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Medizinisches Wissen ändert sich mit hoher Geschwindigkeit, dies gilt auch für Osteoporose. Fachleute fassen den aktuellen Stand des Wissens zu einem Krankheitsbild wie z. B. Osteoporose in sogenannten Leitlinien zusammen. Eine der wichtigsten Neuerungen der gerade aktualisierten Version zur Osteoporose betrifft das individuelle Risiko für Knochenbrüche und wie es berechnet wird. Neu ist auch, ab welchem Risiko eine medikamentöse Therapie empfohlen werden sollte. Diese öffentlich zugängliche Leitlinie stellt eine wichtige Quelle für Informationen dar, für Fachkräfte und ebenso für Betroffene.

Wichtig zu wissen: Nach der neuen Leitlinie Osteoporose wirkt sich die Einnahme von Cortison mit Blick auf Knochenbrüche stärker aus als bisher gedacht. Wer beispielsweise aufgrund von Rheuma mehr als 3 Monate täglich 7,5 mg Kortison und mehr einnehmen muss, sollte sich regelmäßig auf Osteoporose untersuchen lassen und schneller zu knochenaufbauenden Medikamenten greifen.

Neuer Algorithmus: Individuelles Risiko für Knochenbrüche berechnen

Wie hoch oder niedrig das Risiko für Knochenbrüche bei Osteoporose ausfällt, ist individuell sehr verschieden und nicht nur vom Alter abhängig. Damit sich Ärztinnen und Ärzte sowie Betroffene besser orientieren können, wird immer ein individuelles Gesamtrisiko anhand aller Risikofaktoren berechnet. Zahlreiche Faktoren wie zum Beispiel Geschlecht, Lebensstil, Begleiterkrankungen wie Rheuma oder Krebs und zusätzlich die Werte der sogenannten DXA-Messung (Knochendichtemessung) an der Hüfte gehen in diese Kalkulation mit ein.

Neu: Der bisherige Algorithmus des Risikorechners wurde nun um über 100 Risikofaktoren erweitert, die nach strengen Kriterien geprüft wurden. Berücksichtigt werden jetzt zum Beispiel entzündliche-rheumatische Erkrankungen wie zum Beispiel rheumatoide Arthritis und die Einnahme von Kortison. Statt der bisher üblichen Kalkulation eines 10-Jahres-Risikos kann mit dem neuen Risikorechner nun ein kürzerer Zeitraum von 3 Jahren berechnet werden.

Schnell berechnet

Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) hat zu dem Risikorechner eine App entwickelt. Über digitale Geräte wie das Smartphone oder Tablet können Ärztinnen, Ärzte, Pflegekräfte, aber auch interessierte Laien mit Hilfe der App unkompliziert berechnen, wie hoch das Risiko ausfällt, innerhalb der nächsten 3 Jahre einen Osteoporose- bedingten Knochenbruch zu erleiden. Die Daten basieren auf der neuen Version der S3-Leitlinie Osteoporose.

Die App findet sich im App Store oder Google Play Store unter dem Namen "Osteoporose Risiko Wissen". Sie ersetzt allerdings weder eine ärztliche Untersuchung und Beratung noch die patientenindividuelle Risikoermittlung. Sie gibt auch keine Hinweise, wie das mit der App abgeschätzte Frakturrisiko zu bewerten ist und welche diagnostischen und therapeutischen Schritte laut Leitlinie unternommen werden sollten.

Basiswissen: Was sind Leitlinien?

Bis neue Erkenntnisse aus der Forschung in der Praxis ankommen, kann viel Zeit vergehen. Damit die medizinische Versorgung in Deutschland dennoch auf einem hohen Niveau bleibt, gibt es so genannte "Leitlinien", die auf spezielle Erkrankungen und besondere Themen ausgerichtet sind und neueste Erkenntnisse aufgreifen. Dazu gehört die S3-Leitlinie Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern ab dem 50. Lebensjahr. Leitlinien werden überwacht und "gepflegt".  Das bedeutet, eine Gruppe aus Fachleuten für die jeweilige Krankheit überarbeitet und aktualisiert sie in regelmäßigen Abständen.

Das bedeutet für Sie: Leitlinien unterstützen Ärztinnen und Ärzte bei der Behandlung von Betroffenen. Sie richten sich aber auch an die Patientinnen und Patienten und sind im Internet offen zugänglich. Nutzen Sie diese Chance und informieren Sie sich über neue Entwicklungen, die Ihre Osteoporose betreffen.

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