Der kleine Roboter im Klassenzimmer und wie die echten Kinder das finden
Artikel aus Thüringen
Paul ist in der zweiten Klasse und hat Krebs. Dank eines Avatars, der für ihn an seinem Platz sitzt, kann er trotzdem mit seinen Mitschülerinnen und Mitschülern lernen und lachen. Zwei von ihnen erzählen, wie es ihnen damit geht.
Paul ist in der zweiten Klasse und hat Krebs. Er heißt nicht Paul. Seine Mutter möchte die Persönlichkeitsrechte des Jungen schützen und deswegen weder ein Bild von ihm noch seinen wirklichen Namen veröffentlichen.
Paul kann trotz seiner Erkrankung die Grundschule besuchen, wenn seine Kräfte es zulassen. Er ist dann nicht selbst in seiner Klasse, sondern hat einen kleinen Stellvertreter, der für ihn sieht, hört, spricht, sich bewegt und auch Gefühle zeigen kann.
Der Avatar , so nennt man einen solchen Roboter, ist mittels App mit Paul verbunden. So kann der erkrankte Junge von Zuhause oder dem Krankenhaus aus beim Unterricht dabei sein, bekommt dieselben Inhalte wie seine Mitschüler vermittelt und verliert vor allem nicht den Kontakt zur Klassengemeinschaft.
Die Elterninitiative für krebskranke Kinder Jena e. V. begleitet Paul und seine Familie während und nach der Krebserkrankung. Sie stellt ihm den Avatar zur Verfügung. Anschaffen konnte die Selbsthilfegruppe den Avatar durch die finanzielle Unterstützung der TK.
Das sagen zwei von Pauls Klassenkammeraden über ihre Erfahrungen mit dem Avatar.
Felix schrieb:
"Wenn Paul sich gemeldet hat, leuchtete der Avatar hell wie ein Blinklicht."
Mit großem Interesse habe ich mich auf den Tag mit Paul [Name von der Redaktion geändert] und seinen Avatar gefreut. Wie wird es sein? Klingt Pauls Stimme anders? Ist der Avatar laut und mechanisch? Die ganze Klasse war aufgeregt als die Lehrerin den Avatar auf Pauls Platz aufstellte. Vorher hatte sie mit uns allen Kindern gesprochen was passiert.
Es war schön, Paul wieder zu hören. Der Avatar hat mit den Augen geblinzelt und hatte auch unterschiedliche Augen, mit welchen er gezeigt hat, wie Paul sich fühlte. Das war aufregend. Wenn Paul sich gemeldet hat, leuchtete der Avatar hell wie ein Blinklicht.
Ich gewöhnte mich schnell an ihn und es war schön, Paul mehrmals in der Woche wieder bei uns zu haben.
Pauline schrieb:
"Es ist jedes Mal ein anderes Abenteuer."
Ich finde es toll mit dem Avatar. Es ist jedes Mal ein anderes Abenteuer und es ist eigentlich wie ganz normaler Unterricht.
Am Anfang war die Aufmerksamkeit sehr auf den Avatar gerichtet, aber mit der Zeit haben wir gar nicht mehr gemerkt, dass er eigentlich da ist.
Natürlich ist es immer spannend, wie der Avatar reagiert und die Gefühle von Paul zeigt.
Wir vermissen Paul in der Klasse alle sehr und freuen uns umso mehr, dass er mit dem Avatar bei uns sein kann, auch wenn er nicht richtig bei uns ist. Ich mag es besonders, wenn sich der Avatar bewegt und dreht, dann weiß man, dass Paul mit dabei ist. Und das ist ein schönes Gefühl.
Wir hoffen sehr, dass der Avatar auch in anderen Klassen wohnen darf, um die Kinder, die nicht am Unterricht teilnehmen können, doch mit dabei zu haben.