"Es war so, als hätte Paul nie etwas anderes gemacht."
Artikel aus Thüringen
Digitale Technologie kann die Gesundheitsversorgung entscheidend voranbringen und Hilfe zum Analogen sein. Das gilt für digitale Datenverwaltung, -vernetzung und -bearbeitung, wie es zum Beispiel mit der elektronischen Patientenakte (ePA) immer mehr möglich ist. Das gilt auch beim alltäglichen Umgang mit Erkrankungen, zum Beispiel durch digital vernetzte Selbsthilfe, Webinare oder kleine Roboter, mit deren Hilfe erkrankte Kinder von zu Hause aus am Unterricht teilnehmen können.
Eine Mutter, deren an Krebs erkrankter Sohn mittels eines Avatars weiter am Unterricht teilnimmt, hat uns von ihren Erfahrungen erzählt. Den richtigen Namen ihres Sohnes oder ein Bild von ihm möchte sie nicht veröffentlichen, um seine Persönlichkeitsrechte zu schützen. Hier ihr Bericht:
Viele Herausforderungen nach der Diagnose
Als wir im Juni 2021 die Diagnose Krebs für Paul [Name von der Redaktion geändert] bekamen, hieß es mindestens ein Jahr Homeschooling. Natürlich bekamen wir von Anfang an Unterstützung von der Schule, aber hey, auch wenn es nur die 2. Klasse ist, ist es echt nicht Ohne.
Wie erklärt man das Neue kindgerecht, vor allem, wenn es für uns Erwachsene doch so logisch ist? Oft waren sowohl wir Eltern als auch Paul verzweifelt, denn auch YouTube und diverse Lernplattformen waren nicht immer hilfreich.
Außerdem fehlten die Klassenkameraden sehr in dieser Zeit.
Dankbar für die Unterstützung
Im Mai 2022 wurden wir als Familie ausgewählt, einen Avatar zu nutzen. Ein Dank geht hier raus an die Eltern der Klassenkameraden , die mit der Nutzung natürlich einverstanden sein mussten und an die Schulleitung samt Lehrerinnen und Lehrer, die uns bei der Umsetzung unterstützt haben.
Der größte Dank geht aber an die Elterninitiative, die es uns erst ermöglicht hat, dass wir den Anschluss an die Klasse wieder bekommen.
Der Avatar geht zur Schule
Mitte Juni 2022 war die erste Stunde. Es war aufregend, nach einem Jahr die Mitschülerinnen und Mitschüler wieder zu sehen und nicht zu wissen, wie mein Kind darauf reagiert. Aber es war so, als hätte Paul nie etwas anderes gemacht. Er hat gerechnet und sich gemeldet, als wäre er selbst im Unterricht.
Natürlich gab es auch Tage, da ging es nicht so gut. Ich denke aber, dass das okay ist. Wir haben ja auch nicht jeden Tag Lust und Kraft, manche Dinge zu machen.
Es machte Freude zu sehen, wie die Kinder sich freuten, wenn wir am Unterricht teilnehmen konnten und dass dieser kleine Roboter so selbstverständlich in der Klasse war. Partnerarbeiten waren kein Problem.
Für das häusliche Lernen ist der Avatar eine große Hilfe.
Für das häusliche Lernen ist der Avatar eine große Hilfe. Ich konnte mir anhören und auch anschauen, wie man manche Dinge einfacher und kindgerechter erklärt, konnte Fragen stellen und bekam schnell eine Antwort. Durch diese Möglichkeit wurde auch das Familienleben beim Thema Schule entspannter.
In der Zeit mit dem Avatar konnten wir auch Pauls 8. Geburtstag gemeinsam mit seiner Klasse feiern. Das war für uns zu Hause sehr emotional.
Kinder nicht komplett dem Alltag entreißen
Als Mama wünsche ich mir sehr, dass mehr Kinder die Möglichkeit haben, mit dieser Technik am Unterricht und Leben teilzunehmen, denn die Krankheit fordert bereits einiges von den Kindern ab. Der Roboter ist nicht nur zum Lernen, sondern auch für das soziale Umfeld toll. Die Kinder, egal ob 1. Klasse oder 13. Klasse, können mit ihren Freunden zusammen sein. Sie können gemeinsam lernen, Ausflüge machen oder Nachmittage und Geburtstage miteinander verbringen. Sie werden nicht komplett aus ihrem Alltag entrissen.