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Meist entwickelt sich eine Alkoholische Kleinhirndegeneration als Folgeerkrankung schädlichen Alkoholgebrauchs. Sie kann innerhalb weniger Wochen, aber auch nach langem chronischem Konsum auftreten. Je früher eine Alkoholikerin oder ein Alkoholiker aufhört zu trinken, umso größer ist die Chance, dass sich die Beschwerden bessern. Bei chronischem Alkoholmissbrauch kann das Kleinhirn allerdings dauerhaft schrumpfen.

Vitamin-B1-Mangel begünstigt Kleinhirnschwund

Bei alkoholabhängigen Personen können mehrere Faktoren zum Absterben von Nervenzellen (Neuronen) im Kleinhirn beitragen: 

  • Nervenzellen benötigen Vitamin B1 (Thiamin) zur Energiegewinnung. Fehlt es, nehmen die Zellen Schaden. 
  • Auf dem Weg durch den Verdauungstrakt kann der Alkohol (Ethanol) die Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts schädigen, sodass der Körper weniger Vitamin B1 aufnehmen kann. 
  • Über den Dünndarm gelangt der Alkohol in die Blutbahn und überwindet zusammen mit seinem Hauptabbauprodukt Acetaldehyd auch die Bluthirnschranke. So können die Zellgifte im Gehirn Neuronen zerstören. 
  • Alkohol wird in der Leber zunächst in Acetaldehyd abgebaut. Zu große Mengen davon schädigen die Zellfunktionen der Leber. Ist das Organ geschwächt, kann es oft kein Vitamin B1 mehr speichern. 
  • Viele Alkoholabhängige entwickeln zudem Ernährungsgewohnheiten, die Mangelerscheinungen begünstigen. 

Symptome des Kleinhirnschwunds

Die Zellschäden im Gehirn zeigen sich anhand folgender Beschwerden: 

  • Fahrige, unkoordinierte Bewegungen 
  • Probleme, gegensätzliche Bewegungen auszuführen (Bewegungen in verschiedene Richtungen)
  • Zittern bei gezielten Bewegungen, zum Beispiel beim Versuch, ein Glas zu greifen (Intentionstremor), oder ein unleserliches, verzittertes Schriftbild
  • Schlaffe Muskulatur, da die Muskelspannung gestört ist
  • Im späteren Verlauf können Sprech- und Sprachstörungen sowie abgehacktes Sprechen auftreten.

Aufgaben des Kleinhirns 

Das Kleinhirn sorgt für die Feinabstimmung von Bewegungsabläufen und reguliert die Muskelspannung. Das Hirnareal liegt im hinteren Teil der Schädelgrube, teilweise verdeckt vom Großhirn. Fachleute unterscheiden drei Bereiche: 

Das Vestibulocerebellum beeinflusst die Körperhaltung, sichert das Gleichgewicht und ist wichtig für die Feinabstimmung der Augenbewegungen. Außerdem koordiniert es Bewegungsabläufe. Dafür erhält es Informationen aus dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr. 

Das Spinocerebellum sorgt dafür, dass ein Mensch gehen und stehen kann, ohne darüber nachzudenken. Es verarbeitet Informationen darüber, in welcher Position sich Arme, Beine und Oberkörper befinden oder welche Muskeln angespannt sind. Dabei kontrolliert es Bewegungsentwürfe, insbesondere für die Zielmotorik.

Das Pontocerebellum präzisiert und korrigiert willentliche Bewegungen. Es sorgt zum Beispiel dafür, dass eine Person gezielt nach etwas greifen kann, und steuert die Kehlkopfmuskulatur beim Sprechen. Das Pontocerebellum dirigiert Bewegungen und gleicht Abweichungen mit Vorerfahrungen ab.

Die Diagnose

Die Ärztin oder der Arzt befragt die betroffene Person nach ihren individuellen Trinkgewohnheiten. Eine anschließende Blutuntersuchung kann weitere Hinweise auf eine Schädigung liefern. Dabei werden im Labor vor allem das Blutbild sowie die Leber- und Gerinnungswerte bestimmt und der Vitamin-B1-Spiegel gemessen. 

Koordinations- und Gleichgewichtstests helfen dabei, das Ausmaß einer Kleinhirnschädigung abzuschätzen. Mittels Neurografie kann in einer neurologischen Praxis gemessen werden, wie schnell die Nervenbahnen Reize weiterleiten. Dafür werden Elektroden auf der Haut angebracht, die elektrische Impulse aussenden. Eine Computertomografie kann außerdem den Schwund des Kleinhirns sichtbar machen.

Behandlungsmöglichkeiten 

In der Regel erhalten Betroffene zunächst ein Präparat mit Vitamin B1, unterstützend hilft eine ausgewogene Ernährung . Im Rahmen einer Physiotherapie können Koordinationsfähigkeit und Gleichgewicht gezielt trainiert werden. 

Die wirksamste Behandlungsmethode stellt jedoch der Verzicht auf Alkohol dar. Es gibt verschiedene Wege, wie eine zugrunde liegende Alkoholkrankheit behandelt werden kann.