Kardio-CT und -MRT als zusätzliche Optionen in der Herzdiagnostik
Interview aus Hessen
Bei Verdacht auf eine Erkrankung des Herzens oder der Herzkranzgefäße ist oft eine Herzkatheter-Untersuchung das Mittel der Wahl. Eine schonendere Möglichkeit, um eine Herzkrankheit ebenso präzise und verlässlich zu diagnostizieren, ist eine Computertomographie (CT) bzw. eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Herzens.
Durch einen besonderen Versorgungsvertrag, den die Techniker Krankenkasse (TK) und das Herzzentrum der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim geschlossen haben, können Versicherte der Techniker Krankenkasse mit Verdacht auf eine Koronare Herzkrankheit jetzt von dieser modernen Untersuchungsmethode profitieren. Wir haben mit Professor Samuel Sossalla, Direktor der Abteilung Kardiologie der Kerckhoff-Klinik, sowie mit Privatdozent Andreas Rolf, stellvertretender Direktor der Abteilung Kardiologie der Kerckhoff-Klinik über die Vorteile und Einsatzmöglichkeiten der Kardio-CT und -MRT gesprochen.
TK: Inwiefern profitieren Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf eine koronare Herzerkrankung durch den neuen Versorgungsvertrag?
Prof. Samuel Sossalla: Der Vertrag richtet sich an Patientinnen und Patienten mit unklaren Brustschmerzen, bei denen der Verdacht auf Engstellen der Herzkranzgefäße besteht. Bei vielen Patientinnen und Patienten liegt die Ursache dieser Brustschmerzen aber außerhalb des Herzens. Daher empfehlen die Leitlinien vor der invasiven Diagnostik im Herzkatheterlabor zunächst eine Koronar-CT, um auszuschließen, dass die Ursache der Beschwerden außerhalb des Herzens verortet ist. Vielen dieser Patientinnen und Patienten kann mit Hilfe der Kardio-CT eine Herzkatheter Untersuchung erspart werden. Die Untersuchung ist schonend und kommt mit einer sehr geringen Strahlendosis aus.
Vielen dieser Patientinnen und Patienten kann mit Hilfe des Cardio-CT eine Herzkatheter Untersuchung erspart werden.
Andere Patientinnen und Patienten, bei denen eine koronare Herzerkrankung (KHK) bereits diagnostiziert wurde und die erneut über Beschwerden klagen, die nicht ganz so typisch sind wie bei deren erstmaligem Auftreten, können wir mit Hilfe der Kardio-MRT untersuchen. Im Anschluss kann, je nach Befund, weiter behandelt werden oder ein Kathetereingriff notwendig werden.
TK: Was kann die Kardio-CT gegenüber einer klassischen Herzkatheter-Untersuchung leisten und wo liegen ihre Vorteile?
Prof. Sossalla: Ein wesentlicher Vorteil liegt in der Prävention. Selbst wenn wir relevante Engstellen ausschließen können, zeigt die Koronar-CT die Ablagerungen an den Wänden der Herzkranzgefäße, die sogenannten Plaques. Auf diese Weise können wir mit einer nicht-invasiven Untersuchung, die zudem auch sehr schnell durchgeführt werden kann, diejenigen Patientinnen und Patienten identifizieren, die zwar keine relevanten Engstellen haben, die aber von einer medikamentösen Behandlung mit Aspirin und Cholesterinsenkern profitieren würden.
TK: Wann setzen Sie die Kardio-MRT für die Diagnostik ein?
Privatdozent Andreas Rolf: Die Kardio-MRT wird eher für Patientinnen und Patienten angewandt, die schon einmal eine Engstelle hatten. In diesen Fällen wollen wir per Kardio-MRT feststellen, ob neue Engstellen aufgetreten sind. Wir untersuchen aber auch Patientinnen und Patienten, bei denen die Pumpleistung des Herzens eingeschränkt ist. Ein MRT kann klären, ob dies etwa auf einen Herzinfarkt zurückzuführen ist oder ob andere Ursachen vorliegen.
Ein Vorteil der heutigen modernen MRT-Geräte ist: Sie sind so gestaltet, dass die wenigsten Patientinnen und Patienten Probleme mit der Enge im Gerät bekommen, Platzangst spielt also kaum noch eine Rolle. Zudem sind die Untersuchungszeiten heute deutlicher kürzer.
TK: In welchen Fällen werden Sie künftig eine klassische Herzkatheter-Untersuchung durchführen?
Prof. Sossalla: Denjenigen Patientinnen und Patienten, bei denen wir keine Veränderungen der Herzkranzgefäße feststellen können, bleibt künftig ein invasiver Kathetereingriff erspart. Bei einem anderen Teil der untersuchten Patientinnen und Patienten werden wir aber auch weiterhin Engstellen finden. Bei ihnen können wir dann gezielt eine Herzkatheteruntersuchung durchführen, um die Engstelle schonend aufzudehnen und mit einem Stent zu stabilisieren.
TK: Nutzen Sie bei den radiologischen Untersuchungen bereits Künstliche Intelligenz zur Unterstützung der Befundung und welche Erfahrungen machen Sie damit?
Privatdozent Andreas Rolf: Künstliche Intelligenz setzen wir vor allen Dingen in der MRT-Diagnostik ein.
Künstliche Intelligenz setzen wir vor allen Dingen in der MRT-Diagnostik ein.
Nach der Untersuchung können mit Hilfe der KI alle anatomischen Strukturen des Herzens erfasst werden. So kann bis auf den Milliliter genau die Herzgröße und das Schlagvolumen bestimmt werden, so dass die MRT-Diagnostik in Zusammenhang mit KI das genaueste Verfahren zur Quantifizierung der Herzfunktion ist.