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Lästige Gewohn­heiten loswerden

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So einfach geht´s: Befreien Sie sich von stressbedingten schlechten Gewohnheiten. 

Schritt für Schritt-Anleitung gegen das Kauen und Pulen an den Fingernägeln

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Gewohn­heiten ändern

So werden Sie das Nägelkauen los: Eine detaillierte Anleitung führt Sie Schritt für Schritt durch die Methode.

Etwa jeder sechste Erwachsene kaut oder pult an den Nägeln, Kinder und Jugendliche sogar noch deutlich häufiger - vor allem unter Stress. Manche nagen sich die Nägel bis aufs Nagelbett ab. Andere knibbeln mit den Fingern an ihrer Nagelhaut, bis sie reißt. Nicht selten entzünden sich die Wunden. Das tut weh - doch der Drang zu Pulen oder zum Nagelkauen scheint unüberwindbar. So bleibt es bei eingerissenen, wunden Nagelhäuten und abgekauten oder absichtlich kurz gehaltenen Nägeln - oft jahrzehntelang.

Jetzt gibt es Abhilfe: eine einfache Selbsthilfe-Methode, mit der man sich in kurzer Zeit vom Nägelkauen und -pulen und von anderen lästigen Gewohnheiten befreien kann - die "Entkopplung". Erfunden hat sie der Hamburger Neuropsychologe Professor Steffen Moritz. Im TK-GesundheitsCoach bietet sie jetzt Linderung gegen diese längst automatisierten Folgen von Stress und zeigt, wie man selbst aktiv werden kann, um damit fertigzuwerden. 

Moritz erforscht am Universitätsklinikum Eppendorf Hamburg, wie sich ungünstige Gewohnheiten im Denken und Verhalten wirkungsvoll ändern lassen - zum Beispiel das Kauen an den Fingernägeln oder andere Störungen der Impulskontrolle. Die von ihm entwickelte Selbsthilfetechnik gegen dieses Laster nannte er "Entkopplungsbehandlung". Sie ist abgeleitet von einer etablierten, wirksamen verhaltenstherapeutischen Behandlungsmethode, der Habit Reversal Therapy, und auch gegen das Pulen an den Fingernägeln und das Ausreißen von Haaren wirksam.

Studien zeigen: Mit der Entkopplungsmethode können Sie Ihre lästige Gewohnheit in kurzer Zeit stark vermindern oder ganz loswerden - ganz in Eigenregie.

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So funktioniert die Methode

Bei der Entkopplungsmethode schauen Sie sich zuerst genau an, was Sie eigentlich beim Fingernägelkauen oder -pulen tun. Dann finden Sie heraus, wie Sie die zentrale Bewegung, die zum Kauen oder Pulen führt, in eine andere, ungefährliche Richtung umlenken können.

Statt die Hand zum Mund zu führen und an einem Nagel zu kauen, fassen Sie sich zum Beispiel ans Ohr. Statt mit einem Finger die Nagelhaut einzureißen oder zu rubbeln, reiben Sie mit Ihrer Fingerkuppe den Daumennagel oder lassen den Finger nach vorne schnellen.

Das bedeutet: Sie ersetzenden schädlichen Teil des Bewegungsablaufs durch ein neues, unschädliches Verhalten. "Wichtig ist, dass Sie die Ablenkbewegung mit einer gewissen Beschleunigung ausführen. Das erleichtert es,  das alte Verhalten zu überschreiben," so Steffen Moritz. Den Anfang der Bewegung lassen Sie so, wie er ist.

Das alte Fehlverhalten wird in Sackgassen umgelenkt und auf diese Weise verlernt. Professor Steffen Moritz, Neuropsychologe

Die neue Bewegung üben Sie so lange regelmäßig, bis sie in Fleisch und Blut übergegangen ist. Das kann sehr schnell gehen; manchmal stellen sich Erfolge in wenigen Tagen ein.

Infos aus erster Hand

Ausführliche Infos zu dieser Methode und anderen Hilfen gegen Impulskontrollstörungen gibt´s auch auch hier  - direkt von Prof. Steffen Moritz und seinem Team: tricks-gegen-ticks.de

Selbst betroffen

Entdeckt hat Moritz diese Methode, weil er selber betroffen war. "Mit 35 Jahren hab ich noch an den Nägeln gekaut. Als Psychologe war mir das einfach peinlich. Ich wollte nicht, dass Patienten denken, was will der eigentlich, der hat sich ja selber nicht im Griff", erzählt er. Er recherchierte, experimentierte, betrieb Literaturstudium und fand schließlich über die Habit Reversal Therapy die Entkopplungsbehandlung. "Da war viel Versuch und Irrtum dabei", so Moritz. "Doch am Ende bin ich damit sehr schnell mein Nagelkauen losgeworden."

Drei von vier Menschen, die die Entkopplung gegen Fingernägelkauen und -pulen anwenden, haben damit Erfolg. Stella Schmotz, Psychologin

Fingernägelkauen: Schlechte Gewohnheit statt seelischer Störung

Viele Betroffene  schämen sich , dass sie ihr Verhalten nicht in den Griff bekommen, und glauben, mit ihnen sei etwas nicht Ordnung. Steffen Moritz stellt klar: "In den meisten Fällen handelt es sich beim Nägelkauen und -pulen um eine fest eingeschliffene Gewohnheit. Durch die ständige Wiederholung hat sich das Verhalten automatisiert.  Man hat es sich irgendwann angewöhnt, oft in einer Zeit der Belastung, und kann dann nicht mehr davon lassen. Es steht also nicht bei jedem ein schwerwiegendes psychisches Problem dahinter."

Nägelkauen ist vor allem bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitet. Eine polnische Studie aus dem Jahr 2014 berichtet davon, dass fast jedes zweite Kind eine Zeitlang an seinen Fingernägeln kaut. Andere Studien schätzen, dass 20 bis 30 Prozent der Kinder und Jugendliche betroffen sind. Meist enden diese Gewohnheiten mit dem Ende der Kindheit. Doch etwa 15 Prozent kauen auch als Erwachsene noch an den Nägeln, so die polnische Studie. Nägelkauen und Pulen kommen häufig zusammen vor.

Warum die Methode funktioniert, auch das wird derzeit erforscht. Steffen Moritz erklärt ihre Wirkungsweise so: "Man schafft einen neuen "Verhaltenspfad", der mit dem alten Pfad interferiert. Das Verhalten wird dadurch irritiert. Die Hand weiß einen kurzen Moment nicht, was sie machen soll. Dadurch wird das automatische Verhalten bewusster, und man kann mit der neuen Verhaltensweise gegensteuern."

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Wann die Entkopplung besonders gut hilft

Die Psychologin Stella Schmotz aus dem Team um Professor Moritz untersucht in ihrer Masterarbeit, bei welchen Personen und Störungen die Methode besonders gut wirkt.

Einige Erkenntnisse gibt es bereits: Die Methode ist besonders wirksam bei Menschen, die aus reiner Gewohnheit und mit klar definierten, immer wiederkehrenden Bewegungen an ihren Nägeln kauen oder pulen und die dieses Verhalten gern los wären. Bei Störungen, bei denen die Bewegungen sehr vielfältig, etwa beim "Skin Picking", ist die Ursprungsform der Habit Reversal Therapy erfolgreicher als die Entkopplungsbehandlung.