Therapieoptionen bei Heuschnupfen (2/4)
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Um Ihre Beschwerden bei Heuschnupfen in den Griff zu bekommen, sollten Sie den Kontakt mit Pollen reduzieren. Zusätzlich können Medikamente helfen, Ihre Symptome zu lindern: Sie dämpfen die überschießende Reaktion Ihres Immunsystems.
Wenn rundherum alles blüht, lautet die Devise für Sie als Allergiker: Pollen meiden!
Tragen Sie dazu bei, Ihr Immunsystem zu entlasten:
- Legen Sie Ihre draußen getragene Kleidung fern von Ihrem Schlafzimmer ab.
- Waschen Sie Ihre Haare, bevor Sie zu Bett gehen, wenn Sie im Freien waren.
- Schlafen Sie möglichst bei geschlossenem Fenster oder nutzen Sie Pollenschutzgitter.
- Lüften Sie nur kurz und möglichst am späten Vormittag oder nach einem Regenguss: Dann ist die Pollenbelastung am geringsten.
Informieren Sie sich über Pollenflugzeiten - zum Beispiel mit der TK-App "Husteblume" . Die App zeigt Ihnen unter anderem Ihre individuelle Pollenbelastung an. Außerdem gibt sie Hinweise, wann Sie sinnvollerweise welche Dosis Medikamente einnehmen sollten.
Viele antiallergische Wirkstoffe erhalten Sie freiverkäuflich in der Apotheke in Tablettenform, als Nasenspray oder Augentropfen.
Die meisten Medikamente lindern Ihre Beschwerden, indem sie die Wirkung von Histamin unterdrücken - diesen Entzündungsbotenstoff setzen Abwehrzellen Ihres Immunsystems bei Kontakt mit Allergenen frei. Sogenannte Antihistaminika wirken im Akutfall. Sie sind als Nasenspray, Augentropfen und in Tablettenform in der Apotheke erhältlich. Sogenannte Chromone wirken präventiv. Sie werden als Augentropfen oder Nasenspray angeboten. Als Kortikoide bezeichnen Mediziner Medikamente mit Kortison. Diesen Wirkstoff erhalten Sie in der Regel in Form von Nasensprays. Haben Sie starke Beschwerden, kann Ihr Arzt Ihnen Kortison in Tablettenform verschreiben. Bei den sogenannten Leukotrienrezeptor-Antagonisten (LTR) handelt es sich um Tabletten, die die Wirkung von Leukotrienen hemmen. Diese Stoffe spielen bei allergischen Reaktionen eine ähnliche Rolle wie Histamin. Nasenspray mit Ipratropiumbromid kann gegen eine laufende Nase helfen.
Behandlung mit Antihistaminika
H1-Antihistaminika-Tabletten
Wird Histamin bei Allergenkontakt freigesetzt, bindet es sich in Ihrem Körper an H1-Rezeptoren an verschiedenen Geweben. Der Entzündungsbotenstoff sendet so Signale aus, die Ihre Beschwerden verursachen. Antihistaminika blockieren diese Rezeptoren - die Symptome schwinden. H1-Antihistaminika stellen eine zweite Generation von Wirkstoffen dar, die als Mittel der Wahl gegen Heuschnupfenbeschwerden gelten. Zu den H1-Antihistaminika gehören beispielsweise rezeptfreie Wirkstoffe wie Cetirizin, Levocetirizin, Loratadin und Desloratadin. Wirkstoffe wie Ebastin, Fexofenadin und Rupatadin sind rezeptpflichtig. H1-Antihistaminika werden meist in Tablettenform angeboten. Sie wirken innerhalb einer Stunde und haben in der Regel kaum Nebenwirkungen. Ihre Vorgänger hingegen konnten zum Beispiel zu Müdigkeit führen oder die Wirkung anderer Arzneimittel verstärken.
Intranasale H1-Antihistaminika (Sprays)
H1-Antihistaminika gibt es als rezeptfreies Nasenspray mit Wirkstoffen wie Azelastin und Levocabastin. Die Sprays haben lokal an der Nase und den Nasenschleimhäuten die gleiche Wirkung wie H1-Antihistaminika in Tablettenform und wirken binnen 15 Minuten. Rufen die Tabletten bei Ihnen Müdigkeit hervor, könnte ein Spray eine Alternative darstellen. Sprechen Sie sich hierüber mit Ihrem Arzt ab.
H1-Antihistaminika für das Auge
Wenn Sie unter geröteten, juckenden oder tränenden Augen leiden, können Sie H1-Antihistaminika zwei- bis viermal täglich ins Auge tropfen. Die Wirkstoffe Azelastin oder Levocabastin erhalten Sie auch in Form von Augentropfen rezeptfrei.
