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Kleine und größere Aloe-Vera-Pflanzen stehen heute auch in Deutschland auf vielen Fensterbänken. Ursprünglich wächst Aloe Vera in heißem, trockenem Klima, denn sie ähnelt einem Kaktus. In den Ländern Südamerikas wird sie mittlerweile in großen Plantagen angebaut, denn die Liste der Krankheiten, die angeblich auf eine Behandlung mit Aloe Vera ansprechen, ist lang. Wenn man der Werbung glaubt, soll die Pflanze als Saft, Kapsel, Nasenspray oder Gel, nicht nur die Haut pflegen, sondern auch Krankheiten von Asthma bis Krebs heilen.

Aloehaltige Mundspülung während der Chemotherapie: In einer hochwertigen Studie von 2016 untersuchten Forschende, wie sich das dreimal tägliche Mundspülen auf den Schweregrad einer entzündeten Mundschleimhaut nach Chemotherapie auswirkt und die damit verbundenen Schmerzen. Ergebnis: Schon nach drei Tagen zeigte sich ein deutlicher Unterschied zur Vergleichsgruppe mit einer Standardspülung. Da keine Nebenwirkungen auftraten, können Sie nach ärztlicher Rücksprache eine solche Mundspülung ausprobieren. 

Keine Vorbeugung bei Strahlentherapie: Zwei ärztliche Krebs-Leitlinien (Supportivtherapie und Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen) sprechen sich aufgrund der unklaren Studienlage und den aufgetretenen Nebenwirkungen gegen aloehaltige Cremes, Lotionen oder Gele aus, um einer Hautentzündung durch Bestrahlung vorzubeugen.

Aloe Vera - Pro & Kontra

Offiziell dürfen Hersteller nicht mit positiven Wirkungen von Produkten mit Aloe Vera, wie beispielsweise Nahrungsergänzungsmittel, werben. Trotz mehrerer Anträge bei der Europäischen Union wurde bislang keine Erlaubnis für diese Werbeversprechen (Health claims) erteilt. Vorsicht ist deshalb vor allem beim Direktvertrieb von Produkten im Internet ratsam, denn das Marketing hält sich oft nicht an diese EU-Vorgaben. 

Dennoch gibt es Studien, die bei bestimmten therapiebedingten Nebenwirkungen, wie einer entzündeten Mundschleimhaut während der Chemotherapie, zu einem positiven Resultat kommen und das hat einen Grund.

Blatt, Rinde oder Mark macht den Unterschied

Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) prüfte sorgfältig, wie sicher und zugleich hilfreich Präparate aus Aloe-Vera-Pflanzen wirken. Die Auswertung aller derzeit verfügbaren Studien zu dieser Frage kam zu einem interessanten Ergebnis.

Die in vielen Arten von Aloe Vera vor allem in ungeschälten Blättern vorkommenden Inhaltsstoffe aus der Gruppe der "Hydroxyanthracen-Derivate" (zum Beispiel Emodin, Aloeemodin und Danthron) zählen zu den pflanzlichen Substanzen, die im Tierversuch und wahrscheinlich auch beim Menschen Krebs auslösen können und giftig sind. 

Anders sieht es mit dem inneren Mark der Blätter aus. Um in heißen Regionen zu überleben, speichert Aloe Vera möglichst viel Wasser im Inneren der Blätter. Dieses Gel enthält keine giftigen Substanzen und ist in der äußerlichen Anwendung als sicher eingestuft. Zudem gilt es laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als sicheres Lebensmittel.

Dieser Wasserspeicher, also das Blattmark oder Gel, ist nicht zu verwechseln mit dem Blattsaft der Pflanze (Latex), der sich direkt unter der Haut der Blätter befindet und ebenfalls giftige Hydroxyanthracen-Derivate enthält.

Unser Tipp: Wer eine Aloe-Vera-Pflanze besitzt, kommt vielleicht auf die Idee, das innere Mark der Blätter - ein Gel ohne die krebserregenden Inhaltsstoffe - zu verwenden. Laut Verbraucherzentralen kommt es aber selbst beim sorgfältigen Schälen der Blätter immer wieder zu einer Verunreinigung des Gels mit diesen toxischen Substanzen. In diesem Fall ist es ratsamer, ein zertifiziertes Gel-Präparat zu erwerben.

Vorsicht beim Kauf von Aloe-Vera-Produkten

Damit Sie nicht unnötig Geld ausgeben, sollten Sie auf Produkte verzichten, deren Wirksamkeit nicht belegt ist. Um die Aufnahme von giftigen Substanzen der Aloe Vera-Pflanze zu vermeiden, kaufen Sie keine Präparate, die aus dem ganzen Blatt der Aloe Vera hergestellt wurden. Obwohl das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und Verbraucherzentralen ausdrücklich vor Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln mit ungeschälten Blättern und diesen giftigen Inhaltsstoffen warnt, gelangen weiterhin Produkte damit auf den Markt. 

  • Kaufen Sie keinerlei Produkte, die aus ungeschälten Aloe-Blättern hergestellt sind. 

  • Verzichten Sie darauf, anders als in manchen YouTube-Tutorials empfohlen wird, die Blätter einer Aloe-Pflanze beispielsweise für einen Smoothie oder als Saft zu verwenden.