepten. Die MFAs waren nicht nur für organisatorische Aufgaben zuständig, wie das Planen von Terminen und das Führen von Telefonaten mit Patientinnen und Patienten sondern unter anderem auch für die Durchführung von Impfungen oder Blutentnahmen. Termine wurden im Vorfeld vereinbart.

Es wurde zusätzlich eine Telefonsprechstunde angeboten, jedoch gab es, aufgrund der Corona-Pandemie im Februar 2022, keine offene Sprechstunde. Auch Hausbesuche und Pflegeheimbesuche waren Aufgaben, die eine interessante Abwechslung darstellten.

TK: Was waren Ihre Tätigkeiten?

Gransow: Mein Tag begann morgens um acht Uhr. Während meines Praktikums erhielt ich einen umfassenden Einblick in die hausärztliche Versorgung und lernte das gesamte Spektrum kennen. Ich unterstützte die MFAs bei Blutdruckmessungen und Blutentnahmen im Rahmen von Check-Up-Untersuchungen, das sind Vorsorgeuntersuchungen, die Patientinnen und Patienten ab einem bestimmten Alter in Anspruch nehmen können und von Krankenkassen übernommen werden. Außerdem half ich bei der Vorbereitung und Durchführung von Corona-Impfungen sowie Corona-Abstrichen. Dabei zeigte sich, welch organisatorische Herausforderung dies für die Praxis darstellte.

Vorrangig konzentrierte sich mein Tag danach auf Gespräche mit Patientinnen und Patienten, die immer wieder spannend waren. Ich durfte eigenständige Untersuchungen durchführen und sie dann der Ärztin vorstellen. Des Weiteren konnte ich an ihren Gesprächen und Untersuchungen teilnehmen. Dabei erklärte sie mir im Anschluss die Krankheitsbilder oder warum sie sich für eine bestimmte Therapie, ein bestimmtes Medikament entschieden hat oder gegebenenfalls andere wichtige Aspekte, die zu beachten waren.

Lisa Gransow

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TK: Waren Sie zu Hausbesuchen im ländlichen Bereich unterwegs? Wie war das Arbeiten für Sie mit Patientinnen und Patienten im fremden Umfeld?

Gransow: Ich durfte an Hausbesuchen und auch Pflegeheimbesuchen, die regulär einmal wöchentlich stattfanden, teilhaben. Hausbesuche konnten geplant sein, aber auch bei dringlichem Bedarf fuhr die Ärztin in der Mittagspause oder nach Feierabend zu ihren Patientinnen und Patienten. Das Arbeiten im häuslichen Umfeld ist anders und herausfordernd. Man lernt die Menschen auf einer neuen Ebene kennen und bekommt Einblicke in ihr privates Umfeld. Dabei ist es wichtig eine vertrauensvolle Beziehung zu den Patientinnen und Patienten zu haben, insbesondere in solch persönlichen Situationen, wobei Betroffene oft chronisch oder schwer erkrankt sind. Für mich stellte es jedoch keine gänzlich neue Situation dar, da ich vor dem Studium als Rettungssanitäterin bereits Erfahrung mit der Arbeit im häuslichen Umfeld Hilfsbedürftiger der sammeln konnte.

Dabei ist es wichtig eine vertrauensvolle Beziehung zu den Patientinnen und Patienten zu haben, insbesondere in solch persönlichen Situationen, wobei Betroffene oft chronisch oder schwer erkrankt sind. Lisa Gransow

TK: Welche Unterschiede bestehen Ihrer Meinung nach zwischen einer Landarzt- und Großstadtpraxis?

Gransow: Bereits 2020 habe ich meine Hausarztfamulatur, ein vierwöchiges Pflichtpraktikum, in einer Praxis in Hannover absolviert. Das Praktikum außerhalb der Großstadtpraxis verdeutlichte mir einige Unterschiede: Das Spektrum von Patientinnen und Patienten in der Großstadtpraxis war vielseitiger. Auch jüngere Menschen und Kinder wurden behandelt. Dafür übernahm die Praxis in Hannover nicht die Versorgung von Pflegeheimen, Hausbesuche wurden jedoch durchgeführt. Das kann von Praxis zu Praxis individuell variieren und spiegelt nur meine persönliche Erfahrung wider.

Auch das Aufkommen von Patientinnen und Patienten und der Tagesdurchlauf waren in der Großstadtpraxis höher, wobei beide Praxen ähnlich personell aufgestellt waren und die Ärztin oder beziehungsweise der Arzt gleichzeitig Medizinstudierende wie mich, betreuten. Beide Praktika waren sehr wertvolle Erfahrungen, basierend auf Aufgaben, die ich erlernen und dann selbstständig durchführen durfte, sowie auf der Lehrbereitschaft von Arzt und Ärztin, die sich immer für mich und meine Fragen Zeit nahmen.

TK: Was hat Sie beeindruckt, begeistert und inspiriert?