Behandlung mit Cromonen
Sogenannte Cromone sind rezeptfreie, milde Arzneimittel, zu denen die Wirkstoffe Cromoglicinsäure und Nedocromil gehören. Cromone nehmen Sie vorbeugend ein - in der Regel beginnen Sie damit eine Woche vor dem ersten erwarteten Pollenflug. Die Wirkstoffe hemmen die Ausschüttung von Histamin durch die Mastzellen Ihres Immunsystems. Mediziner bezeichnen Cromone auch als Mastzell-Stabilisatoren. Diese bewirken außerdem, dass Ihre Körperabwehr weniger Entzündungsbotenstoffe bildet.
Nasenspray mit Cromonen
Cromone in Form von Nasensprays oder als Augentropfen, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Natriumcromoglicat, wirken lokal und sind daher in der Regel nebenwirkungsarm. Damit sie jedoch ausreichend wirken, müssen Sie das Spray viermal am Tag anwenden.
Behandlung mit Kortison (Kortikoide)
Kortikoide ähneln dem Hormon Kortison, das Ihr Körper selbst herstellt. Kortison bewirkt unter anderem, dass Ihr Immunsystem weniger Entzündungsbotenstoffe ausschüttet. Es unterdrückt zudem die Wirkung von bereits freigesetztem Histamin. Das Hormon wirkt abschwellend auf Schleimhäute und lindert deren Reizung. Die Tabletten wirken in der Regel nach wenigen Stunden. Nasensprays entfalten ihre volle Wirkung binnen 36 Stunden.
Nasensprays mit Kortison
Kortisonhaltige Nasensprays erkennen Sie an Wirkstoffen wie Beclometason, Fluticason oder Mometason. Niedrig dosierte Präparate erhalten Sie in der Apotheke ohne Rezept. Sie helfen gegen Nies- und Juckreiz sowie eine verstopfte oder laufende Nase. Als stark betroffener Pollenallergiker können Sie das Spray ein bis drei Tage vor dem erwarteten Pollenflug anwenden. In der Regel sprühen Sie es ein- bis zweimal täglich in beide Nasenlöcher und wenden es regelmäßig an, damit es wirkt. Die Behandlungsmethode gilt als risikoarm, da bereits eine geringe Dosis lokal wirkt.
Kortisontabletten
Leiden Sie unter hartnäckigen Beschwerden, kann Ihr Arzt Ihnen höher konzentrierte Kortisontabletten verschreiben. Die rezeptpflichtigen Wirkstoffe wie zum Beispiel Prednison oder Prednisolon nehmen Sie dann in der Regel bis zu sieben Tage lang ein. Die Tabletten sollten Sie nach längerer Einnahme langsam ausschleichen. Denn in diesem Fall haben Sie Ihre körpereigene Produktion von Kortison unterdrückt. An diese muss sich Ihr Körper nach dem Absetzen erst wieder gewöhnen.
Behandlung mit Leukotrienrezeptor-Antagonisten
Orale Leukotrienrezeptor-Antagonisten (LTR)
Sogenannte Leukotriene sind Stoffe, die ähnlich wie Histamin Entzündungen auslösen. LTR blockieren Rezeptoren an den Atemwegen, mit denen sich Leukotriene verbinden. Wenn Sie unter Heuschnupfen mit Asthma leiden, kann Ihr Arzt Ihnen die Tabletten verschreiben. Meist behandeln Ärzte auch Kinder und Jugendliche mit LTR. In Deutschland ist der Wirkstoff Montekulast zugelassen.
Tipp: Nasensprays richtig anwenden
- Schütteln Sie die Sprühflasche gut.
- Neigen Sie Ihren Kopf nach vorn, blicken Sie also zu Ihren Füßen herab.
- Für das linke Nasenloch die Sprühflasche in die rechte Hand nehmen, die Spitze der Sprühflasche in das linke Nasenloch einführen und gegen die Seite der Nasenwand sprühen; für das rechte Nasenloch verfahren Sie umgekehrt.
- Beim Sprühen ganz normal einatmen.
Vorsicht vor einem Gewöhnungseffekt ist bei sogenannten abschwellenden Nasensprays geboten: Wenden Sie Wirkstoffe wie Xylometazolin oder Oxymetazolin länger an, können sie Ihre Nasenschleimhäute stärker anschwellen lassen. Deswegen sollten Sie diese Sprays höchstens sieben Tage lang nutzen.
Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung)
Leiden Sie jedes Jahr unter heftigen Beschwerden, können Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt besprechen, ob eine
spezifische Immuntherapie
für Sie infrage kommt. Diese setzt an der Ursache Ihrer Beschwerden an. Durch die Therapie soll sich Ihr Körper nach und nach an das Allergen gewöhnen.