Gehirnmetastasen stoppen: Neuer Wirkstoff entdeckt
Eine österreichische Studie der MedUni Wien zeigte, dass sich Gehirnmetastasen bei einem HER2-positiven Brustkrebs durch die Therapie mit einem Kombinationswirkstoff teilweise oder sogar ganz zurückbilden. Diese erfreulichen Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht.
Brustkrebs wird als "HER2-positiv" bezeichnet, wenn das Tumorgewebe hohe Mengen des sogenannten "HER2-Rezeptors" enthält. Mit Hilfe dieses Eiweißbausteins auf der Oberfläche einer Brustkrebszelle können körpereigene Wachstumsfaktoren an der Zelle landen und von dort das Wachstum anregen.
Das Wachstum stoppen, die Krebszelle abtöten
Kommen diese speziellen Rezeptoren für Wachstumsfaktoren häufig vor, kann dies den Verlauf von Brustkrebs ungünstig beeinflussen. Frauen mit dieser Form von Brustkrebs hatten bis vor ein paar Jahren eine schlechte Prognose, aber dies hat sich durch moderne Immuntherapien wie Trastuzumab-Deruxtecan (T-Dxd) zum Glück geändert.
T-Dxd besteht aus 2 Komponenten: Der Wirkstoff Trastuzumab blockiert als Antikörper die Bindungsstelle des HER2-Rezeptors an den Brustkrebszellen. Auf diese Weise haben wachstumsanregende Faktoren keine Chance mehr. Deruxtecan ist ein Mittel zur Chemotherapie. In diesem neuen Medikament bindet es sich an den Antikörper und gelangt so zielgenau zu den Tumorzellen und kann sie abtöten.
Die Zulassung erhielt dieser Kombinationswirkstoff erstmals im Januar 2021 für Frauen und Männer bei fortgeschrittenem HER2-positivem Brustkrebs, der Metastasen gebildet hat oder nicht mehr operabel ist sowie nach zwei erfolglosen Behandlungen.
Wichtig zu wissen: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat die Vor- und Nachteile der Behandlung im Auftrag der Bundesregierung 2022 umfangreich geprüft. Seitdem darf T-Dxd jetzt offiziell schon verordnet werden, wenn die Betroffenen nur eine gegen HER2 gerichtete Behandlung erhalten haben. Vor allem Frauen unter 65 Jahren profitieren laut Bericht des IQWiG von dieser neuen Therapie.
Österreichische Studie: Gehirnmetastasen medikamentös behandeln
Bislang lagen keine Studien vor, ob die neue Therapie mit T-Dxd auch bei Gehirnmetastasen wirksam ist. Forschende der Universitätskliniken Wien prüften in Zusammenarbeit mit Radiologen erstmals die Wirkung auf Gehirnmetastasen.
Ergebnis: Bei 73,3 Prozent ließen sich die Metastasen deutlich verkleinern und bei 2 der 15 Untersuchten waren sie nach der Behandlung nicht mehr nachweisbar. Die Therapie beeinflusste weder die Gehirnfunktion noch die Lebensqualität und war insofern gut verträglich.
Fazit: Experten der MedUni Wien geben grünes Licht zum klinischen Einsatz in onkologischen Spezialeinheiten. Weitere Studien folgen, da die bisherige Anzahl der Teilnehmenden gering war. Aber die Forschenden bewerteten die Ergebnisse als überaus positiv.
Das bedeutet für Sie: Der Wirkstoff T-Dxd wird bisher meist als Infusion gegeben, die zu Beginn einmalig 90 Minuten dauert. Wird sie gut vertragen, kann die Zeit pro Infusion auf 30 Minuten verkürzt werden und die Infusion alle 3 Wochen verabreicht werden. Wägen Sie in Ruhe gemeinsam mit Ihren behandelnden Therapeutinnen und Therapeuten ab, welche der möglichen Nebenwirkungen des neuen Medikamentes Sie mit der Aussicht auf die Vorteile der Behandlung akzeptieren könnten. Machen Sie sich klar, dass fortschrittliche Therapien kein "Muss" sind, sondern eine Möglichkeit für Therapiealternativen.