Gransow: Mich beeindruckten besonders das Organisationstalent und Zeitmanagement der Ärztinnen und Ärzte. Dabei zeigte sich wie wichtig die Zusammenarbeit als Team ist. Dieser Aspekt gefiel mir sehr. Ich schätze eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und die gegenseitige Beachtung und Wertschätzung, die ich in meinen beiden Hausarzt-Praktika erleben durfte.

Beide Praktika absolvierte ich während der Corona-Pandemie. Neben den gewohnten Herausforderungen im Praxisalltag, wie Notfallpatientinnen und Notfallpatienten, dem krankheitsbedingtem Ausfall von Mitarbeitenden oder eben die saisonale Grippezeit, stellten nun Corona-Tests und auch die Durchführung von Impfungen weitere Anforderungen an das Team. Es erforderte besondere hygienische Maßnahmen, zusätzliche Materialien, Personal und Zeit. All das wurde sehr gut gemeistert.

Ebenso ist die Arbeit im Hintergrund nicht zu vergessen. Patientinnen und Patienten sehen oft die Öffnungszeiten von Praxen: Mittags von 13-15 Uhr geschlossen, mittwochs nur bis zwölf Uhr geöffnet, etc. Doch in dieser Zeit finden Hausbesuche statt, Telefonate mit Krankenhäusern oder Patientinnen und Patienten werden geführt, zusätzliche Arbeiten wie Corona-Tests erfolgen, praxisinterne Fortbildungen oder eben administrative Aufgaben wie beispielsweise Abrechnungen, sind vorzunehmen.

Ich schätze eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und die gegenseitige Beachtung und Wertschätzung, die ich in meinen beiden Hausarzt-Praktika erleben durfte. Lisa Gransow

TK: Was hat Ihnen weniger gefallen?

Gransow: Einen Nachteil empfand ich in der ländlichen Lage der Praxis, da der längere Anfahrtsweg zeitintensiv war, wobei es im Vergleich zu Peine sicherlich noch abgelegenere Regionen gibt. Dank meines Autos war ich recht flexibel und dank der TK wurden uns Studierenden die Fahrkosten erstattet. Jedoch ist es ein zeitlicher Mehraufwand, wenn ich im Vergleich zur Großstadt, wo ich innerhalb von circa zehn Minuten bei der nächsten Praxis bin, jeden Tag eine Stunde im Auto oder der Bahn sitze.

TK: Könnten Sie sich vorstellen, nach dem Studium als Landärztin/Landarzt tätig zu sein?

Gransow: Tatsächlich kann ich mir dies aktuell nicht vorstellen, obwohl ich den Mangel and Landärztinnen und Landärzten und die Bedeutung der Versorgung in ländlichen Gebieten kenne. Meine Interessen sind aktuell eher klinikorientiert und stützen sich auf chirurgische Fächer.

An das Medizinstudium schließt sich eine fünf- bis sechsjährige Weiterbildung zur Fachärztin an, die an einem Klinikum absolviert wird und dafür zieht es mich aktuell noch nicht aus der Großstadt. Jedoch habe ich auch keinen "Zehn-Jahres-Plan". Zunächst liegt mein Augenmerk auf der Beendigung meines Studiums und dem damit verbundenen Praktischen Jahr - und vielleicht sehe ich das Ganze, nach einem Jahr Arbeit in der Klinik, wieder ganz anders.

TK: Welche Rahmenbedingungen müssten Sie vorfinden, um auf dem Land perspektivisch ärztlich tätig zu sein?

Für mich ist dies ganz klar der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln. Lisa Gransow


Gransow: Für mich ist dies ganz klar der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich selber bin im ländlichen Raum aufgewachsen, 20 Kilometer außerhalb der nächsten Großstadt. Das klingt nicht viel, dennoch war ich stets auf ein Auto angewiesen. Ich absolvierte Praktika in Krankenhäusern und im Rettungsdienst, Dienstbeginn war oft gegen sechs Uhr oder sogar früher, ein Bus fuhr da noch lange nicht. Mein Tanz-Training endete gegen 21.30 Uhr, doch der Bus fuhr dann schon nicht mehr.

Ein Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln erleichtert Vieles: Das Erreichen von Praxen, aber auch Kulturangeboten, Sportangeboten, Freunden und vielem mehr - all das, was wichtig für unsere körperliche und mentale Gesundheit ist und die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten und Mitarbeitenden in der Praxis erhöht.

Insgesamt war mein Praktikum eine inspirierende Erfahrung und hat mich darin bestätigt, dass eine gute, gewissenhafte ärztliche Versorgung und ein engagiertes Team von großer Bedeutung sind. Dies wird mich auf meinem weiteren beruflichen Weg beeinflussen.

Informationen zum Blockpraktikum

Medizinstudierende der MHH können für das allgemeinmedizinische Blockpraktikum finanzielle Zuschüsse von der Techniker Krankenkasse erhalten: Mehr dazu hier.