Blitzlichtgespräch mit Uwe Borchmann
Interview aus Mecklenburg-Vorpommern
Uwe Borchmann, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern, im Blitzlichtgespräch zur Versorgungssituation im Bundesland.
TK: Sehr geehrter Herr Borchmann, die medizinische Versorgung ist in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern seit jeher herausfordernd. Welche Rolle nehmen aus Ihrer Sicht stationäre Strukturen ein, um die Versorgung zu gewährleisten?
Uwe Borchmann: Im ambulanten und stationären Sektor gibt es in der Fläche Versorgungsdefizite, da das Personal zu knapp ist. Grundsätzlich gilt-stationäre Strukturen können immer auch ambulant mit versorgen, andersrum geht das nicht. Deswegen werbe ich um den Erhalt der stationären Grundversorgung in der Fläche, auch in Kooperation mit niedergelassenen Ärzten.
TK: Was sind aus Ihrer Sicht die großen Stärken der Krankenhäuser im Land?
Borchmann: Ihre Mitarbeiter. Jeder, der in unseren Krankenhäusern arbeitet, gibt sein Bestes für den Patienten, unabhängig davon, was Politik gerade ausheckt. Zudem kommt eine gute Medizintechnik, die viele spezielle Untersuchungen ermöglicht. Ohne unsere Fachambulanzen an Unimedizinen und Zentren sähe es bei der Behandlung seltener, spezieller Erkrankungen düster aus.
TK: Profitieren die Patienten im Land auch von diesen Stärken und könnten sie es noch mehr tun?
Borchmann: Wie schon gesagt, wir haben gut ausgestattete Krankenhäuser. Teilweise sind ihre Geräte nicht ausgelastet und ihnen beginnt das Personal zu fehlen. Gemeinsam mit den niedergelassenen Kollegen könnten wir weit schneller Termine für Spezialuntersuchungen anbieten, wenn wir diese Ressourcen nutzen.
TK: Gibt es aus Ihrer Sicht systematische Entwicklungen im Gesundheitswesen, die den Weg angehender Ärzte in ländliche Krankenhäuser bremsen?
Borchmann: Ja, die weitere Zentralisierung der Versorgung bedeutet eine Herausforderung für die ärztliche Ausbildung und insbesondere die Facharztausbildung in den ländlichen Regionen. Gerade aber die Ärzte die dort aus- und weitergebildet werden sind wichtig für die Versorgung; stationär und ambulant. Hier braucht es völlig neue Konzepte.
TK: Gibt es Möglichkeiten, die Stärken beider medizinischer Sektoren miteinander besser zu verzahnen?
Borchmann: Natürlich. Bereitschaftsdienste können in vielen Fachdisziplinen sektorenübergreifend erbracht und Geräte gemeinsam genutzt werden. Freie Flächen in den Krankenhäusern können für Tageskliniken umgebaut werden; niedergelassene Kollegen können belegärztlich arbeiten - Krankenhausärzte ambulante Sprechstunden anbieten. Leider fehlt, außer leerer Worte, der politische Anreiz, dass die Systeme weiter zusammenwachsen.
TK: Kann eine starke und fachkompetente Selbstverwaltung diese Herausforderungen bewältigen?
Borchmann: Die Selbstverwaltung ist stark. Aber sie arbeitet innerhalb des gesetzlich vorgegebenen Rahmens. Wir könnten viele Ideen besser durchsetzen, wenn die Gesetze dies zulassen würden.
TK: Herr Borchmann, die Herausforderungen zeigen es an, Sie sind vielbeschäftigt. Haben Sie da noch Zeit für Freizeitaktivitäten? Wenn ja, verraten Sie uns welche, eher an frischer Luft oder mit einem guten Buch und einem Glas Rotwein?
Borchmann: Sie sprechen einen wunden Punkt an. Früher habe ich wahnsinnig gerne Bücher gelesen. Heute sind Gesetzesentwürfe und Presseartikel im Vordergrund. Ansonsten bin ich begeisterter Sportler-Vater und feuere meine Kinder beim Wettkampf an. Wenn dann noch mal Zeit ist, geht es mit dem Kite aufs Wasser. Und, sicher bin ich kein gutes Vorbild, aber Manches lässt sich mit einem Gas Grauburgunder am Abend entspannter überdenken.