#GesundeZukunftNds: Heinz Meinecke zur Pflege im Seniorenheim Misburg
Interview aus Niedersachsen
Im Rahmen des Förderprojekts "Starke Pflege" unterstützt die Techniker Krankenkasse (TK) stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen sowie Krankenhäuser dabei, gesundheitsfördernde Maßnahmen und Strukturen im Betrieb zu schaffen. Seit 2005 ist Heinz Meinecke Geschäftsführer des Seniorenzentrums Misburg in Hannover. Im Interview spricht er über die Präventionsmaßnahmen, worauf es beim Umgang mit Pflegepersonal ankommt und inwiefern Digitalisierung in seiner Einrichtung auch eine Chance bietet.
TK: Vom Ingenieur im Bauwesen zum Geschäftsführer des Misburger Senioren Zentrums (MSZ): Herr Meinecke, Sie haben viel erlebt und sogar eine Zeitlang in Westafrika gelebt. Erzählen Sie uns doch ein bisschen was über sich, ihren Werdegang und wie Sie letztlich zur stationären Pflege kamen.
Heinz-L. Meinecke: Ich war über 20 Jahre mit meiner Familie für eine deutsche Baufirma im Nahen Osten, in Nordafrika und in Nigeria tätig. Nach unserer Rückkehr nach Deutschland im Jahr 2005 erwarb ich eine Betreibergesellschaft in Hannover/Misburg. Diese neue Aufgabe wurde sehr schnell eine Berufung für mich.
2009 begannen wir mit dem Bau einer 60-Betten Einrichtung. Es war immer unser Wunsch eine familiäre, individuelle und bedürfnisorientierte Pflege zu ermöglichen und den Menschen Respekt zu zollen, die unser Land damals wieder aufgebaut haben und in dem wir heute, trotz aller Schwierigkeiten, gut leben können.
Diese neue Aufgabe wurde sehr schnell eine Berufung für mich.
TK: Im Rahmen der TK-Förderung "Starke Pflege" bieten Sie ein Programm für die Bewohnerinnen und Bewohner an. Wie genau gestaltet sich das Projekt bei Ihnen und was sind die Ziele?
Meinecke: Im Oktober 2022 startete das Projekt "EIN LEBEN LANG FIT" im MSZ Seniorenheim am Wasserturm, gefördert von der Techniker Krankenkasse und extern begleitet von B2BFit. Der Förderzeitraum beträgt 24 Monate und endet voraussichtlich im August 2024. Die Mitarbeitenden von B2BFit und die soziale Betreuung des MSZ erarbeiten gemeinsam Ziele der Prävention für Pflegebedürftige - Gesundheit schützen, gesundheitliche Risiken minimieren, dem Fortschreiten der Pflegebedürftigkeit entgegenwirken.
Hier werden spezielle Workshops durchgeführt, wie zum Beispiel die Förderung körperlicher Aktivitäten oder die Durchführung von Bewegungs- und Wohlfühltherapien. Auch ein Rollator-Training, welches sehr beliebt ist, oder kognitive Gesundheitsförderung wird geboten. Außerdem gibt es Einzelangebote für dementiell veränderte Bewohner sowie einen individuellen und bedürfnisorientierten Umgang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern.
Für die Zukunft planen wir eine Multiplikatoren-Schulung für die Mitarbeitenden der sozialen Betreuung für die Zeit nach der Beendigung des Projektes zur internen Weiterführung. Zudem möchten wir Reisen mit der Virtual-Reality-Brille, ein Patenprojekt (begleitende Unterstützung für Neuzugänge durch Bewohnerinnen und Bewohner) sowie einen "Trimm-Dich-Pfad" mit Angehörigen-Einbindung bieten.
TK: Der Pflegesektor leidet in Bezug aufs Personal häufig unter starker Fluktuation. Wie wirken Sie dem entgegen?
Meinecke: Schon seit Jahren arbeiten wir in unserer Einrichtung mit dem Drei-Tage-Arbeitszeitmodell (Drei Tage arbeiten, Drei Tage frei). Die Arbeitszeit ist von 07:00 Uhr bis 19:00 Uhr mit 2,5 Stunden Pause. Die Bezugspflegekraft kann durch kleine, überschaubare Versorgungseinheiten individuelle Vorlieben und Bedürfnisse mit den von ihr zu versorgenden Bewohnerinnen und Bewohnern absprechen.
Dieses attraktive Modell der "Work-Life-Balance" ergibt für unsere Mitarbeitenden, in der Pflege etwas sehr seltenes, nämlich planbare Freizeit. Auch zu erwähnen ist eine leistungsorientierte, übertarifliche Bezahlung, betriebliche Krankenversicherung und hohe, gelebte Wertschätzung des gesamten Personals.
Dieses attraktive Modell der "Work-Life-Balance" ergibt für unsere Mitarbeitenden, in der Pflege etwas sehr seltenes, nämlich planbare Freizeit.
TK: Wie muss sich die Pflegebranche verändern, damit auch in Zukunft eine gute Pflege möglich ist?
Meinecke: Die Pflegebranche sollte gesellschaftlich eine höhere Anerkennung erfahren, nicht nur in Pandemiezeiten, um als Beruf für Auszubildende und Quereinsteigerinnen und -einsteiger interessant zu sein.
Ein gutes Arbeitsklima trägt stark zur Motivation und Anerkennung bei und kann als Qualitätsmerkmal eines Seniorenheims betrachtet werden. Sicherheit schaffen durch ansprechbare Leitungspersonen und festes Personal.
Die Pflegebranche sollte gesellschaftlich eine höhere Anerkennung erfahren.
TK: Digitalisierung ist auch im Bereich der Pflege ein Stichwort. Welche Rolle spielt sie bei Ihnen in der Einrichtung?
Meinecke: Seit Einführung der Digitalisierung ist eine hohe Zeitersparnis bei der Leistungserfassung zu verzeichnen. Bei gewissenhafter Dokumentation vereinfacht es die interne Kommunikation deutlich.
"Starke Pflege" Förderung der TK
Die Techniker unterstützt stationäre, teilstationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen, sowie Krankenhäuser dabei, gesundheitsfördernde Strukturen nachhaltig in den Pflegealltag zu etablieren. Dabei stehen die Beschäftigten sowie die Pflegebedürftigen im Fokus.