Rheuma bei Kindern? Juvenile idiopathische Arthritis
Rheuma trifft nur Ältere? Leider nicht. In Deutschland sind über 15.000 Kinder an der juvenilen idiopathischen Arthritis, kurz JIA, erkrankt. Eine umfassende Therapie unterstützt Ihr Kind und Sie als Familie bei dieser Herausforderung.
Jedes Kind bewegt sich mal ungern, das ist ganz normal. Doch wenn Ihr Kind oft - und besonders morgens - über steife Gelenke klagt, häufig Schmerzen hat und nicht aufstehen will, kann möglicherweise eine JIA dahinterstecken. Rheuma ist keine Alterskrankheit, sie kann auch junge Menschen treffen.
Bei einer JIA greift das Immunsystem die Gelenkinnenhaut an. Dort kommt es dann zu Entzündungen. Auch Sehnen, Bänder und Organe können betroffen sein. Die Erkrankung tritt vor dem 16. Lebensjahr auf und sollte konsequent behandelt werden, damit dauerhafte Schäden an den Gelenken vermieden und die jungen Patienten möglichst unbeschwert aufwachsen können.
Erste Anzeichen und Symptome - leidet mein Kind unter JIA?
Nach Ruhepausen hat Ihr Kind sogenannte Anlaufschmerzen: Die Gelenke sind geschwollen und viele Bewegungen sind schmerzhaft. Ihr Kind nimmt eine Schonhaltung ein, um Schmerzen zu vermeiden. Eventuell wirkt es ungeschickt, zum Beispiel beim Greifen oder Anziehen. Dies können Anzeichen für eine JIA sein. Wenn Sie diese Symptome bei Ihrem Kind beobachten, suchen Sie einen Arzt auf.
Der Arzt wird Sie ausführlich zum Verhalten und zu den Symptomen Ihres Kindes befragen. Anzeichen für ein oder mehrere entzündete Gelenke sind:
- Schonhaltung
- Bewegungseinschränkungen
- geschwollene beziehungsweise überwärmte Gelenke
- Hinken
- Morgensteifigkeit
Auch Laboruntersuchungen, Ultraschall und manchmal Kernspintomografie sowie Röntgenbilder helfen dabei, mögliche andere Erkrankungen, die zu Gelenkentzündungen führen, auszuschließen.
Formen der juvenilen idiopathischen Arthritis
- Die Hälfte aller Patienten leidet unter einer sogenannten Oligoarthritis. Hier sind ein bis maximal drei Gelenke betroffen. Die Erkrankung beginnt oft schon im Kleinkindalter. Eine häufige Begleiterkrankung ist die sogenannte Uveitis, bei der sich die Gefäßhaut des Auges entzünden kann. Daher sind auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt wichtig. So kann eine beginnende Uveitis frühzeitig erkannt und behandelt werden.
- Bei der Polyarthritis sind mehr als vier Gelenke betroffen. Finger- und Zehengelenke sowie große Gelenke, wie das Knie- oder Sprunggelenk, sind entzündet.
- Weitere JIA-Formen: Die systemische Arthritis geht oft mit Fieber einher. Eine Psoriasis Arthritis, auch Schuppenflechte genannt, äußert sich vornehmlich durch schuppig-entzündliche Hautentzündungen. Bei der seltenen Enthesitis-assoziierten Arthritis sind neben den Gelenken auch Sehnenansätze entzündet.
Therapiemöglichkeiten im Überblick
Der Facharzt stellt für Ihr Kind ein individuell abgestimmtes Therapiekonzept zusammen, je nach Schweregrad und Verlauf.
An erster Stelle steht die symptomatische Behandlung mit Medikamenten. Vor allem können Schmerzmittel, sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Glukokortikoide, einen schnellen Rückgang von Entzündungen bewirken. Schreitet die Erkrankung weiter voran, ist eine sogenannte Basistherapie sinnvoll. Diese Medikamente wirken über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Wochen und werden in Tablettenform eingenommen oder gespritzt. Weitere Medikamente sind sogenannte Biologika. Sie schwächen die Entzündungsreaktion ab, indem sie die Botenstoffe des Immunsystems blocken, die die Entzündungen auslösen.
Neben der medikamentösen Behandlung unterstützt in der Regel ein multiprofessionelles Behandlungsteam Ihr Kind. Physio- und Ergotherapie sind wichtige Bestandteile der Therapie. Sie können die Beweglichkeit Ihres Kindes verbessern und Schmerzen lindern. Außerdem tragen die gezielten Übungen dazu bei, die Beweglichkeit zu erhalten und Fehlstellungen vorzubeugen.
Ein chronisch krankes Kind und seine Familie sind zahlreichen Belastungen ausgesetzt. Daher ist eine psychologische und sozialpädagogische Mitbetreuung für die ganze Familie sinnvoll. Hier lernen Sie als Team, auftretende Probleme aktiv anzugehen und zu lösen. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, er kann Sie beraten und die Therapie gegebenenfalls nach Ihren individuellen Bedürfnissen ausrichten.
Wie Sie die Therapie unterstützen können:
- Bewegungsdrang fördern: Neben der Physio- und Ergotherapie kann Ihr Kind jede Art von Sport ausüben, die ihm guttut und Spaß macht. Herumtollen, Schwimmen und Laufen sind für Ihr Kind gesund. Fragen Sie Ihren Physiotherapeuten nach Übungen für zu Hause und machen Sie diese gemeinsam mit Ihrem Kind. Die Übungen können wesentlich zum Therapieerfolg beitragen, da sie die Muskeln stärken und die Beweglichkeit fördern.
- Ernährung: Vollkornprodukte, frisches Gemüse und Obst liefern Energie und helfen, Entzündungen zu reduzieren. Eine vollwertige Ernährung fördert auch ein gesundes Wachstum. Fleisch sollte nur ein- bis zweimal wöchentlich auf dem Speiseplan stehen. Vor allem fette Sorten enthalten sogenannte Arachidonsäure, die Entzündungen und damit Schmerzen fördern kann.
- Rat und Hilfe: Sie als Eltern sind mit Ihren Sorgen über die chronische Erkrankung Ihres Kindes nicht allein: Die Deutsche Rheuma-Liga steht Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Sie können sich bei regionalen Elternkreisen, am Rheumafoon oder über das Internet austauschen. Informieren Sie sich über folgende Links zu den verschiedenen Angeboten:
Wird mein Kind wieder gesund? Ursachen und Heilungschancen
Damit JIA gut behandelt werden kann, ist es wichtig, frühzeitig mit der Therapie zu beginnen. Eine individuell angepasste Behandlung kann helfen, die Entzündungsaktivität zu senken und weiteren Schüben sowie Komplikationen vorzubeugen.