Karies
Karies, auch "Zahnfäule" oder einfach "Loch im Zahn" genannt, ist die häufigste Zahnerkrankung. Bei der Entstehung von Karies spielen bestimmte Bakterien eine Rolle, die in der Mundhöhle vorkommen.
Eine große deutsche Studie von 1990 hat gezeigt, dass bei zwölfjährigen Kindern im Durchschnitt bereits zwei Zähne kariös sind oder wegen einer Karies behandelt werden mussten. Bei Erwachsenen sind im Durchschnitt 16 und bei Senioren 24 Zähne betroffen.
Karies tritt bevorzugt in Bereichen auf, die nicht oder nur schlecht mit der Zahnbürste erreicht werden können. Dazu zählen vor allem die Vertiefungen der Zähne auf den Kauflächen (Fissuren), die Zahnzwischenräume, Füllungs- und Kronenränder und bei älteren Menschen auch die Zahnwurzelbereiche.
Welche Faktoren begünstigen Karies?
Bei der Entstehung von Karies spielen vor allem die folgenden vier Faktoren eine Rolle: Bakterien, Zucker, Wirtsfaktoren (wie die Beschaffenheit von Zähnen und Speichel) und die Zeit. Werden Zahnbeläge über einen längeren Zeitraum nicht durch Zähneputzen entfernt, können die Bakterien aus dem in der Nahrung enthaltenen Zucker aggressive Säuren bilden.
Diese Säuren sind in der Lage, den Zahnschmelz "aufzuweichen" und so zum Entstehen von Karies beizutragen. In der Anfangsphase einer Karies ist noch kein Loch vorhanden. Der Zahnschmelz ist "entkalkt", was sich durch weißliche bis bräunliche Verfärbungen am Zahnschmelz äußert. In dieser Phase ist es noch möglich, die Entkalkung durch den Einsatz von hoch konzentrierten Fluoridlösungen aufzuhalten und die Karies in ihrem frühen Stadium zu "heilen".
Sind aber bereits Löcher aufgetreten, muss die aufgeweichte Zahnsubstanz ausgebohrt und durch eine Füllung versiegelt werden.
Was ist die tiefreichende Karies?
Reicht die Karies tief in den Zahn hinein, hat der Patient oftmals Schmerzen, da kein ausreichender Schutz mehr für den empfindlichen Zahnnerv besteht.
Mit einer Caries-profunda-Behandlung oder einer direkten Nervüberkappung kann der Zahnarzt auch einen so stark beschädigten Zahn noch versorgen. Der Zahn soll dabei zur Bildung von neuem Zahnbein, dem sogenannten Reizdentin, angeregt werden und damit den entstandenen Schaden zumindest teilweise selbst reparieren.
Der Eingriff bei tiefreichender Karies
Der Zahnarzt entfernt bei dieser Behandlung äußerst vorsichtig möglichst viel des durch Karies erkrankten Gewebes, nach Möglichkeit ohne dabei den Nerv zu öffnen. Die nervnahen Bereiche des Zahnbeins werden dann mit einem speziellen Medikament abgedeckt und der Zahn mit einem dichten Füllungsmaterial verschlossen. Nach einer Wartezeit von drei bis sechs Monaten wird der Zahn wieder eröffnet, das restliche kariöse Gewebe entfernt und der Zahn endgültig versorgt.
Ist Karies erblich?
Karies ist nicht erblich, wohl aber eine gewisse Bereitschaft (Disposition) dazu. Hier spielen die Speichelzusammensetzung, die Bakterienflora, aber auch schlechten Nahrungs- und Putzgewohnheiten eine Rolle. Einen gewissen Einfluss auf die Schwere und den Verlauf der Erkrankung hat auch das Immunsystem.
Wie kann man Karies vermeiden?
Für einen wirkungsvollen Kariesschutz sind fünf Faktoren besonders wichtig. Diese sind auch Teil der aktuellen Leitlinien zur Kariesprophylaxe:
- Zähneputzen: Durch regelmäßiges Zähneputzen werden schädliche Zahnbeläge entfernt. Es wird empfohlen, die Zähne mindestens zweimal am Tag mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta zu putzen. Dabei ist es wichtig, alle Zahnflächen gründlich zu säubern. Säuberungshilfen wie Zahnseide, Zahnzwischenraumbürsten oder spezielle medizinische Zahnstocher ergänzen das Putzen mit der Zahnbürste besonders effektiv. Mundspülungen pflegen aufgrund ihrer Inhaltsstoffe vor allem das Zahnfleisch und beugen somit Zahnfleischentzündungen vor. Sie können das Zähneputzen aber nicht ersetzen und sind für Kinder meist ungeeignet. Von der regelmäßigen Verwendung antibakterieller Mundspüllösungen wird allerdings überwiegend abgeraten: Sie können die natürliche Zusammensetzung der Bakterien in der Mundhöhle negativ beeinflussen.
- Ernährungsgewohnheiten: Zuckerhaltige Speisen, aber auch "versteckter" Zucker in unserer täglichen Nahrung erhöhen das Risiko, an Karies zu erkranken. Dabei ist es entscheidend, wie lange der Zucker im Mund bleibt. Je länger die Speisen an den Zähnen haften können (wie zum Beispiel klebrige Süßigkeiten) und je häufiger dem Körper über den Tag verteilt Süßes zugeführt wird (zum Beispiel durch süße Zwischenmahlzeiten), desto eher haben die Bakterien der Mundhöhle Zeit, Zucker in schädliche Säuren umzuwandeln.
- Zuckerfreies Kaugummi: Mit einfachen Mitteln wie Kaugummikauen - insbesondere nach dem Essen oder Trinken tagsüber - ist es möglich, die Zahn- und Mundgesundheit bei Erwachsenen und Kindern über sechs Jahre zu verbessern. Zuckerfreie Kaugummis unterstützen die Zahnpflege, weil sie den Speichelfluss anregen. Dadurch werden schädliche Säuren schneller neutralisiert.
- Fluoridierung: Fluorid hemmt die säurebedingte Entkalkung des Zahnschmelzes und wirkt so dem Entstehen von Löchern entgegen. Die meisten Zahnpasten enthalten genug Fluorid, um bei regelmäßiger Anwendung einen ausreichenden Kariesschutz zu bieten.
- Regelmäßige zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen: Um Karies bereits im Frühstadium erkennen und rechtzeitig behandeln zu können, sind regelmäßige zahnärztliche Kontrolluntersuchungen nötig. Erwachsene sollten daher zweimal jährlich zur Vorsorgeuntersuchung gehen.