Ein Einblick in das digitale Gründertum in Thüringen
Interview aus Thüringen
Sebastian Weber und Florian Weißenstein studierten in Ilmenau Kommunikationswissenschaft und entwickelten in ihrem WG-Zimmer die Idee eines digitalen Kalorienzählers. Vor über 10 Jahren gründeten sie als Vorreiter im digitalen Gesundheitssektor das Unternehmen YAZIO in Erfurt. Heute haben sie über 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit und sind international erfolgreich. Sie erzählen uns im Interview, wie sie die Entwicklung der Digitalisierung in Thüringen wahrgenommen haben und vor welche Hürden sie gestellt wurden.
TK: Könnt ihr kurz für Menschen, die die App YAZIO noch nicht kennen, erklären, was diese bietet?
Sebastian Weber: YAZIO ist eine der erfolgreichsten Ernährungsapps weltweit. Aktuell unterstützen wir mehr als 80 Millionen Nutzer:innen dabei, ihr Wunschgewicht und ihre Gesundheitsziele zu erreichen. Egal ob Abnahme, Zunahme oder das Halten des Gewichts - bei uns dreht sich alles um Gesundheit und Wohlbefinden. Das heißt, statt Verzicht und frustrierende Crash-Diäten geht es bei uns darum, Einblicke in das eigene Essverhalten zu bekommen, dieses zu verbessern und gesunde, nachhaltige (Ess-)Gewohnheiten zu entwickeln. Ermöglicht wird das durch die zahlreichen effektiven Funktionen der App, darunter ein Kalorienzähler inklusive Barcodescanner, ein Ernährungstagebuch, automatisches Aktivitäten-Tracking, eine riesige Rezeptdatenbank, detaillierte Auswertungen und Analysen, Lebensmittelbewertungen, eine Vielzahl an Intervallfasten-Trackern und viele mehr.
TK: Ihr seid beide ehemalige Ilmenauer Studenten. Bereits in Ilmenau wurde die Idee YAZIO geboren. Nun habt ihr euren Firmensitz in Erfurt und YAZIO wird 10 Jahre alt, wenn ich richtig recherchiert habe. Wie habt ihr die Digitalisierung im Gesundheitssektor in Thüringen erlebt?
Wir finden es großartig zu sehen, dass sich der digitale Gesundheitssektor in Thüringen und in Deutschland insgesamt kontinuierlich weiterentwickelt und mit neuen Initiativen und Projekten vorangetrieben wird.
Florian Weißenstein: Vor über 10 Jahren, als YAZIO während unseres Studiums als Hobby-Projekt in unserem Ilmenauer WG-Wohnzimmer entstand, haben wir Thüringen nicht gerade als Hotspot für digitale Gesundheitsunternehmen wahrgenommen. In den vergangenen Jahren haben wir jedoch zahlreiche Veränderungen in diesem Sektor beobachten und erleben können. Wir haben gesehen, wie immer mehr Menschen, Unternehmen und Institutionen die Vorteile und Möglichkeiten der Digitalisierung im Gesundheitswesen erkannt haben. So war in den letzten Jahren nicht nur eine steigende Nachfrage nach digitalen Gesundheits-Tools und -Apps, sondern auch ein immer größer werdendes Interesse vonseiten der Krankenkassen und Versicherungen an digitalen Lösungen im Gesundheitsbereich zu beobachten. Wir finden es großartig zu sehen, dass sich der digitale Gesundheitssektor in Thüringen und in Deutschland insgesamt kontinuierlich weiterentwickelt und mit neuen Initiativen und Projekten vorangetrieben wird.
TK: Vor welche Hürden wurdet ihr beim Entwickeln der App bezüglich "Digitalisierung im Gesundheitssektor" gestellt?
Weber: Ein Thema, das uns schon vom ersten Tag an sehr am Herzen liegt, ist der gute Draht zu unseren Nutzer:innen und unserer Community. Da es sich bei Gesundheit und Gewicht um sehr persönliche und sensible Themen handelt, ist es uns sehr wichtig, dass unsere Nutzer:innen wissen, dass sie uns vertrauen können. Dazu zählt für uns nicht nur unsere fachliche Kompetenz, mit der wir sie beim Erreichen ihrer Ziele tatkräftig unterstützen, sondern auch höchste Vertraulichkeit und der entsprechende Umgang mit den User-Daten und -Informationen unsererseits. Daher haben wir von Beginn an viel Wert auf eine starke Datenverschlüsselung und strenge Datenschutzrichtlinien gelegt - eine Herausforderung, von der wir stolz behaupten können, sie von Anfang an erfolgreich gemeistert zu haben.
TK: Einem Zeitungsartikel im SWE-Journal konnte ich entnehmen, dass es euch wichtig war, "etwas Digitales" zu machen. Wieso?
Weißenstein: Das hat verschiedene Gründe. Zum einen sind und waren wir beide schon immer sehr Internet- und Technik-affin. Zum anderen haben wir früh erkannt, dass Gesundheits- und Ernährungs-Apps ein großes Potenzial haben, Menschen zu helfen, ein gesundes Leben zu führen. Das geht natürlich auch analog, aber nicht in der Größenordnung, die wir uns als Ziel gesetzt haben. Durch den digitalen Ansatz ist es uns möglich, Menschen auf der ganzen Welt jederzeit individualisierte Hilfe und Unterstützung anzubieten sowie ihnen alle Mittel an die Hand zu geben, die sie brauchen, um ihre Gesundheitsziele zu erreichen.
TK: Was fällt Euch ein, wenn Ihr an die Schlagwortkombination "Digitalisierung, Gesundheit und Deutschland" denkt?
Unserer Meinung nach hat Deutschland das Zeug dazu, zu einem der führenden Länder in der Entwicklung von digitalen Gesundheitstools und -Apps zu werden.
Weber: Bei dieser Schlagwortkombination denken wir an das große Potenzial, das hinsichtlich der Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland schlummert und darauf wartet, ausgeschöpft zu werden. Unserer Meinung nach hat Deutschland das Zeug dazu, zu einem der führenden Länder in der Entwicklung von digitalen Gesundheitstools und -Apps zu werden. Das liegt einerseits an unserem gut etablierten und innovativen Gesundheitssystem und andererseits an unserer hohen technologischen Kompetenz. Mit der zunehmenden Vernetzung von Gesundheitsdaten und der Entwicklung neuer Technologien ergeben sich unzählige Möglichkeiten, diesen Sektor noch weiter voranzutreiben und wir freuen uns riesig darauf, auch noch in Zukunft unseren Beitrag dazu leisten zu dürfen.