Elektronische Patientenakte - ein Erfahrungsbericht
Artikel aus Thüringen
Bundesweit ausgerollt ist die elektronische Patientenakte nun schon seit Januar 2021 - die Techniker Krankenkasse bietet sie bereits seit 2019 an. Die Bekanntheit und die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer steigen langsam, aber stetig. Dana Erb, Praktikantin in der TK-Landesvertretung Thüringen, klärt Irrtümer auf und erzählt von ihrer Erfahrung mit der ePA.
Die TK-App befindet sich schon lange auf meinem Smartphone. Ich studiere Gesundheitskommunikation im Master, verfolge täglich die Nachrichten und setze mich gerne mit aktuellen Debatten auseinander. Digitale Helfer, besonders Apps, gehören völlig selbstverständlich zu meinem Leben, auch, wenn es um meine Gesundheit geht.
Dennoch: Der Irrglaube , dass ich mit der TK-App automatisch auch die elektronische Patientenakte (ePA) freigeschaltet und zugriffsbereit hätte, hielt sich, bis ich mein Praktikum bei der TK im Mai begann. Nach kurzer Recherche auf dem TK-Blog wurde mir klar, dass sich meine ePA, also die Akte mit MEINEN Patientendaten, hinter der Kachel " TK-Safe " in der TK-App befindet und dass diese im Sinne des Datenschutzes über ein gesondertes Verfahren freigeschaltet werden möchte.
Der Irrglaube, dass ich mit der TK-App automatisch auch die elektronische Patientenakte (ePA) freigeschaltet und zugriffsbereit hätte, hielt sich, bis ich mein Praktikum bei der TK im Mai begann.
Der Freischalte-Prozess
Gesagt getan! Mit Klick auf die Kachel "TK-Safe" öffnete sich ein Fenster, das mir mehrere Möglichkeiten zur Freischaltung meiner ePA bot. Von der App empfohlen wurde mir das POSTIDENT-Verfahren . Mit mehreren einfachen Klicks war das Verfahren angestoßen und die App teilte mir mit, dass ich mich nun einige Tage gedulden müsse, bis die Freischaltedaten bei mir ankämen.
Ein paar Tage vergingen - nun wurde es abenteuerlich: Statt wie sonst meine Pakete im Hausflur abzustellen, zitierte mich der Postbote mit Personalausweis an die Tür und kontrollierte sorgfältig, ob er mir den großen gelben Umschlag rechtmäßig übergeben dürfe. Test bestanden - nun durfte ich den Umschlag endlich öffnen. Es befand sich ein weiterer Umschlag im großen gelben Umschlag… und darin dann die Freischaltedaten mit PIN und PUK.
Am nächsten Tag war es so weit. Die App erlaubte mir die Verifikation. Erst eine Nummer eingeben, die auf der Versichertenkarte zu finden ist, anschließend den zugesandten PIN, dann nochmal die Gesundheitskarte ans Handy halten, Sicherheitsschlüssel speichern, Auswahl des Logins treffen UND eine E-Mail-Adresse zum Verknüpfen angeben. An die E-Mail-Adresse sollte dann ein Freischaltelink gesendet werden, der die ePA final auf dem Handy zugänglich macht. Deutlich wurde hier schnell: Meine ePA ist gut verschlüsselt . Dennoch frage ich mich, ob dieser komplizierte analoge Freischalteprozess Weisheit letzter Schluss ist, oder ob man hier eine schnellere und einfachere Lösung finden kann.
Erster Blick in die ePA
Gut Ding will Weile haben. Der Freischaltelink kam am nächsten Morgen an, mit Klick auf "Bestätigen" war die ePA bereit, um durchstöbert zu werden. Erwartet hat mich dort eine Vielfalt an Informationen . Einige der dort angebotenen Services sind optional - so kann ich frei entscheiden, ob ich die Vorsorgeempfehlung, die Impfempfehlungen oder das eigene Arztverzeichnis nutzen möchte.
Ich kann frei entscheiden, ob ich die Vorsorgeempfehlung, die Impfempfehlungen oder das eigene Arztverzeichnis nutzen möchte.
Da ich natürlich neugierig war, welche Vorsorgeempfehlungen mir die App als weibliche(r) Mittzwanzigerin vorschlägt, aktivierte ich den Service. Im Handumdrehen und mit nur zwei Klicks war dies geschehen. Die App zeigte mir an, welche Informationen sie für diesen Service beziehen muss und fragte dafür um Erlaubnis. Nach der Zustimmung konnte ich meine Vorsorgeempfehlungen einsehen. Angezeigt wurden mir sowohl die zahnärztliche Prophylaxe sowie eine Krebsfrüherkennungsuntersuchung für Gebärmutterhalskrebs und ein allgemeiner Gesundheits-Check-Up, der einmalig zwischen 18 bis 34 durchgeführt werden kann.
