Künstliche Intelligenz hat viele Gesichter
Artikel aus Hessen
Künstliche Intelligenz hat im Gesundheitswesen enormes Potenzial und ist äußerst vielfältig, findet Prof. Dr. Dr. Ruth Stock-Homburg. Beim eHealth-Kongress 2021 Rhein Main und Hessen sprach die Forscherin von der TU Darmstadt über ihre Einschätzung.
Eingestiegen ist Prof. Stock-Homburg mit einem kurzen Blick auf ihr aktuelles Forschungsprojekt "Elenoide". Mit dem humanoiden Roboter untersucht sie im "leap in time lab" in Darmstadt das Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine in der Arbeitswelt:
Die Wissenschaftlerin geht davon aus, dass die Künstliche Intelligenz (KI) in einer Weise kommen wird, wie wir sie heute noch gar nicht antizipieren können. "Die Potenziale von KI im Gesundheitswesen gehen deutlich über den Einsatz in Abrechnungssystemen hinaus", sagt Stock-Homburg beim eHealth-Kongress 2021 in Frankfurt am Main (#eHealthFFM21). In Deutschland seien wir in der sogenannten "technischen Ausrichtung der KI bereits sehr weit" - also, wenn KI über Datenstrukturen bestimmte Muster erkenne.
Im Gesundheitswesen sind bereits solche einfachen KI-Anwendungen etwa bei der Patientenberatung (z. B. automatisierte Antworten eines Chat-Bots auf bestimmte Fragen), in der Patientenversorgung (z. B. Pflegeroboter), bei der Dokumentation oder der Diagnose im Einsatz. KI werde mit solchen unterstützenden Anwendungen zur dritten Hand im Gesundheitswesen.
Laut Stock-Homburg warten wir jetzt auf den nächsten großen technologischen Durchbruch, die sogenannte "starke KI". Dabei solle KI selbst KI entwickeln können und automatisiert eigene Algorithmen herstellen, um sich selbst beispielsweise in der Analyse von Diagnosedaten zu verbessern. Daraus leite sich für das Gesundheitswesen ein immenses Potenzial ab, so Stock-Homburg.
Neugierde und Spontanität
Um die Innovationen im Gesundheitswesen überhaupt vorantreiben und nutzen zu können, "brauchen wir Neugierde und Menschen, die bereit sind mitzudenken, spontan zu reagieren und sich zu verändern", sagt Stock-Homburg. Im Gesundheitswesen hält sie es für bedeutsam, dass beispielsweise Ärzte als "Lead-User" agieren. Als Vorreiter, die neugierig bleiben und bereit sind, Entwicklungen auszuprobieren.
"Die eigene Arbeitsweise ständig zu hinterfragen und zu verändern, werden in unserer künftigen Arbeitswelt wichtige Skills sein", sagt die Forscherin. Das bedeute auch, dass sich die Tätigkeiten in der Arbeitswelt verändern. Künftig gehe es viel mehr darum strategische Arbeit vom Menschen umsetzen zu lassen, weniger repetitive Tätigkeiten. Strategisches Arbeiten erfordere zutiefst menschliche Eigenschaften wie Empathie, innovatives Denken und emotionale Intelligenz. "Das wird schließlich dazu führen, dass wir auch im Gesundheitswesen in der Summe mehr Menschen brauchen", sagt Stock-Homburg.