Auch auf die Impfempfehlung war ich neugierig - wohl wissend, dass meine nächste FSME-Impfung bald ansteht. Hier war ich etwas enttäuscht, da keine meiner Impfungen automatisch eingetragen wurde. Nach kurzer Recherche fand ich raus, dass die Inhalte meines elektronischen Impfpasses ausschließlich durch Ärztinnen und Ärzte über entsprechende Praxisverwaltungssysteme mit qualifizierter Signatur hinzugefügt werden können. Wahrscheinlich ist meine Hausärztin wenig begeistert, wenn ich sie bitte, meinen zerfledderten Impfpass händisch zu digitalisieren. Gleichzeitig: Auch ihr würde es vermutlich helfen, denn ich vermute, die digitalen Seiten halten länger als mein Heftchen. Und ganz ehrlich: Immer, wenn ich den Impfpass spontan gebraucht hätte - zum Beispiel, um bei größeren Verletzungen rauszufinden, wie lange meine letzte Tetanusimpfung her ist - hatte ich ihn zufällig nicht in der Tasche. Das Handy schon.
Ich freue mich für die kommenden Generationen, für die die digitale Patientenakte ab der Geburt wahrscheinlich selbstverständlich sein wird. Die brauchen niemanden bitten, Infos nachzutragen.
Sehen was Ärztinnen und Ärzte abrechnen
Die Arztbesuch- und Diagnose-Chronik hingegen wird direkt im entsprechenden Reiter angezeigt. Intuitiv öffnen sich genauere Informationen beim Klick auf den Arztbesuch. Überraschenderweise stellte ich fest, dass ich dort neben bekannten Diagnosen auch solche finde, die mir von Arztseite nicht kommuniziert wurden.
Neben der Diagnosestellung kann man im TK-Safe auch einsehen, wie hoch die Abrechnungssumme ausgefallen ist. Somit sind die Informationen aus der ePA wesentlich detaillierter als die, die in der TK-App über die Krankmeldungen eingesehen werden können.
Im Reiter der Chronik erscheint der Hinweis, dass zwischen dem Arztbesuch und der Abrechnung bei der TK bis zu neun Monate verstreichen können. Daher kann man nicht davon ausgehen, direkt nach einem Arztbesuch die Diagnose oder die Kosten für die erhaltene Behandlung nachschauen zu können. Hier stellt sich mir die Frage, ob die Digitalisierung in Deutschland einen Bogen um die Abrechnungsdaten gemacht hat. Löst die Abrechnung nach meiner Behandlung wirklich ein neunmonatiges Hin und Her von Daten aus? Ich wünsche mir, dass die Informationen in naher Zukunft in Echtzeit - oder wenigstens schneller - an Kassen übermittelt werden, sodass sie auch schnellstmöglich in der App als Patientenquittung angezeigt werden können.
Für meine Zahnärztin ist die ePA besonders bei älteren Herrschaften relevant, damit sie im Medikationsplan einsehen kann, ob jemand Blutverdünner oder Ähnliches einnimmt.
Damit der Zahnarzt den Medikationsplan kennt
Da ich meine neu gewonnene digitale Gesundheitskompetenz direkt beim nächsten Arzttermin ausprobieren wollte, musste meine Zahnärztin herhalten. Bei der Frage, ob sie und ihr Team in der Praxis schon mit der ePA arbeiten, schaute sie mich erst mal etwas verdutzt an und meinte, dass diese Frage nur sehr selten kommt, weil kaum ein Patient diese schon bei der Krankenkasse freigeschaltet hat. Zu meiner Begeisterung schaute sie dann in ihr Praxisprogramm und teilte mir mit, dass ich die Praxis noch nicht berechtigt hätte, in meine ePA zu schauen, dies aber gerne tun kann. Die ePA wäre aber für ihre Arbeit nicht so wichtig wie für den Hausarzt, der zum Beispiel Laborwerte dort hinterlegen könne. Für sie wäre die ePA bei älteren Herrschaften relevant, damit sie im
Medikationsplan
einsehen könne, ob jemand Blutverdünner oder Ähnliches einnimmt.
Zur Person
Dana Erb studierte Angewandte Medien und Kommunikationswissenschaft im Bachelor an der TU Ilmenau. Seit 2021 studiert sie Gesundheitskommunikation an der Uni Erfurt - in diesem Rahmen absolviert sie seit Mai ein Praktikum in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der TK-Landesvertretung in Thüringen.